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Flugsalbe

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Hexen spielen primär in der europäischen Geschichte eine wichtige Rolle. Besonders im Mittelalter des 15. Jahrhunderts war die Hexenverfolgung auf ihrem Hochpunkt. Die magischen Damen lösten zwar eine starke Faszination in den Menschen aus, doch vor allem sorgten sie für Furcht unter der Bevölkerung. Viele Frauen wurden zu dieser Zeit vollkommen unberechtigt als bösartige Hexen verurteilt, die für den Tod von Kindern, von Vieh oder für Seuchen verantwortlich gemacht wurden.

Mit den Hexen ging im Mittelalter zudem ein weiterer besonderer Aspekt einher, den sogar Johann Wolfgang von Goethe in seinem weltbekannten Buch "Faust" noch aufgriff. Mit der Flug- oder Hexensalbe soll es den Frauen möglich gewesen sein, sich auf ihren Besen zu setzen und in die Lüfte zu fliegen. Noch heute sehen die meisten Menschen einen Zusammenhang zwischen Hexen und ihrem Besen.

Flugsalbe Foto: ©  n_defender @ shutterstock
Foto: n_defender / Shutterstock.com

Die Flugsalbe als physische oder mentale Wirkung?

Im Mittelalter war der Grossteil der Bevölkerung davon überzeugt, dass die Hexen die Flugsalbe zum Fliegen verwendeten. Sie rieben sich mit der Creme ein, um auf ihrem Besen zum Blocksberg oder an andere Orte zu gelangen. Allerdings sieht die Wahrheit nicht exakt so aus, wie es die Menschen zu dieser Zeit dachten. Denn der Flug mit dem Besen war nicht körperlicher, sondern geistiger Natur.

Das lag daran, dass die Flugsalben der Hexen viele giftige und psychoaktive Bestandteile hatten. Indem diese halluzinierenden Salben in die Schleimhäute der Frauen gelangten, hatten diese das Gefühl zu fliegen. Diese Flugreise fand allerdings nur vor dem geistigen Auge der Hexen statt, nicht jedoch in der Realität.

Die Flugsalbe in der Literatur und geschichtlichen Erwähnungen

Im Laufe der Jahrhunderte war die Hexensalbe unter verschiedenen Begriffen bekannt. Namen wie Buhlsalbe, Hexenschmiere oder Pappelsalbe waren in der Geschichte häufig zu hören. Schon in der Antike finden sich erste Erwähnungen einer solchen Flugsalbe.

Der griechische Dichter Homer schrieb bereits über die Göttin Hera, die sich mit einer Salbe einrieb und zu Zeus flog. Auch im alten Rom verfasste der Autor Apuleius einen Bericht, in welchem er von Hexen und deren Salben sprach, durch welche diese fliegen konnten.

Am stärksten war das Interesse an den Salben aber natürlich im Mittelalter ausgeprägt. Zu dieser Zeit schreiben unter anderem Abraham von Worms, Heinrich Kramer oder Johannes Hartlieb von den Salben der Hexen.

Nachtschattengewächse als Komponenten für die Flugsalbe

Welche genauen Rezepte die Hexen im Mittelalter verwendeten, ist heute nicht eindeutig nachzuweisen. Allerdings fielen bei den Geständnissen der befragten und gefolterten Frauen immer wieder bestimmte Inhaltsstoffe, die sich wiederholten.

Am häufigsten wurden die Stoffe Bilsenkraut, Stechapfel, Tollkirsche, Schierling, Eisenhut, Mohngewächs, Alraune und Fliegenpilz erwähnt, die noch heute durch umstrittene Geschichten bekannt sind. Diese pflanzlichen Komponenten der früheren Flugsalben sind hochgiftig und können bei den Konsumierenden starke Halluzinationen auslösen.

Diese Bestandteile gehören zur Familie der Nachtschattengewächse. Bei diesen handelt es sich um eine Liste von Pflanzen wie Gemüsearten, Obstsorten und Gewürzen, die für den Menschen potenziell giftig sein können. In der Regel werden die meisten dieser Gewächse allerdings gut vertragen, solange sie in Massen konsumiert werden. Zu den Nachtschattengewächsen zählen zum Beispiel auch Kartoffeln, Paprika, Tomaten oder Auberginen.

Natürlich sind diese Gemüsesorten nicht mit den Inhaltsstoffen zu vergleichen, die von den Hexen verwendet wurden. Zur damaligen Zeit wurden die Bestandteile für die Flugsalbe in einer hohen Menge verwendet, um eine psychedelische Wirkung zu erzielen und einen Flug zu ermöglichen.

Flugsalben in der Moderne

Immer wieder kommen Menschen auf die Idee, die alten Rezepte der Hexensalben selbst zu mischen und einzunehmen. Vorab lässt sich kompromisslos sagen, dass man Flugsalben auf gar keinen Fall einnehmen sollte, da diese in so gut wie allen Fällen hochgiftig sind. Zudem sind komplette Rezepte der früheren Flugsalben nicht mehr vorhanden. Zudem sollte einem der Fakt zu denken geben, dass die Salben und deren Inhaltsstoffe bereits im Mittelalter einen negativen Ruf hatten. Dieser Ruf entstand nicht nur durch die Hexen, sondern auch wegen der verwendeten Nachtschattengewächse und den anderen Komponenten.

Dennoch kommt es immer wieder vor, dass sich Menschen die Salben zusammenmischen und einnehmen. Sie denken, dass auch sie einen geistigen Flug wie die damaligen Hexen vornehmen können. Leider endet dieser Flug aber nicht auf dem erwünschten Blocksberg, sondern auf der Intensivstation, in einer geschlossenen Anstalt oder im schlimmsten Fall im Grab.

Experimentelle Versuche mit der Flugsalbe

Ein bekanntes Beispiel in Verbindung mit der Hexensalbe war der deutsche Autor und Okkultist Carl Kieselwetter. Er lebte von 1854 bis 1895 und war bekannt für seine Experimente mit Flugsalben, die ihm später zum Verhängnis werden sollten. Kieselwetter stiess bei seiner Suche nach einer Rezeptur primär auf das Nachtschattengewächs Hyoscyamin.

Er war davon überzeugt, dass er mit diesem Stoff geistige Visionen eines Hexenflugs wahrzunehmen schien. Sein tragisches Ende fand Kieselwetter schliesslich bei einem Hexensalben-Versuch mit dem berüchtigten Bilsenkraut. Hierbei verstarb der Okkultist.

Auch im 21. Jahrhundert werden Nachtschattengewächse wie Bilsenkraut noch immer als Rauschmittel verwendet. Nicht selten enden Experimente mit diesen Pflanzen mit einem negativen Resultat. Auch wenn viele dieser Pflanzen heute präzise portioniert in der Arznei angewandt werden, sollten Selbstversuche definitiv immer vermieden werden.



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