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Lichtvision

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Sie gilt bis heute noch als eine einzigartige Erscheinung: Das ihr von Gott gegebene visionäre Charisma macht Hildegard von Bingen zu einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der deutschen Geschichte. Schon mit drei Jahren soll sie ihre erste Lichtvision erfahren und damit einen tiefen Einblick in das menschliche Wesen erlangt haben. Laut ihr steht alles in Verbindung: Natur, Mensch, Körper und Seele. Sie erkannte aber auch das grosse Potenzial von Steinen und Pflanzen. Vielleicht können wir gerade in der heutigen schnelllebigen und gespaltenen Welt viel mehr aus ihren Schriften lernen als gedacht. Sie können uns ein neues Verständnis zur menschlichen Seele, der Natur und unserer Umwelt ermöglichen.

Hildegard von Bingen wurde auch schon in ihrer Zeit von den Menschen als Botschafterin Gottes gesehen. Sie leitete ein Frauenkloster und hinterliess ein umfangreiches und bemerkenswertes schriftstellerisches Werk. Es ist eine grosse Spannbreite von Büchern, Briefen, theologischen Schriften bis hin zu Liedern und Gedichten. Auch naturkundliche Bücher schrieb sie.

Lichtvision Foto: ©  muratart @ shutterstock
Foto: muratart / Shutterstock.com

Geschichte

Hildegard war das jüngste von zehn Kindern. Ihre Eltern waren der edelfreie Hildebert von Bermersheim und seine Frau Mechthild. Geboren und aufgewachsen in Bermersheim in der Nähe von Alzey schickten ihre Eltern ihre Tochter im Alter von acht Jahren zu der Klausnerin Jutta von Sponheim zur geistlichen Erziehung. Die Klause war angelegt beim nahen Kloster auf dem Disibodenberg, wo die junge Hildegard die Gesänge und Psalmen Davids sowie die "Regula Benedicti", als auch in Liturgie und den liberalen Künsten; also Astronomie, Rhetorik, Musik, Grammatik und Dialektik gelehrt wurde.

Im Alter von 15 Jahren wurde Hildegard von Bingen Benediktinerin. Nach dem Tod der Klausnerin wurde sie zur geistlichen Mutter des Frauenklosters gewählt, welches sich in einem Wandel befand. Sie erhielt vier Jahre später den Auftrag Gottes, all das zu verkünden und zu dokumentieren, was ihr in der ersten Lichtvision sowie in den weiteren offenbart wurde. Dies war der Anfang der Entstehung eines der bemerkenswertesten Schriftwerke der europäischen Geschichte.

Ihre Intuition und ihre Begabung zu solchen Lichtvisionen erklärte Hildegard von Bingen, als plötzlich über sie gekommen. Bei einer Lichtvision sollen sich ihr die Geheimnisse der heiligen Schriften erschlossen haben. Sie betonte dabei immer, dass sich ihr die Visionen nicht im Zustand der Ekstase offenbarten, sondern im klaren Wachzustand. Obwohl sie zunächst zögerlich war, die Erkenntnisse ihrer Lichtvisionen mit der Welt zu teilen, ermutigte sie ein Freund und Lehrer, ihre anfänglichen Bedenken zu überwinden und sich der Untersuchung durch die Kirche zu stellen.

Ratgeberin durch und durch

Und tatsächlich wurde sie durch Papst Eugen III als Visionärin anerkannt. Die Spenden und die Anerkennung des Konvents wuchsen durch die Pilger und die Verbreitung der Nachricht der Hildegard von Bingen. Sie entschloss sich dazu, ihr eigenes Kloster auf dem Rupertsberg bei Bingen zu bauen, wo ihre theologischen Werke entstanden, wo sie ihre Kompositionen abzeichnete und wo sie ihre medizinischen Schriften verfasste.

Die einstige Eremitin wurde zur gefragtesten Ratgeberin des ganzen Reiches. Von Kaiser Barbarossa bis hin zur Königin Eleonore von England wendeten sich auch Mönche und Bischöfe an sie. Im Kern wurde ihr immer wieder die gleiche Frage gestellt: Wie gelingt mir mein Leben?

Was sah Hildegard von Bingen in ihren Lichtvisionen?

Die Lichtvisionen sollen traumähnlich gewesen sein. Jedoch sollen die Lichtvisionen zukunftsorientiert gewesen sein. Manche glauben, dass Hildegard von Bingen vielleicht ein Skotom, ein Problem mit den Augen hatte, welches dazu führt, dass man ein Lichtflimmern wahrnimmt. Viele glauben, dass sie tatsächlich die Dinge gesehen hat, die sie weitergab. Andere Forscher wiederum halten Hildegard von Bingen für eine sehr intelligente Frau, die ein Weg fand, ihre Meinung mit vermeintlichen "Lichtvisionen" zu untermauern. Im Mittelalter war es als Frau nicht einfach, Einfluss zu haben.

Ihre Lichtvisionen handelten über Ernährung und das richtige Leben, handelten von Ausgewogenheit und einer ganzheitlichen Sicht auf den Körper. Die Verbindung zwischen Mensch und Natur steht im Vordergrund ihrer Visionen. Auch die alternative Gesundheitslehre interessierte sie sehr, und so wurde sie zu einer der einflussreichsten Frauen der Geschichte. Wir können noch heute viel von der Visionärin und ihrem Lebenswerk lernen.



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