Zwerge begleiten die meisten Menschen, seitdem sie denken können. Ob in
Märchen, Sagen oder Filmen - die kleinen Personen sind aus fiktiven Fantasy-Geschichten nicht mehr wegzudenken. Allerdings galten die kleinen Wesen nicht immer nur als Fiktion. Noch vor einigen Hunderten von Jahren galten Zwerge noch als realistische Lebewesen, die jedoch nichts mit "normalen" Menschen gemeinsam hatten. Doch was steckt hinter dem bekannten Begriff und wie schaut man heute auf die sogenannten Zwerge?
Foto: Valdis Skudre / Shutterstock.com Was ist ein Zwerg?
Etymologisch betrachtet, leitet sich das Wort "Zwerg" vom altgermanischen Wort "Twerc" ab, was so viel wie "klein, zart" bedeutet. In der germanischen
Mythologie werden die kleinen Menschen oft als kleinwüchsige, aber kräftige Gestalten beschrieben, die in Bergen und Höhlen wohnen und Schätze horten. Manche Quellen berichten auch von weisshaarigen Zwergen, die in den Wäldern leben.
In der Regel gelten die kleinen Wesen als freundlich und hilfsbereit, aber auch als verschroben und etwas exzentrisch. In manchen Geschichten haben sie magische Kräfte oder können Gegenstände herstellen, die kein Mensch fertigbringt. Allerdings gibt es auch Geschichten, in denen die kleinen Wesen böse sind und Menschen übel mitspielen.
Für Kinder sind
Zwerge oft Synonym für das Weihnachtsfest, da sie in vielen Weihnachtsgeschichten auftauchen, zum Beispiel als Begleiter des Christkindes oder des Weihnachtsmannes. Auch in
Märchen spielen die kleinen Wesen oft eine Rolle, zum Beispiel in "Schneewittchen" oder "Hans im
Glück".
Alles in allem handelt es sich bei einem Zwerg um eine kleine, fiktive Person, die entweder positiv oder negativ besetzt ist. Die Bezeichnung hat also vor allem etwas mit der Grösse zu tun und sagt nicht unbedingt etwas über die Persönlichkeit des Betroffenen aus.
Zwerge in der nordischen Mythologie
In vielen Kulturen werden
Zwerge als kleinwüchsige, aber kräftige Wesen dargestellt, die in den Bergen leben. In der nordischen Mythologie sind die kleinen Wesen ebenfalls anzutreffen - allerdings mit einigen Unterschieden zur allgemeinen Darstellung. So gelten Zwerge in der nordischen Mythologie oft als kunstfertig und listig, aber auch als unehrlich und geizig. Ausserdem sollen sie unglaublich langlebig sein.
Die meisten Geschichten über die kleinen Wesen spielen im Bereich der Schmiedekunst und Edelmetalle. So sollen beispielsweise die Zwerge Durin und Dvalin die ersten Schmiede gewesen sein, die aus Metall gearbeitete Waffen und Rüstungen angefertigt haben. Auch andere berühmte Artefakte wie Mjölnir, der Hammer des Gottes Thor oder Gleipnir, das Band, das Fenriswolf gefesselt hat, sollen von den kleinen Wesen stammen.
Eine besondere Stellung nehmen die Zwerge Brokkr und Eitri ein, die gemeinsam mit dem Gott Loki eine Wette eingingen. Die Herausforderung bestand darin, aus
Gold und Eisen jeweils etwas Nützliches zu erschaffen. Brokkr und Eitri schufen Mjölnir sowie das Schwert Skofnung - Loki hingegen erschuf den Ring Draupnir, aus dem jede Nacht acht weitere Ringe wuchsen. Da Draupnir keinerlei praktische Verwendung hatte, gilt Loki damit bis heute als Verlierer der Wette.
Zwerge im Mittelalter
In vielen mittelalterlichen Quellen werden die kleinen Wesen als kleinwüchsige, aber kräftige Wesen beschrieben. Man glaubte, dass sie in den Bergen lebten und in der Nacht hervorkamen, um Gold zu stehlen. Viele Menschen fürchteten sich vor ihnen und sahen sie als böse
Geister an.
Einige Forscher glauben, dass die Vorstellung von Zwergen auf kleinwüchsige Menschen zurückzuführen ist, die im
Mittelalter lebten. In einer Zeit, in der Hygiene noch keine grosse Rolle spielte, waren viele Menschen körperlich deformiert. Die Leute sahen sie als Monster und glaubten, dass sie böse Kräfte hatten.
Es gibt auch Hinweise darauf, dass die Vorstellung von den kleinen Wesen aus dem Norden stammt, wo es damals viele Eis- und Schneemenschen gab. Im Mittelalter war es für die Menschen sehr schwer, diese Gegenden zu erreichen, und deshalb glaubten sie, dass es dort böse Kreaturen gab. Die kleinen Wesen wurden also entweder als kleinwüchsige Menschen oder als böse Kreaturen angesehen. In beiden Fällen waren sie für die Menschen etwas Fremdes und Bedrohliches.
Zwerge in Sagen und Märchen
Auch in vielen Sagen und Märchen spielen die kleinen Wesen eine primäre Rolle. Meistens sind sie klein und kräftig und haben einen länglichen Bart. In manchen Geschichten sind sie freundlich und hilfsbereit, in anderen wiederum böse und hinterlistig.
Eine der bekanntesten Geschichten über Zwerge ist wohl die von Schneewittchen und den sieben Zwergen. Auch der Nibelungenhort spielt in einer
Sage eine zentrale Rolle. Hierbei handelt es sich um einen Schatz, der von den Zwergen Fafnir und Regin bewacht wird. Der König Siegfried tötet schliesslich Fafnir und nimmt den Hort an sich. Später wird er allerdings von Regin getötet, der seinen Bruder rächt. Die kleinen Wesen sind also sowohl in guten als auch in schlechten Geschichten präsent. Sie gelten meistens als kluge und tapfere Wesen, die aber auch gerne mal streiten oder intrigieren.
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