Animismus kommt von dem lateinischen Wort "anime", das
Seele oder Geist bedeutet. Es ist der
Glaube an eine Seele, die in Lebewesen (Pflanzen, Tiere, Menschen), Gegenständen, aber auch in Naturelementen oder in Schutzgeistern wohnt.
Diese Seelen oder mystischen
Geister, Manifestationen der Verstorbenen oder Tiergottheiten sind in der Lage, auf eine positive oder negative Art und Weise auf die greifbare Welt Einfluss auszuüben.
Der Begriff wurde im späten 19. Jahrhundert von Anthropologen verwendet, um Glaubenssysteme indigener Völker zu beschreiben. Animismus hat jedoch im Laufe der Geschichte eine wichtige Rolle bei vielen Kulturen der Welt gespielt. Die Überzeugungen gehören zu den ältesten bekannten Religionen, wie dem
Christentum oder dem
Islam.
Bis heute haben Menschen weiterhin animistische Überzeugungen und integrieren diese in ihr tägliches Leben. Die Betonung liegt jedoch anstelle von Gott oder Göttern auf Geister und die Verbindung und Vernetzung aller Dinge der Natur.
Foto: LuluBerlu / stock.adobe.com Ursprung des Animismus
Historiker glauben, dass der
Animismus für die menschliche
Spiritualität von grundlegender Bedeutung ist und zurückgeht zur Altsteinzeit, zu den damals existierenden Hominiden. In der Geschichte wurde von Philosophen oftmals versucht, eine Definition für spirituelle Erfahrungen zu beschreiben.
Etwa 400 Jahre vor Christus schieb Pythagoras über die Verbindung und die Vereinigung einer individuellen
Seele und der göttlichen Seele, die in allem existiert. Auch Aristoteles definierte, dass alle Lebewesen einen Geist besitzen. Die Idee eines Animus Mundi (Weltseele) geht auf diese antiken Philosophen zurück.
Anzeichen des Animismus finden sich in fast jedem Glauben antiker Völker, da der Glaube an die Existenz von Naturgeistern, Ahnengeistern sowie verschiedenen Geistern den auf allen Kontinenten lebenden Völkern innewohnt. Der Begräbniskult und der Ahnenkult, die in fast allen antiken Religionen präsent sind, sind eine der Erscheinungsformen, da beide Kulte den Glauben an das Leben nach dem Tod und die immaterielle Welt bezeugen.
Geister, Vorfahren und Naturkräfte im Animismus
Geister sind ein wesentlicher Bestandteil animistischer Überzeugungen. Sie kommen in allen Dingen vor - von Felsen und Bäumen bis hin zu Tieren, Pflanzen, Menschen sowie Naturphänomene.
Es wird angenommen, dass die Geister eine eigene Persönlichkeit haben und sowohl hilfreich wie auch schädlich sein können. Auch sollen sie Ereignisse in der Welt beeinflussen können. Deswegen zielen in animistischen Praktiken
Opfergaben und
Rituale darauf ab, die Geister zu besänftigen oder zu ehren.
Vorfahren spielen in animistischen Glaubenssystemen eine wichtige Rolle, da sie eine besondere Verbindung zu den Lebenden haben und als Vermittler zwischen der Geisterwelt und dem Diesseits fungieren. Um ihnen Respekt zu erweisen und um Führung durch sie zu erbeten, werden auch hier Rituale praktiziert und Opfergaben bereitgestellt.
Animisten glauben, dass Naturkräfte wie Wind, Wasser,
Feuer und Erde spirituelle Kräfte in sich tragen und werden nicht als etwas Selbstverständliches angesehen. Die Natur wird als Einheit angesehen, die Ehrfurcht und Schutz braucht. Deswegen werden in verschiedenen kulturellen Traditionen Feste und Zeremonien zu Ehren der
Naturgeister gefeiert.
Animisten erhoffen sich, indem sie die Geister erfreuen, Unterstützung im Diesseits und gutes Leben nach dem Tod.
Wie werden animistische Überzeugungen praktiziert?
Animisten sind auf der ganzen Welt anzutreffen, am stärksten konzentrieren sie sich jedoch auf bestimmte Gebiete in Afrika, Asien und Amerika. Doch in anderen Gegenden der Welt existieren Formen davon. Der Glaube an
Geister, die Verehrung der Toten und die Ausübung von Ritualen sind bei vielen Religionstypen weit verbreitet.
Je nach geografischer Region und Bevölkerungsgruppe unterscheidet sich die Ausübung der Praktiken. Viele Animisten führen jedoch ähnliche Rituale durch, um die Geister um sie herum anzubeten und zu besänftigen. Meist findet dies in Gruppen und im Freien statt. Manchmal wird das ganze Dorf mit einbezogen.
Die Rituale können aus Tänzen und Gebeten, begleitet mit Opfergaben, bestehen. Der Grund dafür ist die Hoffnung,
Segen für ihr Leben zu erhalten, was die Ernte, Fruchtbarkeit, Genesung oder Lösung von Problemen beinhalten kann. Geister werden auch verehrt, damit ihnen oder Familienangehörigen kein Schaden zugefügt werden kann.
Auch an Orten, an denen
Animismus praktiziert wird, ist der Glaube an Objekte zur Abwehr des Bösen weit verbreitet. Dabei kann es sich um einen
Talisman, um den Hals einer Person handeln, um einen Stoff, der an Türen aufgehängt wird, oder um Schnüre, die um die Taille oder das Handgelenk gebunden werden. Diese Rituale variieren auf der ganzen Welt.
Beispiele von animistischen Überzeugungen
Animismus wird häufig mit primitiven Kulturen in Verbindung gebracht. Doch
Elemente sind jedoch in wichtigen, organisierten Religionen der Welt zu beobachten:
Shinto - eine Volksreligion in Japan hat im Mittelpunkt ihres Glaubens Geister, die Kami genannt werden, die alle Dinge bewohnen können.
Innerhalb der indigenen australischen Stammesgemeinschaft herrscht eine starke totemistische Tradition. Das Totem, meist eine Pflanze oder ein Tier, besitzt übernatürliche Kräfte und wird als Symbol verehrt.
Die Inuit in Nordamerika hingegen glauben, dass Geister jedes Wesen besitzen können, sei es belebt, unbelebt oder tot. Sie glauben zudem, dass alle Geister miteinander verflochten sind.
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