Warum existiert der Mensch und die Welt an sich eigentlich? Gibt es Gott wirklich und was können wir über ihn wissen? Was macht den Menschen aus und haben wir eine Seele? Im Duden wird der Begriff folgendermassen erklärt: "
Metaphysik ist die philosophische Lehre die das hinter der sinnlich erfahrbaren, natürlichen Welt liegende, die letzten Gründe und Zusammenhänge des Seins behandelt." Die Metaphysik (kurz MP) befasst sich also mit den Problemen der Theorie der Philosophie und stellt die Welt und den Menschen infrage.
Als eine der vier grossen kantschen Fragen der Philosophie ist die Metaphysik neben der Erkenntnistheorie, der Anthropologie und der Ethik ein vollkommen eigenständiges philosophisches Gebiet. Die Fragen die den Inhalt dieser Gebiete darstellen sind folgende:
Für die Erkenntnistheorie: Was kann ich wissen?
Für die Ethik: Was soll ich tun?
Für die Anthropologie: Was ist der Mensch?
Und für die MP: Was darf ich hoffen?
Foto: Photosani / Shutterstock.com Meta oder Religion?
Sie sehen, dass die Kernfrage der MP sich fast schon religiös anhört. Und tatsächlich sind die grossen Weltreligionen zum Teil die verbreitetsten metaphysischen Modelle der Welt. Jacob Burckhardt drückte es folgendermassen aus: "Die Religionen sind der Ausdruck der ewigen und unzerstörbaren metaphysischen Bedürfnisse der Menschennatur." Religionen beantworten den Menschen seit jeher die grössten metaphysischen Fragen: Gibt es einen Gott? Was ist der Sinn des Lebens? Gibt es ein
Jenseits? Die
Wissenschaft kann diese Fragen nicht beantworten. Und auch die MP hat nicht unbedingt Antworten parat, sondern wirft vor allem Fragen auf, auf die sie selten Antworten hat.
Wissen, Wissen, Wissen!
Was macht den Menschen aus? Sein Durst nach Wissen. Wir alle streben von Natur aus nach ihm. Dies liegt zum Teil an unserer Gabe der Erinnerung und die
Liebe an der Wahrnehmung unserer Sinne. Dadurch entstanden auch wahrscheinlich die Wissenschaften. Der Mensch möchte Dingen auf den Grund gehen und begibt sich so ganz natürlich auf die Suche nach den Anfängen aller Dinge und des Seins. Die MP betrachtet die Erde nicht bloss als Materie, sondern erkennt auch die körperlosen Vorgänge und Energien an die es gibt. Platon sagt es gibt Ideen und ihre Erscheinungen in der materiellen Welt, doch was Ideen in dieser Welt in Bewegung setzen, kann auch er nicht erklären.
Geschichte
Abgeleitet aus dem Griechischen bedeutet "meta ta physica" so viel wie "das, was nach der Physik kommt". Erstmalig wird der Ausdruck von Andronikos von Rhodos im 1. Jahrhundert vor Christus erwähnt. Er war der Herausgeber von Aristoteles Werken und betitelte die Zusammenstellung seiner Schriften so weil diese hinter der Kategorie der Physik geordnet waren. Sie wird oft als "erste Philosophie" bezeichnet, weil sie sich mit dem Sein als Sein befasst.
Im Mittelalter wird die MP in die generelle und in die spezielle
Metaphysik eingeteilt. Die Generelle befasst sich mit dem Sein selbst, die Spezielle behandelt Themen wie Kosmologie, Psychologie und Theologie. Alles Wissen und der Rationalismus des 17. Jahrhunderts sind auf ihr basiert. Descartes sagte sogar, dass die Philosophie mit einer Blume zu vergleichen ist, dessen Wurzel aus der MP besteht, deren Stiel die Physik und die Blätter die
Wissenschaft an sich. Kant stellte die Theorie auf, dass es womöglich eine metaphysische Wissenschaft gibt, in welcher Objekte nur durch den Glauben an sie existieren. Im 19. Jahrhundert entwickelt sich der Positivismus und der Atheismus, und die Zeit der MP schien vorbei.
Was können wir aus der Metaphysik lernen?
Es gibt Dinge im Leben, die sich nicht erklären lassen. Jedenfalls nicht im klassischen Sinne. Wir leben in einer materiellen Welt, in welcher wir alles nachschlagen und lernen können. Auf der Metaebene ist es etwas anders. Liebe gibt es, das wissen wir alle, weil wir sie spüren können, aber beweisen lässt sie sich nicht. Nur was wir selber erleben oder spüren können, existiert in unserer Welt. Was bringt uns diese Einsicht aber?
Wenn wir wissen, dass das, woran wir glauben, für uns Wirklichkeit wird, können wir unsere Wahrnehmung beeinflussen. Es geht in der MP darum, hinter die empirisch erfassbare Welt zu blicken. Dies macht die
Metaphysik zu einem Bereich der sich mit unseren Sinnen und den entwickelten Wissenschaften nicht mehr begründen lässt. Sie ist reine Spekulation und kann weder belegt noch widerlegt werden. Sie treibt uns an, alles Rationale zu hinterfragen und bewegt uns dazu, Neues zu sehen und zu erleben.
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