Sie ist auch als "heilige Blume" bekannt: Der Lotus ist wohl jedem schon mal begegnet. Dieser ist mit einer immensen symbolischen Bedeutung geladen. Doch was steckt hinter der zelebrierten Blume? Was bedeutet sie und was drückt sie aus?
Als "Lotus" werden im normalen Sprachgebrauch oft mehrere verschiedene Pflanzenfamilien bezeichnet. Überwiegend werden damit die echte
Lotusblume, auch als "Nelumbonaceae" bezeichnet aber auch verschiedene Seerosenarten. Botanisch gesehen sind die beiden nicht zu vergleichen, doch wegen ihrer optischen Eigenschaften werden die beiden oft als ein und dasselbe bezeichnet. Womöglich sind Sie dem Begriff "Blume des Lebens" schon mal begegnet.
Im Buddhismus steht der Lotus für
Treue, Reinheit des Herzens und wahre Schöpferkraft. Auch der Zustand der Erleuchtung wird oft mit der schönen Blume symbolisiert. Denn den buddhistischen Glauben nach liegt der Geburtsort Buddhas genau hier: in der Lotusblüte. Sie repräsentiert die Unabhängigkeit aller materiellen Dinge, das absolute Bewusstsein über das Selbst als auch die Abwesenheit weltlichen Wünschen und des Sterbens. Auch die Eigenschaften der Wiedergeburt, der Liebe und des Lebens werden dem Lotus zugeschrieben.
Foto: worradirek / Shutterstock.com Symbol für Reinheit
Wer schon mal einen echten Lotus gesehen hat, der wird sich nicht wundern, warum diese schöne Pflanze für das Leben nach dem Tod und für Reinheit steht. Der Lotus hebt sich klar von seiner Umwelt ab. Er wächst in Tümpeln und schmutzigen, schlammigen Gewässern, und trotzdem wird er dank seiner äusseren Struktur nie dreckig. Schmutz und Dreck perlen einfach von ihr ab; Ihre reine Schönheit unantastbar. Wenn die Sonne untergeht, verschliesst sich die Blume und versinkt, nur, um am darauffolgenden Tag wieder in voller Schönheit zu erblühen.
Das reine Aufblühen im Schlamm steht als Sinnbild dafür, dass jeder Mensch auch unter schwierigsten Umständen Erleuchtung erlangen und aus jenen Umständen aus- und hervortreten kann. Der Schlamm wird als widrige Lebensumstände, Schlechtes und schlimme Taten wahrgenommen und der Lotus als die Spiritualität, die es bedarf, um zur Erleuchtung zu erlangen und sich zu befreien.
Götter und der Lotus
Der Lotus spielt auch in der Welt der hinduistischen Götter eine wichtige Rolle. Dem Hindu-Gott Vishnu soll Erzählungen nach eine
Lotusblume aus der Bauchmitte gewachsen sein. Brahma, der die Welten schöpfte, setzte sich auf diesem Lotus der Sage nach nieder und meditierte dort fortan. Auch der weisse Tempel in der Hauptstadt Indiens Neu Delhi ist geformt wie ein Lotus. Das Ziel der angehörigen Glaubensgemeinschaft Bahai ist die friedliche Vereinigung aller Regionen und das liebevolle Zusammenleben aller Menschen. Der Lotus wird als Sinnbild der Perfektion in allen Dingen verstanden und ein Symbol für Hoffnung.
Der Lotus im Yoga
Der Lotussitz ist eine unter
Yoga-Praktizierenden wohlbekannte Asana-Position und ein Klassiker unter den Sitzhaltungen im Yoga. Setzen Sie sich im Schneidersitz an einen Ort, an dem Sie entspannen können. Ziehen Sie Ihre Füsse nun unter Ihren Beinen hervor, sodass sie auf Ihren Oberschenkeln aufliegen - wie eine Brezel. Die Position vermag zunächst unbequem erscheinen, wird aber bei zunehmender Übung und Flexibilität angenehm. Ein Sitzblock kann ausserdem verwendet werden, um die Position zu vereinfachen. Legen Sie Ihre Hände nun offen auf die Knie, mit den Handoberflächen aufwärts. Zuletzt berühren Sie Zeigefinger und Daumen, um den Kreislauf der Energie zu ermöglichen. Dabei achten Sie auf eine gerade Sitzhaltung. Richten Sie Ihren Oberkörper auf und lassen Sie Ihre Schultern nach hinten fallen.
Der Sitz soll den Lotus nachempfinden, der auf der Wasseroberfläche - über den Dingen - schwimmt. Er soll ausserdem Freiheit von Turbulenzen und irdischen Konflikten schenken und einem ein Gefühl von Frei- und Losgelöstheit geben.
Im Yoga hat der Lotus eine ganz besondere Bedeutung. Auch hier steht er für Erleuchtung, besonders in Anbetracht des Dritten Auges, eines der Körperchakren, das auf der Stirn zwischen den Augenbrauen liegt. Das Dritte Auge steht für Erkenntnis und Weisheit und gilt als die Verbindung vom Irdischen zum Überirdischen. Beim Yoga geht es neben den körperlichen Übungen, den Asanas, weitgehend um
Meditation. Und genau deshalb wird der Lotus in der Yogapraxis so zelebriert, denn bei der Meditation wird auf dem Weg zur Erleuchtung Kontrolle über Kopf und Geist ausgeübt. Der Lotus steht sinnbildlich für den erleuchteten Zustand, den man erreichen möchte.
Lotus ist nicht gleich Lotus
Am weit bekanntesten ist wohl der weisse Lotus, doch die Blume kommt in den verschiedensten Farben vor. Hauptsächlich unterscheidet man zwischen dem amerikanischen und dem indischen Lotus.
Der weisse Lotus kommt aus Indien und gilt als die ursprüngliche heilige Blume, die geistige Reinheit und Göttlichkeit symbolisiert. Der weisse Lotus wird auch "Pundrika" genannt und steht für spirituelle Perfektion. Die weisse
Lotusblume wird auch mit dem Buddha in Verbindung gebracht.
Der "Utpala", der blaue Lotus, repräsentiert Ausdauer, Beständigkeit und die Gabe Herr seiner Sinne zu sein. Auch der blaue Lotus kommt in der Yogapraxis vor, denn genau diese Kontrolle ist ein Hauptziel der Meditation.
Der rote Lotus, auch "Kamala" genannt, hat eine ganz besondere Bedeutung. Die rote Blüte steht für Leidenschaft und Liebe, für ein reines Herz und für
Empathie und Mitgefühl. Auf der anderen Seite steht Kamala auch für Unschuld. Die Vielseitigkeit der Bedeutungen des roten Lotus symbolisiert ebenfalls die Komplexität aller Herzensangelegenheiten.
Die lila oder violette Lotusblume wird oft mit Selbsterkenntnis in Verbindung gebracht. Sie steht für das Erkennen der eigenen Bedürfnisse und die Akzeptanz des eigenen Selbst.
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