Wir sind in der Regel so erzogen und konditioniert, zu verzeihen und nicht nachtragend zu sein und schon gar nicht, uns zu rächen. Wahre Grösse, Überlegenheit, Klugheit, Stärke liegt im Verzeihen, im nachsichtig sein. Auf keinen Fall einen Rachefeldzug anzetteln, das ist gleichbedeutend mit: "Ich habe mich nicht im Griff". Aber wohin mit der
Wut und der Lust nach
Rache? Beides sind natürliche, rein menschliche Empfindungen, die ein Ventil suchen. Es muss raus, sonst setzt es sich fest und richtet innerlichen Schaden an, so die Fachwelt.
Und das gab es schon immer: Eine Figur aus einem Stück von Shakespeare tötete aus Rache seine Feinde und machte Pastete, nicht Blutwurst, aus ihnen - dies ist eine Version über die Herkunft dieser Redewendung.
Foto: ra66 / Shutterstock.com Wut im Bauch – Ein Schrei nach Gerechtigkeit
Aber, wie entsteht ein intensiver Wunsch nach
Rache?
Er wird aus
Wut, meist fixiert auf eine Person, geboren. Weil man emotional und seelisch verletzt wurde, gedemütigt, gemobbt. Man fühlt sich in einer starken Form unfair behandelt. Gewaltanwendungen, die offensichtlich sind, fallen nicht darunter, hier kann man sich Gerechtigkeit durch juristische Verfolgung verschaffen.
Für Verhaltenswissenschaftler gibt es verschiedene Rache-Arten:
1. Die Rache, die in der Fantasie, im Kopf, im Traum stattfindet.
2. Die Rache, die zu realen, aber inakzeptablen Taten werden.
3. Die Rache, die in die Tat umgesetzt, etwas bewirken, sowohl beim Rächer, als auch beim Auslöser ankommen.
Rache - Eine Botschaft?
Studien stellen fest: Unterdrückte Rachegelüste verstärken die
Wut und kommen in anderer Form wieder hoch. Es ist völlig okay, derartig negative Gefühle zu haben. Man darf auf jemanden wütend sein und es auch sagen und es zeigen. Idealerweise zeigt der Verursacher / die Verursacherin Einsicht, noch besser er oder sie entschuldigt sich, oder macht es wieder gut.
Nur was ist, wenn man an den Schuldigen oder die Schuldige nicht herankommt? Gründe gibt es viele. Wie sagt man es dem unfairen Chef/Chefin? Welche Konsequenzen hat das für meinen Job? Wie der Ex-Freundin, die einem den Verlobten weggeschnappt hat? Wie dem trickreichen Geschäftspartner, der mit rechtlichen Schritten nicht zu packen ist, der aber die Firma ruiniert und sich bereichert hat? Was macht man mit dem fiesen Nachbarn, der einem das Leben schwer macht? Dann bleibt nur eins: Die unbändige Lust auf
Rache.
Willkommen im Club der Teufelinnen
Sie kennen sich seit der Grundschule, zwischendurch haben sie sich aus den Augen verloren, endlich klappt der lang geplante Mädelsabend. Jede hat ihre eigene Beziehungsgeschichte und dann finden sie eine Gemeinsamkeit. Sie heisst: Paul. Kerstin, Petra und Ute hatten eine unterschiedlich lange, mehr oder weniger intensive
Beziehung mit ihm - dem Paul. Das wäre ja nicht weiter schlimm, sie betrachten genau das Zeitfenster.
Am Ende kommt raus, Paul wohnte mit Kerstin zusammen, traf sich auf "Geschäftsreisen" mit Petra, und Ute lief im letzten halben Jahr parallel. Was für ein kleines Arschloch. Sie erkennen nun alle drei die gemeinen Spielchen, Lügen und falschen Versprechen, mit denen Paul alle drei getäuscht hat. Mir hat er eine Verlobungsreise versprochen, mit mir wollte er zu meinen Eltern und mir hat er gesagt, dass er sich am Jahresende trennen wird. In der Luft liegen Aggression,
Wut und auch
Rache-Gedanken. Lass uns wieder treffen, das zahlen wir ihm heim. Zwei Wochen später, bei Sushi und Sekt. Jede hat ein "Racheprojekt" vorbereitet und stellt es den anderen vor. Ein anderes Ziel sollte es sein, Paul zu stoppen, bevor er noch mehr Herzen bricht. Ein weiteres: Vergeltung für verlorene Stunden und Tränen.
Die Liste der Gemeinheiten ist spannend:
- Ein Liter Milch in die Lüftungsschlitze seines "geliebten" Autos kippen
- Sex-Puppe per Express senden (anonym, auf Rechnung), zur Neuen
- Arbeitskollegin eine Terminänderung für ihn durchgeben: das Lack und Leder Club-Treffen ist auf nächsten Samstag verlegt. Ort bleibt: Gerrys-Gay-Bar, Passwort: Peitschen-Gaudi
- Geschenke von ihm zerstören. Fotos machen. Senden.
- Er ist verreist: Briefumschlag mit frischen Sardellen durch den Briefschlitz stecken.
Was für ein Kopfkino. Allein der Gedanke: Wir könnten, wenn wir wollten. Aber die härteste Strafe ist doch, ihn komplett zu ignorieren, null Aufmerksamkeit. Und ganz grausam: Er muss mit sich selbst bis zu seinem Lebensende klarkommen - das geschieht ihm recht! Auf die Rache. Cheers, Mädels!
Auge um Auge
Eine typische Art der Rache in Liebesbeziehungen ist, Gleiches mit Gleichem heimzuzahlen. Miriam ist mit einem Kollegen fremdgegangen, vorher war es der heisse Kellner vom Lieblingsitaliener. Und davor? Vergessen! Streit, Trennung, Verzeihen, Versöhnung. Seit fünf Jahren, Achterbahnfahrt.
"Jetzt reicht es, ich kann nicht mehr." Sagt Jonas. "Dafür muss sie büssen". Er gibt alles und verführt - Die beste Freundin von Miriam, ein Langzeit-Single. Sie gehen zusammen ins Theater, belegen einen Tango-Kurs und kochen vegan. All das, was Miriam gerne mit ihm gemacht hätte - er hasst es auch jetzt, aber so ist das Spiel.
Er fühlt sich stark, lebendig und ist mit sich zufrieden. Aber das ist leider nur ein kurzes Glück. Was bleibt ist die Verletzung, plus das schlechte Gewissen. Und das Hauptproblem zwischen Miriam und ihm bleibt ungelöst. Jonas Schwester sagt, er solle sortieren. Jonas wacht auf.
Rache kann Machtverhältnisse wieder gerade rücken. Rache zeigt Grenzen auf und kann einen besseren Umgang miteinander bewirken. Sie hält demjenigen einen Spiegel vor, wie er/sie andere verletzt hat. Und vor allem zeigt es ihm/ihr, dass man mit den Folgen leben muss, wenn man nicht etwas ändert. Die Beispiele im Text sind drastisch und wir empfehlen nicht zur Nachahmung!
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