Spiritualität ist nicht greifbar und immateriell und doch wurden die Menschen seit Jahrtausenden sehr stark beeinflusst.
Götter wurden in der Natur geboren, um Naturereignisse zu erklären, die rational nicht interpretierbar waren, wie Blitze, Wechsel der Jahreszeiten etc.
Im Laufe der Zeit wurden Gottheiten zum Ordnungsprinzip der Gemeinschaften, in denen Kulte und Feiern die Zeiteinteilung der Landwirtschaft und den Jahreszyklus markierten. Ebenso entstanden moralische Gesetze, die in regulative
Elemente der Sozialethik verwandelt wurden.
Heute haben wir dafür wissenschaftliche Erklärungen und das Zusammenleben wird in vielen Teilen der Welt durch säkulare Grundsätze geregelt.
Doch eine Tendenz wird sichtbar: Monotheistische Religionen geraten ins Wanken und eine Wiederbelebung alter heidnischer Kulte werden wiederbelebt.
Foto: FamStudio / Shutterstock.com Wie entstand das Neuheidentum?
313 nach Christus wurde die Verfolgung von Christen beendet und Religionsfreiheit wurde ihnen garantiert.
Darauf starteten Missionierungen und Massenbekehrungen. Bewohner ländlicher Gebiete wurden Heiden genannt. Die Begriffe "Heide" und "
Heidentum" wurden in der
Vergangenheit von Christen verwendet, um Nichtchristen in abwertender Weise zu definieren.
Sie könnten sich auf Wikinger, Deutsche, Römer, Griechen beziehen, jede mit sehr unterschiedlichen Gottheiten und Kulturen. Der Begriff "Pagan" leitet sich von "Paganus" ab, dem Bewohner des Landes, also vom "Pagus", dem Dorf.
In ländlichen Gebieten überlebten lokale Kulte und Traditionen länger als in Städten. Im Laufe der Zeit wurde jeglicher geistige Ausdruck, der nicht mit dem Christentum übereinstimmte, unterdrückt, auch wenn es schon damals offiziell Religionsfreiheit gab.
Wie wird Neuheidentum definiert?
2000 Jahre später erleben wir das Aufblühen heidnischer Kulte, das mit dem Begriff "Neuheidentum" kategorisiert wird. Es ist ein Überbegriff, der viele verschiedene Formen von Spiritualität und Religionen umfasst, die von den alten heidnischen Traditionen vieler Teile der Welt inspiriert sind. Es wird auch als
Neopaganismus bezeichnet.
Es gibt keine Kirche und Dogmen, jeder bewegt sich selbstständig. Die Katalogisierung und Definition aller darin enthaltenen Strömungen wäre eine lange, mühsame und wahrscheinlich unmögliche Aufgabe.
Die neuheidnische Spiritualität hat zweifellos alte, aber ungenügend definierte Wurzeln, die bis in prähistorische Zeiten zurückreichen. Da es an schriftlichen Quellen mangelt, wird es noch komplexer, feste Punkte und Definitionen zu geben.
Welche Arten gibt es?
Das
Neuheidentum ist äusserst vielfältig und enthält polytheistische oder animistische Elemente. So haben die allermeisten Gruppierungen ähnliche Grundlagen.
Zum Beispiel glauben viele an ein weibliches und ein männliches Prinzip, das von zwei oder mehr Göttern repräsentiert wird. Anhänger versammeln sich in Gruppen und besuchen Veranstaltungen mit dem Zweck bestimmte Daten oder Ereignisse zu feiern (z. B. Tagundnachtgleiche oder Sonnenwenden). Praktiken werden oft im Freien und unauffällig abgehalten, da sie vom Mainstream häufig verspottet oder verurteilt werden.
Innerhalb des
Neopaganismus gibt es eine bemerkenswerte Vielfalt unterschiedlicher Strömungen, wie:
- Animistische Formen bis zur
Magie
- Anhänger der römischen Tradition bis zu den Praktizierenden der Hexerei
- Verehrer altägyptischer Götter
- Druidentum
- Ableitungsformen der keltischen Kultur
-
Wicca
So gibt es "Neuheiden", die mit den alten Religionen verbunden sind und versuchen den religiösen Traditionen der Vergangenheit wieder Würde und Leben zurückzugeben.
Wicca
Die wohl weltweit bekannteste Art des Neuheidentums ist unbestritten
Wicca. Die von Gerald Gardner in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kodifizierte Gruppe, ist im Wesentlichen ein spiritueller Pfad, mysteriöser Natur.
Rituale, Naturverehrung und komplexe Theologien sind darin enthalten und es gibt Millionen praktizierender Anhänger weltweit.
Neuheiden können sich entscheiden, sich einer der verschiedenen bestehenden Gruppen anzuschliessen. Er kann seinen spirituellen Weg auf gemeinschaftliche Weise gehen oder sich privater Art widmen.
Neopaganismus im Allgemeinen
Es ist eine lebensbejahende Religion, deren Sinn nicht in einer zukünftigen Existenz liegt. Das Streben ist im Hier und Jetzt.
Viele Neuheiden sind pantheistisch. Sie erleben die Göttlichkeit nicht ausserhalb von uns, sondern als etwas, von dem wir ein Teil sind. Diese Kraft ist in uns selbst und im Leben enthalten.
Sie erkennen weibliche Göttinnen an, die gleichberechtigt sind.
Neuheiden streben danach, sich auf die Rhythmen der Natur einzustimmen und sich im gegenwärtigen Ort und der Zeit zu verwurzeln. Eine Möglichkeit, dies zu tun, besteht darin, den Wechsel der Jahreszeiten und die Sonnenwenden und Tagundnachtgleichen zu feiern.
Sie erschaffen ihre eigenen Rituale, um ihre Erfahrungen und ihr Dasein mit dem grösseren Kreislauf des Lebens in
Beziehung zu setzen und die Welt neu zu verzaubern.
Neuheidentum ist vielseitig und nicht traditionell. Die Anhänger suchen nach lebensbejahenden Symbolen und Lehrer aus modernen und alten religiösen Traditionen.
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