Zigeuner Tarot und die Mystik des Fahrenden Volkes

Obgleich wir in einer fortschrittlichen, zunehmend offeneren und immer toleranteren Gesellschaft leben, sorgen doch immer noch verschiedene Themen für zwiegespaltene Meinungen oder Abneigungen. Hierbei wird auf Überlieferungen, Überzeugungen oder Vorurteile der Mehrheit gebaut, ohne sich dabei eine eigene Meinung zu bilden.

Auf der anderen Seite gibt es dann eben auch die Menschen, die neugierig mit Neuem umgehen, selbst einen Blick hinter die Kulissen werfen, um sich so ein eigenes Bild zu machen.

So zum Beispiel auch, wenn es um Zigeuner (im heutigen Sprachgebrauch - Sinti und Roma) oder auch um Zigeunerkarten geht. Wohl jedem sagt dieser Begriff etwas und jeder hat wohl seine eigene Sichtweise dazu. Während einige hier vielleicht auf Abstand gehen, sind andere fasziniert von dieser anderen Welt und sehen diese als Bereicherung für ihr eigenes Leben, beispielsweise eben wenn es um Kartenlegen oder Wahrsagen geht.

Ein Wegweiser, der in bestimmten Situationen als Unterstützung dienlich sein kann.

Mystik der Zigeuner

Viele Geschichten und Mythen ranken sich um das Volk der Sinti und Roma und das Leben, das sie führten. Zu verschiedenen Epochen wurden sie verfolgt oder hingerichtet. Und auch in unserem Jahrhundert sind sie oftmals Anfeindungen ausgesetzt. Ein Grund, warum sie von Ort zu Ort weiterziehen, wie sie es früher schon getan haben.

Worauf auch der Begriff Fahrendes Volk basiert. Jedoch lässt sich bei der jüngeren Generation durchaus erkennen, dass sich viele von ihnen entschliessen sesshaft zu werden. Sowohl früher wie auch heute noch, sind das Handlesen wie auch das Kartenlegen eine ihrer Einnahmequellen.

Es heisst, dass die Wahrsagekünste der Zigeuner schon früher besonders präzise und zutreffend waren. So, als ob sie tatsächlich eine besondere Gabe besitzen, die sich bei keinem anderen Volk vergleichbar finden lässt.

Verschiedenen Überlieferungen zufolge soll dies auch darin begründet sein, dass sie ihrer Kultur und Tradition folgen und sich immer Mutter Erde verpflichtet haben. Im Gegenzug wurde ihnen die Fähigkeit geschenkt, mithilfe der Karten in die Zukunft zu sehen und so anderen Menschen ihre Hilfe zuteilwerden zu lassen.

Und auch heute noch sind ihre Fertigkeiten ungebrochen. Man könnte sagen, dass ihnen die Begabungen und Fähigkeiten im Blut liegen und sie von Generation zu Generation weitergegeben werden. Somit werden sie wohl auch weiterhin ein Bestandteil der Kultur und Tradition des fahrenden Volkes sein.

Rund um das Kartendeck

Auch wenn aufgrund der Bezeichnung die Vermutung nahe liegt, dass die Zigeunerkarten von dem fahrenden Volk erfunden wurden, tauchten diese erstmals gegen Ende des 19. Jahrhunderts als Wahrsagekarten des österreichisch-ungarischen Kaiserreichs auf.

Die Herstellung und der Vertrieb von grösseren Stückzahlen an Kartendecks war damals problemlos möglich. Um den Verkauf anzukurbeln, wurde sich der Mystik des fahrenden Volkes und ihrer bekannten Wahrsagekünste bedient.

Das Deck des Zigeunertarots setzt sich aus 36 Karten zusammen. Ein Schlagwort in sechs Sprachen (Englisch, Französisch, Deutsch, Kroatisch, Italienisch, Ungarisch) schmückt ein jedes Kartenblatt, das bei der Entschlüsselung der Botschaft unterstützen soll.

Im Gegensatz zu anderen Kartendecks sind diese allerdings nicht nummeriert. Die klare Symbolik ist ein Spiegel alltäglicher Situationen der bürgerlichen Gesellschaft und somit auch angelehnt an unser heutiges Leben.

Die Zigeunerkarten werden oftmals auch als alltagsnahe Wahrsagekarten bezeichnet. Die Situationskarten stehen für reale Ereignisse oder Umstände. Doch lassen sich auch zahlreiche Gefühlskarten finden, die Bedürfnisse, Beklemmungen, Hoffnungen und Wünsche offenbaren können.

Jede Karte hat eine eigene Bedeutung. Jede Farbe ist mit einem bewussten Hintergrund versehen, wobei nicht nur die Szenerie, sondern auch Details Aufschluss über ein bestimmtes Thema geben können. Die umliegenden Karten spezifizieren diese und lassen entweder einen positiven oder negativen Aspekt erkennen.

Manchmal wird dadurch auch ein Aspekt neutralisiert. Ganz gleich, welches Legesystem zum Einsatz kommt, es ist wichtig, die ausgelegten Karten als ein Bild zu betrachten. Und dieses dann im Zusammenhang zu interpretieren.

Im Vergleich zu anderen Wahrsagekarten gibt es beim Zigeunertarot kaum eine grosse Auswahl an Varianten. Tatsächlich gelten viele ältere Decks der Zigeunerkarten mittlerweile als begehrte Sammlerstücke. Zudem gibt es kaum aufschlussreiche und umfassende Literatur zu diesem Kartendeck. Vielleicht eine Erklärung dafür, dass es nur wenige Kartenleger gibt, die mit diesen Karten arbeiten.

Wie kann das Zigeunertarot uns unterstützen?

Wer die Gegenwart aber auch die Zukunft und Vergangenheit betrachten möchte, kann dies auch mit den Zigeunerkarten tun. Sie sind bestens geeignet, interessante Erkenntnisse zutage zu fördern.

Neben dem Thema Liebe und Beziehung können auch bestimmte familiäre Konstellationen oder Ereignisse näher betrachtet werden. Grundsätzlich lassen sich alle Themen des Lebens damit ansprechen. Auch das eigene Ich und die persönliche Weiterentwicklung lassen sich erkunden.

Mit einem Blick in die Karten können Fragen beantwortet, Steine aus dem Weg geräumt und Problematiken mit einer neuen Wertigkeit versehen werden. Aber auch bei der Entscheidungsfindung kann er hilfreich sein. Oftmals wird so auch der Stein ins Rollen gebracht, um notwendige Veränderungen zu erkennen und in Angriff zu nehmen.

Genau wie bei anderen Wahrsagekarten auch, sind die Aussagen der Zigeunerkarten keine Gesetzmässigkeit, nach der das Leben ausgerichtet werden muss. Es sind vielmehr mögliche Entwicklungen der Zukunft in einem bestimmten Bereich, welche richtungsweisend sein können. Denn jeder trifft seine eigene Entscheidung, was er aus den Botschaften der Karten für sich selbst macht.

Vielleicht sind Zigeunerkarten nicht nur der Mystik des Volkes wegen, sondern auch der geringen Verbreitung für viele eine interessante Alternative der Wahrsagekarten.

Dank des Zigeuner Tarots sind die Wahrsagekünste des fahrenden Volkes nicht ganz in Vergessenheit geraten. Und wenn wir wollen, können auch wir ein Stück weit davon profitieren. Lassen wir uns von der Mystik inspirieren und bereichern wir unser Leben.


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