Die lange Geschichte Chinas wird massgeblich durch drei philosophisch-religiöse Systeme geprägt: dem
Buddhismus, dem
Konfuzianismus und dem
Daoismus. Das Konzept des Daoismus, des sogenannten Taos, handelt um die Essenz des gesamten Universums und wie diese die Existenz bestimmt. Die Ursprünge des Daoismus (auf chinesisch "Die Lehre des Weges") liegen im 4. Jahrhundert v. Chr., in den alten Schriften des Laotse. Er umfasst weitgehende Praktiken und Theorien wie das Konzept vom Qi, der Erkenntnis von Yin und Yang, der Kosmologie und verschiedenste Übungen und
Rituale zur geistigen und körperlichen Kultivierung.
Der Daoismus gehört neben dem Konfuzianismus und Buddhismus zu den "drei Lehren" Chinas. Trotz ihrer Unterschiede und ihrer differenzierten Auffassungen verschmolzen diese drei philosophisch-religiösen Systeme zu einer allgegenwärtigen chinesischen Tradition. Der Daoismus war in früherer Zeit eher eine philosophische und politische Strömung als eine Religion, die ganz bestimmte Vorstellungen hatte vom gesellschaftlichen gemeinschaftlichen Leben, und an das Konzept des "Nicht-Handelns" bzw. "Nicht-Eingreifens" (chin. "Wuwei") und "Von-Selbst-So-Sein" (chin. "Ziran") glaubten. Dabei ging es vor allem um den Glauben, dass ein Nicht-Eingreifen in die natürliche Entwicklung und Ordnung des Lebens zur natürlichsten Form aller Dinge im Leben führen würde.
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Die Idee vom "Dao" ist wegweisend für den
Daoismus. Der Begriff "Dao" wurde schon vor der Entstehung des Daoismus in China mit bestimmten philosophischen Grundgedanken in Verbindung gebracht. Doch erst der Daoismus verlieh dem Wort erst eine universelle Bedeutung. Das "Dao" bezeichnet ein von Laotse beschriebenes Prinzip, welchem die gesamte Welt zugrunde liegen soll. In sich vereint es alle Gegensätze und ist daher undefinierbar. Philosophisch gesehen ist das Dao ein begriffsloses Wort. Er ist eine Abstraktion mit einem tief einhergehenden Weltverständnis und vereint Sein und Nichtsein in einem. Das Dao zu definieren ist unmöglich, da eine Definition dessen eine Begrenzung wäre.
Der Glaube an den Daoismus
Laut der Lehre des Daos sollen sich alle Menschen auf dieser Welt nach dem grossen Dao ausrichten. Dieses besagt dass man durch das Nicht-Eingreifen und das schiere Beobachten der Welt sich dem eigenen Platz im Kosmos bewusst, und sich des Daos gewahr wird. Leitende Prinzipien in der daoistischen Ethik sind vor allem Spontanität und Natürlichkeit. Durch das Kultivieren der Intuition soll man besser in der Lage sein sich dem Lauf der Dinge hinzugeben und einen Zustand des Glücks erlangen. Nicht ist ewig, alles ist im Wandel. Anstatt an Dingen festzuhalten lehrt der
Daoismus sich dem Wandel anzupassen und ihn als Kernelement des Lebens zu verstehen.
Der Ursprung der Welt
In einer der Hauptschriften des Daoismus aus dem 4. Jahrhundert v. Chr., dem "Daodejing" , heisst es "der Weg brachte Eins hervor (...) ein brachte zwei hervor (...) die zwei die drei (...) und die drei die zehntausend Dinge". Das Dao lässt sich somit also mit dem Ursprung der Welt übersetzen. Das Zitat lässt erahnen, dass eine Einheit aus dem Dao hervorgegangen ist, die nicht benannt werden kann und aus der später Yin und Yang entstanden. Ab hier wird also das Konzept der zusammengehörigen Polaritäten gelebt. Auf die im Zitat erwähnten drei Dinge wird zwar nicht weiter eingegangen, es wird jedoch vermutet, dass sich diese Zahl auf die Triade "
Himmel, Erde und Mensch" bezieht, wobei mit Mensch der Kaiser gemeint ist. Aus diesen drei Dingen entstanden laut der Lehre zehntausend Dinge, also alles, was es auf dieser Welt gibt.
Yin und Yang
Der Begriff Yin und Yang bezeichnet die
Gegensätzlichkeit und doch Einheit aller Dinge. Yin und Yang beschreibt die unzertrennliche Verbindung aller Gegensätze - so wie Tag und Nacht, Freude und Trauer,
Mond und Sonne sowie Sommer und Winter. Die Verbindung und
Unzertrennlichkeit aller Dinge wird durch deren gegenseitige Abhängigkeit deutlich. Yin und Yang verdeutlicht die Einheit aller Gegensätze und besagt, dass in jedem Tag schon ein Stück Nacht steckt und andersherum, und es sich um einen immer wieder vorkommenden und vorhandenen Prozess handelt, der sich niemals aufhalten lässt.
Anhänger des
Daoismus sehen in ihm den Ursprung aller Dinge und die Vereinigung aller scheinbaren Gegensätze. Durch feine Intuition und Beobachten ohne Einzuschreiten kann man sich besser Anpassen und die Welt als Paradoxon begreifen. Diese Einsicht soll zu heiterer Gelassenheit und innerem Frieden führen.
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