Sie sind Chimären;
Mischwesen zwischen Mensch und Tier. Sie stammen aus der
Fantasie und sind tief in der Folklore sowie der Geschichte des
Menschen verwurzelt. Manche von ihnen sind Glücksbringer oder Helfer, andere sind verlorene Gestalten - wiederum andere sind groteske und böswillige Geister, auf die wir uns keinen Reim machen können.
Fabelwesen haben in der menschlichen Kultur eine hohe Bedeutung und haben unser Weltbild nachhaltig geprägt. Sie kommen in Märchen und Geschichten, in Fabeln, Redewendungen sowie Sprichwörtern vor.
Das Bild des Phönix, der aus der Asche steigt, als Synonym für "gestärkt aus einer Sache hervorgehen", kennt wohl jeder. Doch obwohl die wundersamen Wesen aus unserer Sprache und Kultur nicht wegzudenken sind, kann ihre Existenz nicht belegt werden. Doch sie alle entspringen zumindest teilweise der Realität: So stammen die Geschichten über Meerjungfrauen wohl von den Sichtungen von Seekühen und auch Drachen sowie Riesen lassen sich wahrscheinlich auf die Funde von Dinosaurier- und Mammutknochen zurückführen.
Foto: Pchelintseva Natalya / Shutterstock.com Halb Mensch, halb Tier
Nicht zu verwechseln mit Fabeltieren - also vermenschlichten Tieren in Fabeln wie dem sprechenden Fuchs oder dem Hasen - stützt sich die Existenz der
Fabelwesen auf Mythen und angebliche Beobachtungen. Wir verdanken die Wesen der Neugierde und dem unerschütterlichen Drang des
Menschen nach neuem und kuriosem. Es ist unglaublich interessant zu sehen, was die Fantasie der Menschheit im Laufe der Zeit alles erschaffen hat. Ausserdem lässt sich durch die Fabelwesen vieles über unsere Kultur und Geschichte verstehen, denn über viele Hunderte Jahre glaubten die Menschen an die Existenz dieser übernatürlichen Kreaturen.
Im Folgenden werden Ihnen die kuriosesten Fabelwesen vorgestellt, die Sie wahrscheinlich noch nicht kannten, aufgeteilt in drei Kategorien: menschliche sowie tierische Gestalten und
Mischwesen.
Faun
Der Ursprung dieses kuriosen Fabelwesens liegt in den indogermanischen Mythen der um circa 1.200 bis 1.000 vor Christus in Italien eingewanderten Italiker. Der Faun wird als gehörntes bockfüssiges
Mischwesen, als eine Kreuzung zwischen Ziegenbock und Mensch, dargestellt. Sein Vater Faunus wurde als Gott des Waldes und der Natur verehrt. Er beschützte sowohl Hirten und Bauern als auch ihre Äcker und ihr Vieh. Seine Frau Fauna gebar ihm das zottelige, missgebildete Geschlecht der Faunen. Sie gelten als Halbgötter, die in den Wäldern wohnten und diese mit Schreien durchdrangen. Sie waren der Schrecken aller Nymphen, die den niederen Trieben der Faunen hilflos ausgeliefert waren. In der Kunst und Literatur wird er als Sinnbild der sexuell hemmungslosen Triebkraft verstanden. Auch heute noch beschreibt man einen lüsternen
Menschen als einen Faun. In der griechischen Legende ist der Faun auch als Pan bekannt.
Harpyie
Die Harpyie stammt aus der griechischen Mythologie. Sie wird zunächst als schöne Frau mit Vogelflügeln und gelocktem Haar dargestellt, die Sturmwinde verkörpert. Mit der Zeit verändert sich aber dieses Abbild und die Harpyie wird als hässlicher Dämon mit schütterem weissen Haar abgebildet. Laut den Legenden leben diese kuriosen Gestalten in einer Höhle auf der Insel Kreta und müssen dort Menschen töten, die den Zorn des Gottes Zeus auf sich gebracht haben, und Tote in die
Unterwelt bringen. Vergil, ein bekannter Dichter, beschreibt Harpyien als grosse Vögel, mit blassen Mädchengesichtern und scharfen krallenförmigen Händen.
Ghul
Schon mal von einem Ghul gehört? Das
kuriose, leichenfressende Wesen lässt sich in die persisch-arabische Kultur zurückverfolgen und kommt in verschiedenen Mythologien vor. Der Ghul ist ein gefährlicher Dämon, der seine Gestalt spielerisch verändern kann und Reisende von ihrem Weg lockt, um sie zu fressen! Ghule ziehen in Rudeln umher und machen Jagd auf Menschen. Auch auf Friedhöfen und Schlachtfeldern soll das kuriose
Fabelwesen vorgekommen sein. Es wird angenommen, dass Ghule einst Menschen waren, die nach vielen Jahren in Höhlen und Gruften zum Kannibalismus gezwungen worden sind. Durch die Geschichten von "Tausendundeine Nacht" wurde der kuriose Ghul auch in Europa schliesslich bekannt.
Hydra
Die Hydra ist ein aus der griechischen Mythologie stammendes Fabelwesen, welches einem mehrköpfigen, schlangenähnlichen Wesen gleicht. Ihr Name ist von der Wasserschlange abgeleitet. Eine der zwölf Aufgaben des Herkules war es, die Hydra zu besiegen. Der Haken an der ganzen Sache: Schlägt man dem Wesen einen Kopf ab, wachsen an derselben Stelle zwei nach. Der Kopf in der Mitte ist zudem unsterblich. Wie gewann der griechische Held den Kampf gegen das Ungeheuer? Die Geschichte besagt, dass Herkules die Hydra mit brennenden Pfeilen aus ihrer Höhle lockte, einen Kopf nach dem anderen abtrennte und mit einer Fackel die enthaupteten Hälse abbrannte, sodass kein neuer Kopf mehr nachwuchs. Den unsterblichen Kopf trennte er schlussendlich auch ab, begrub ihn am Wegesrand und rollte einen schweren Fels darüber.
Greif
Der Greif ist ein kurioses
Mischwesen: Sein Körper ist der eines Löwen, während sein Kopf und die Flügel denen eines Adlers ähneln. Er tritt in verschiedenen Varianten auf, wie zum Beispiel mit einem Schlangenkopf oder mit einem Skorpionschwanz. Das Fabelwesen stammt aus der Antike und sein Mythos soll laut Forschern mit dem Fund von Protoceratops-, also Dinosaurierknochen, geboren worden sein. Der Greif steht für Wachsamkeit sowie Stärke und in den altorientalischen Kulturen soll er Goldgruben und Schätze bewacht haben.
Fabelwesen reflektieren uns, unseren Glauben und unsere Kultur. Sie prägen uns durch Geschichten, Märchen und Erzählungen. Weiterhin lehren sie uns Mut, Vorsicht und Geduld. Sie inspirieren uns, regen uns zum Träumen an und lassen uns fürchten. Ganz egal, woher sie stammen, die wundersamen Wesen sind ein Teil von uns.
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