Der
Schatten, nach Carl Gustav
Jung, umfasst all das, was wir sind, aber auf keinen Fall sein möchten. Es sind Eigenschaften, die wir unterdrücken, verdrängen oder vollständig ablehnen. Seiten von uns, die uns möglicherweise Unbehagen bereiten oder mit denen wir uns nicht identifizieren wollen. Diese Aspekte befinden sich im sogenannten "Schatten" unserer Persönlichkeit. Der Tiefenpsychologe C.G. Jung beschreibt den Schatten als die verborgene, unbewusste Seite des menschlichen Geistes. Die Arbeiten des Schweizers veränderten die Sichtweise auf die Persönlichkeit und das menschliche Innenleben.
Foto: mmkarabella / Shutterstock.com Der Schatten
Jeder Mensch hat einen
Schatten. Und desto grösser das Licht, desto stärker gewöhnlich der Schatten. Der Schatten enthält nach
Jung den Gegensatz zu unserem naiven Selbstbild und der Person, die wir nach aussen hin sind. Er entsteht meist bereits in der Kindheit, indem wir als Schutzmechanismus Teile unseres Selbst verdrängen. C.G. Jung erklärt, dass das Unbekannte in uns Unsicherheit und Abwehr hervorruft, Urteil und Wertung in uns weckt und uns emotional werden lässt. Diese Reaktion beschreibt Jung als "Schatten-Projektion". Diese erkennt man zum Beispiel, wenn man auf eine Person negativ reagiert, weil man Seiten in ihr erkennt, die man in sich verdrängt oder abgestossen hat.
Der Schatten enthält alle Teile von uns, von denen wir meinen sie seien schlecht für unsere Beziehungen, für unser Berufsleben und vor allem für uns selbst. Der Schatten ist so tief in unser
Unterbewusstsein gerückt, dass es uns schwerfällt, eine Verbindung zu ihm herzustellen. Die Ungewissheit darüber, was der Schatten verbirgt und was wir entdecken, wenn wir ihn erhellen, löst in uns Unbehagen aus. Was, wenn uns das, was wir finden, nicht gefällt? Es ist eine Art Unsicherheit gegenüber dem eigenen Selbst. Doch was, wenn wir niemals herausfinden, wer wir wirklich sind? Vielleicht stossen wir auf grosses Potenzial, auf neue Möglichkeiten und aufseiten an uns, die uns vorantreiben und glücklich machen.
Eines ist wichtig zu wissen: Solange wir unsere Schattenseiten verstecken sind wir nicht frei. Unsere Schattenseiten sind dazu da, uns mit unserem Selbst zu segnen. Sie sind dazu da, uns zu lehren uns selbst als Ganzes zu akzeptieren. Sie sind die Ressourcen die es zu entdecken gilt. Verdrängte Schattenseiten sind uns nämlich nur dann gefährlich, wenn sie drohen in völlig unangemessenen Situationen hervorbrechen. Und das tun sie auch: Ihre Attacken scheinen hinterhältig und uns in den wichtigsten Lebensmomenten zu behindern. Ob in Form von überwältigender Furcht oder
Eifersucht, Neid oder Missgunst. Die unerwünschten
Gefühle finden immer ihren Weg an die Oberfläche.
Die Schattenarbeit
Bei der
Schattenarbeit geht es darum, die verdrängten Teile unserer Persönlichkeit sichtbar zu machen und uns mit ihnen auseinanderzusetzen. Sie machen uns zusammen mit den bewussten Teilen unserer Persönlichkeit aus. Bei der Schattenarbeit kann man auf verborgene Sehnsüchte stossen, auf Bedürfnisse nach Wertschätzung oder auch auf sexuelle Begierden, die einem vorher nicht bewusst waren. Wenn man sich seiner
Schattenanteile bewusst wird, lernt man sie zu akzeptieren und sie aufzudecken und sein Leben in vollen Zügen zu geniessen.
Bei der Schattenarbeit kann man wie folgt vorgehen:
1. Verdrängungsmechanismen identifizieren - um Verdrängungsmechanismen zu identifizieren, sollte man sich zunächst fragen, welche Anteile seiner Persönlichkeiten man verdrängt. Wo belügt man sich womöglich selbst? Manche Dinge werden schlichtweg verharmlost, andere einfach ignoriert. Man sollte sich fragen: Gibt es etwas an mir, was ich verleugne?
2.
Schattenanteile erkennen - um die Schattenanteile erkennen zu können, muss zunächst mit dem Unbewussten in Kontakt getreten werden. Um den vernünftigen, rationalen Geist zu "brechen" hat sich die Methode des ununterbrochenen Schreibens bewährt. Dazu wird einfach ohne Zeit zum Nachdenken geschrieben, bis man in einen automatischen Schreibfluss verfällt. Hierbei können viele unterbewusste Anteile des Schattendaseins aufgedeckt werden, welche nun bewusst betrachtet und verstanden werden können. Womöglich hatten diese Anteile zu einem bestimmten Zeitpunkt keine Daseinsberechtigung im Leben. Vielleicht wusste das frühere ICH auch einfach nicht anders mit einer schwierigen Situation umzugehen. Wie auch immer können diese wiederentdeckten Persönlichkeitsanteile eine grosse Erleichterung und Befreiung bedeuten.
3. Integration der Schattenanteile - das Annehmen der Schattenseiten ist eine Art Bekenntnis zu sich selbst. Man akzeptiert sich so, wie man ist und erkennt seine eigene Geschichte. Es ist ein Akt der
Selbstliebe und bietet eine schöne Möglichkeit, sich selber respekt- und verständnisvoll zu begegnen. Hat man sich früher ständig mit anderen verglichen und andere Menschen glorifiziert, setzt man sich nun mit seinen eigenen verborgenen Qualitäten auseinander.
4. Anteile zelebrieren - wenn die Schattenanteile angenommen und in das Leben integriert werden, hört endlich auch die Unterdrückung der eigenen Qualitäten auf. Es geht nicht mehr um den Vergleich mit anderen. Hat man einmal die eigene interne Welt beschritten, merkt man, dass die
Quelle des eigenen Selbst unermesslich ist. Man findet plötzlich Freude an sich, man ist überrascht und erfreut sich an der Vielfältigkeit seiner eigenen Person.
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