In allen Bereichen unseres Lebens sollte das Verhältnis der Hilfsbereitschaft immer ausgeglichen sein. Ansonsten kommen wir unweigerlich an den Punkt, an dem wir unzufrieden werden. Gestresst und kraftlos sind. Und irgendwann auch unsere
Lebensqualität darunter leidet. Wenn wir das vermeiden wollen, müssen wir in bestimmten Situationen auch mal "Nein" sagen.
Mitleidstour, Schmeicheleien, Überrumpelung, Schuldgefühle auslösen, Druck oder Erpressung: Dies sind einige der möglichen Wege, wenn andere uns dazu bringen wollen, ihrer Bitte nachzukommen.
Familie, Freunde, Bekannte oder Kollegen, irgendwie möchte gefühlt andauernd irgendjemand, irgendetwas von uns - Zeit, Geld, helfende Hände, Ideen oder einen Rat. Ein offenes Ohr, Anwesenheit oder Begleitung. Vielleicht sollen wir aber auch etwas kaufen. Die Bitten sind so vielfältig wie die Menschen selbst. Und nicht immer fällt uns das Neinsagen leicht.
Foto: Dmytro Buianskyi / Shutterstock.com Warum es wichtig ist, auch an sich selbst zu denken
Was ist mit uns? Mit unseren Bedürfnissen, Interessen und Wünschen? Nur wenn wir diese kennen, werden wir wissen, wann der richtige Zeitpunkt ist. Um "Ja" zu sagen. Um einen Kompromiss zu schliessen. Oder um "Nein" zu sagen und für diese Meinung auch einzutreten. Damit können wir bewirken, dass wir selbst nicht immer wieder zu kurz kommen. Wie auch unsere eigenen Vorhaben und Projekte oder die Menschen, die uns wirklich am Herzen liegen. Und wir können verhindern, dass ein anderer Mensch eine Lebensentscheidung für uns trifft, selbst wenn er es im Grunde wirklich gut mit uns meint.
All dies steht ebenfalls für den Respekt, den man sich selbst gegenüber erbringt. Gleichzeitig gewinnen wir so auch den Respekt unserer Mitmenschen. Und die, die uns für unsere Entscheidungen nicht respektieren, sind nicht die Menschen, mit denen wir uns umgeben sollten. Denn wir werden es niemals allen recht machen können. Selbst wenn wir alles Erdenkliche dafür tun.
Doch das müssen wir auch gar nicht. Es ist unser Leben und damit geht es ebenso um unser eigenes
Wohlfühlen. Also sollten wir es auch uns recht machen. Auf uns achtgeben. Für uns sorgen. Wir sind genauso wichtig! Erlauben wir uns Nein zu sagen. Es ist unser gutes Recht.
Anders ausgedrückt: Gesunder Egoismus, also die notwendige Selbsterhaltung, ist die beste Prävention. Und gleichzeitig unterstützt diese Einstellung die
Lebensqualität. Es lohnt sich diesen Weg zu gehen, wenn er auch nicht immer einfach erscheinen mag.
Die Kunst des Neinsagens
Zugegeben, diese Aussage hört sich im ersten Moment ein wenig abgehoben an. Ist sie aber nicht. Denn wie bereits in unserem vorherigen Text aufgezeigt, gibt es verschiedene Ursachen, warum wir (manchmal) Schwierigkeiten mit dem Neinsagen haben.
Es ist tatsächlich eine "Kunst", zum richtigen Zeitpunkt Nein zu sagen, ohne sich selbst schlecht zu fühlen und sein Gegenüber zu verärgern. Nur wenige Menschen beherrschen die Fähigkeit wirklich.
Doch die gute Nachricht ist: Man kann lernen, "Nein" zu sagen. Den
Mittelweg zwischen Egoismus und Gutmütigkeit zu gehen.
Wenn jemand mit einer Bitte auf uns zukommt, gestehen wir uns eine kurze Bedenkzeit zu. Das verhindert, dass andere uns einfach überrumpeln. Ausserdem haben wir so die Möglichkeit, die Konsequenzen unserer Antwort abzuwägen.
- Wie wichtig ist uns dieser Mensch? In welcher
Beziehung stehen wir zueinander?
- Wie oft haben wir schon etwas für sie/ihn getan?
- Hätte er/sie die Bereitschaft, auch etwas für uns zu tun?
- Was könnte bei einem "Nein" passieren?
- Welchen Aufwand bringt die Bitte mit sich? Was muss investiert werden?
- Wird irgendjemand oder irgendetwas wegen der Erfüllung zurücktreten oder leiden müssen?
Die elementarste Frage ist jedoch:
- Haben wir realistisch betrachtet wirklich Lust, die notwendige Zeit und Energie zu investieren?
Nein sagen, aber richtig
Das A und O dabei: Die Kommunikation und natürlich auch die Handlungen selbst darauf abzustimmen.
Ein Nein sollte immer klar und deutlich, aber auch freundlich und mit so viel Respekt wie möglich, ausgesprochen werden.
Das Neinsagen wirkt um einiges weicher, wenn wir uns für das in uns gesetzte Vertrauen bedanken.
Ob wir nun nicht können oder nicht wollen, einer Bitte sollte immer mit Verständnis begegnet werden.
Auch, wenn wir praktisch nicht zur Verfügung stehen, können wir möglicherweise dem anderen doch helfen, indem wir eine Alternatividee zur Lösungsfindung anregen.
Wir müssen uns für ein "Nein" nicht rechtfertigen. Doch kann eine Begründung helfen, dass unser Gegenüber dieses leichter annehmen kann. Gleichzeitig kann er erkennen, dass es nichts mit seiner Person zu tun hat, sondern das Nein in anderen Ursachen begründet ist.
Sind einfach nur Umstände oder Zeitpunkt gerade ungünstig, könnte eine Teilerfüllung der Bitte oder ein Gegenangebot die Lösung für beide Seiten sein.
Vor allem, wenn unser Gegenüber ein Nein nicht gewöhnt ist, könnte dieser mit Hartnäckigkeit reagieren. Hier ist es wichtig, ohne schlechtes Gewissen, zu der gefällten Entscheidung zu stehen. Sich nicht überreden oder unter Druck setzen zu lassen.
Noch ein kleiner Tipp als Augenöffner - einfach mal die Hilfsbereitschaft über einen gewissen Zeitraum aufschreiben und zusammenrechnen. Das können Zeit wie auch Geld sein. Was kostet es uns, wenn wir immer wieder Ja sagen?
Uns allein obliegt es, ob wir Ja oder
Nein sagen. Eine jede Entscheidung sollten wir ganz bewusst fällen. Denn es geht nicht nur um Prävention. Es geht auch um
Freiheit und unsere
Lebensqualität.
Ob Business, Familie, Freundschaft oder
Liebe und Beziehung - auch wir selbst sind wichtig!
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