Hatten Sie es schon mal mit einem
Narzissten zu tun? Wenn ja, dann wissen Sie sicherlich, wie energieraubend es sein kann, wenn man mit
Narzissmus konfrontiert wird. Immer nur geht es um ihn oder sie; andere scheinen ihm oder ihr völlig egal zu sein; der gesamte Kosmos scheint sich nur um diese eine Person zu drehen. Doch was steckt genau hinter dem Begriff "Narzissmus"? Welche Ursachen und Formen von Narzissmus gibt es? Und wie geht man am besten damit um? Diese Fragen werden wir im folgenden Beitrag beantworten.
Foto: Prazis Images / stock.adobe.com Was ist Narzissmus?
Diese komplexe Charaktereigenschaft beschreibt eine ausgeprägte Selbstzentriertheit, die dazu führt, dass eine Person die Bedürfnisse ihrer Mitmenschen weitgehend ignoriert. Obwohl hin und wieder jeder Mensch narzisstische Züge zeigen kann, sind echte
Narzissten oft unfähig oder schlichtweg nicht bereit, die Bedürfnisse anderer zu berücksichtigen und die Auswirkungen ihres Verhaltens auf andere zu verstehen.
Welche Ursachen stecken dahinter?
Die genauen Ursachen für
Narzissmus sind zwar nicht vollständig bekannt. Es gibt aber mögliche Zusammenhänge mit verschiedenen Faktoren:
Umfeld: Wer in der Kindheit entweder übermässig verwöhnt oder stark kritisiert wurde, ohne dass dies den tatsächlichen Erfahrungen und Leistungen entsprochen hat, kann im Laufe des Lebens narzisstische Eigenschaften entwickeln.
Es wird jedoch auch vermutet, dass Narzissmus mit bestimmten vererbten Eigenschaften und Persönlichkeitsmerkmalen in Zusammenhang steht.
Weitere mögliche Ursachen/Gründe sind:
- Negative Erlebnisse in der Kindheit oder sogar Vernachlässigung
- Übermässiges Lob und Bewunderung als Kind
- Sehr autoritäre oder übermächtige Eltern
- Gestörte Selbstwahrnehmung
- Mangelnde
Empathie-Entwicklung
- Perfektionismus und übertriebener Ehrgeiz
- Geringes Selbstwertgefühl, das überkompensiert wird
- Angeborene Veranlagung oder genetische Faktoren
- Gesellschaftliche Einflüsse und kulturelle Normen
- Das ständige Streben nach Anerkennung und Macht
Menschen, die Anzeichen von Narzissmus zeigen, können äusserst charmant und charismatisch sein. Vor allem in Beziehungen, wo sie ihrem Partner/ihrer Partnerin anfangs möglicherweise keine negativen Verhaltensweisen zeigen. Narzissten neigen dazu, sich gerne mit Menschen zu umgeben, die ihr
Ego streicheln, und bauen nicht selten oberflächliche Beziehungen auf. Und das meist nur, um ihr eigenes Selbstbild zu stärken.
Die verschiedenen Arten
Es gibt drei Arten von
Narzissten, die verschiedene Ursprünge haben und sich auf unterschiedliche Weise in Beziehungen äussern können:
1. Grandioser
Narzissmus: Menschen mit diesem Verhalten wurden wahrscheinlich in der Kindheit so behandelt, als wären sie anderen überlegen oder ständen über ihnen. Diese Erwartungen können sie bis ins Erwachsenenalter begleiten. Sie neigen dazu, anzugeben und sich als etwas Besseres zu betrachten. Grandiose Narzissten sind oft aggressiv, dominant und überschätzen ihre eigene Bedeutung.
2. Vulnerabler-fragiler Narzissmus: Diese Form von Narzissmus entsteht in der Regel als Reaktion auf Vernachlässigung in der Kindheit. Menschen mit verletzlichem Narzissmus sind oft sensibler. Sie nutzen das narzisstische Verhalten als Schutzmechanismus, um sich nicht als nicht genug zu fühlen. Obwohl sie sich anderen gegenüber minderwertig und überlegen fühlen können, reagieren sie empfindlich oder gar ängstlich, wenn andere sie nicht so behandeln, als wären sie etwas Besonderes.
3. Maligner Narzissmus: Der maligne Narzissmus wird auch als die gefährlichste Form bezeichnet, bei der Menschen über eine ausgeprägte Kombination von narzisstischen und antisozialen
Charaktereigenschaften verfügen. Sie können manipulativ, rücksichtslos und sogar aggressiv sein, um ihre Ziele zu erreichen, ohne Rücksicht auf die
Gefühle oder Bedürfnisse anderer. Ihre Beziehungen sind häufig von Ausnutzen und Ausbeutung des Partners geprägt.
Gemeinsame Merkmale von narzisstischen Charakterzügen können unter anderem sein:
1. Ein starkes Anspruchsgefühl: Sie glauben, dass sie anderen überlegen sind und ein Extraansehen verdienen, obwohl sie die Regeln oft für sich selbst nicht gelten lassen.
2. Manipulatives Verhalten: Sie versuchen, andere zu beeinflussen oder zu kontrollieren, um ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.
3. Ein ständiges Bedürfnis nach Bewunderung: Narzissten suchen ständig Anerkennung und loben sich selbst, um ihr Ego zu stärken.
4. Mangel an Empathie: Sie sind nicht in der Lage, sich in die Gefühle und Bedürfnisse anderer einzufühlen und tragen nur selten Verantwortung für ihr eigenes Verhalten.
5. Arroganz: Narzissten sehen sich selbst als überlegen und können unhöflich oder beleidigend gegenüber denen sein, die sie als minderwertig betrachten.
Sie sehen also: Wer es mit einem Narzissten oder allgemein mit Narzissmus zu tun hat, der hat es nicht leicht. Umso wichtiger ist es daher, dieses Phänomen zu erkennen und ebenso zu verstehen, damit man zwischenmenschliche oder romantische Beziehungen mit einer solchen Person bewältigen kann. Doch wie geht man damit richtig um?
Unsere Tipps für den Umgang mit Narzissmus:
Wissen ist Macht: Informieren Sie sich über alles, was mit narzisstischen
Charaktereigenschaften zu tun hat! Nur so können Sie die Verhaltensweisen und Eigenschaften des
Narzissten erkennen und besser verstehen. Wer sich darüber informiert, kann realistische Erwartungen entwickeln und angemessen auf bestimmte Situationen reagieren.
Setzen Sie Grenzen! Seien Sie sich selbst gegenüber klar, was Sie akzeptieren und was nicht. Auch wenn es den Narzissten möglicherweise verärgert oder enttäuscht, ist es wichtig, dass Sie Ihre eigenen Bedürfnisse und
Emotionen immer (be-)schützen.
Kommunizieren Sie! Sprechen Sie offen und ehrlich über Ihre Bedürfnisse und Gefühle. Formulieren Sie Ihre Anliegen positiv und bedacht. Denn: Narzissten können konstruktive Kritik oft schlecht aufnehmen.
Bleiben Sie gelassen! Wenn der Narzisst versucht, einen Streit zu provozieren oder Sie zu manipulieren, reagieren Sie nicht impulsiv. Bleiben Sie ruhig und gelassen, um sich nicht in negative Konflikte verwickeln zu lassen.
Suchen Sie sich Unterstützung im Umfeld: Bauen Sie ein starkes Unterstützungsnetzwerk aus Freunden, Familie oder professionellen Beratern auf. Das Leben mit einem Narzissten kann zu Unsicherheit und Selbstzweifeln führen, daher ist es wichtig, Menschen zu haben, die Ihnen helfen und Sie unterstützen.
Auf eigene Faust
Narzissmus zu bekämpfen, ist so gut wie nicht möglich. Sie können aber lernen, damit umzugehen und versuchen, eine Basis zu schaffen, die Ihren
Selbstwert erhält. Ihre Hauptaufgabe ist es, sich selbst zu schützen und dafür zu sorgen, dass Sie nicht auf Dauer unter dem Verhalten eines Narzissten leiden. Er oder sie muss grundsätzlich natürlich auch selbst bereit sein, sich zu reflektieren und die narzisstischen Charaktereigenschaften einzugestehen - was bei einem Narzissten offensichtlich ein schweres Unterfangen sein kann.
© Zukunftsblick Ltd.
Rechtliche Hinweise