In Deutschland führt aktuell jeder beziehungsweise jede Achte eine
Beziehung auf
Distanz, eine sogenannte
Fernbeziehung - unfreiwillig, einfach der Lebenssituation geschuldet. Hauptgründe: Job und Ausbildung.
Je weiter weg, desto länger der Zeitraum bis zum Wiedersehen, desto anstrengender, desto grösser die Sehnsucht.
Die gute Nachricht: Fernbeziehungen haben auch Vorteile. Und es gibt grosse Chancen für ein Happy End.
Foto: Space_Cat / Shutterstock.com Es ist, wie es ist
Die Situation ist fix, die Entscheidung ist gefallen. Jetzt ist nicht der Moment, um zu jammern, in Selbstmitleid zu baden. Man muss es akzeptieren, oder die Partnerschaft direkt beenden. Mehr Optionen gibt es nicht. Wenn man meint, dass es sich lohnt, weil dieser
Partner der Richtige ist, dann also das Beste aus der
Fernbeziehung machen!
Klar ist, er hat es nicht getan, um möglichst weit weg von dir zu sein - auch er leidet unter der räumlichen
Trennung.
Er ist es, der sich in einer fremden Umgebung, gegenüber neuen Kollegen und anderen Widrigkeiten behaupten muss. Auch Sorgen und ein schlechtes Gewissen sind im Gepäck. Also, machen wir es ihm nicht noch schwerer, sondern unterstützen ihn.
Alleinsein ist nicht gleich Alleinfühlen
Zu einer
Fernbeziehung gehört, dass man nach einem langen Tag - Studium, Job, Kinder oder alles zusammen - keine Zweisamkeit hat. Der Mensch an seiner Seite ist Kilometer weit weg. Zusammen anstossen, das Essen geniessen, eng an eng tanzen, keine Schulter zum Anlehnen, keine Berührung, keine Körper, die ineinander verschmelzen - das ist bitter und es kostet viel Kraft.
Da hilft nur eins: Diese Ausnahme-Zeit als etwas Kostbares ansehen, sie so angenehm wie möglich gestalten und vor allem, nicht verplempern. Alte Freundschaften pflegen, neue eingehen. Alle Serien sehen, die er doof findet. Zum Pilates-Kurs anmelden, einen Onlinesprachkurs belegen (am besten in der passenden Landessprache). Vegane Küche ausprobieren oder Nachhilfe geben.
Alles, was uns ausgeglichener und fröhlicher macht, wird uns der
Partner in der Ferne danken, weil er merkt, dass wir klarkommen und freudig auf ihn warten.
Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser?
Schon in einer normalen Beziehung ist Vertrauen die ultimative Basis für eine funktionierende Beziehung. Auf
Distanz ist Vertrauen doppelt und dreifach wichtig - ein zu viel an
Eifersucht garantiert tödlich. Darüber müssen sich beide von Beginn an klar sein und, falls nötig, schon vor Abreise daran arbeiten.
Eva und Sven sind seit zwei Jahren verheiratet, beide IT-ler. Dann kommt das Top-Angebot für Sven, ein Projekt in Silicon Valley. Zusammen haben sie entschieden, dass er diese riesengrosse Chance nicht verpassen soll. Eva ist stolz auf Sven und gönnt ihm diesen Karrieresprung. Auch er ist traurig über die Trennung auf Zeit. Alles geklärt, alles spannend, doch dann kochen die
Gefühle hoch. Er lernt neue Kollegen und vor allem Kolleginnen kennen - alles auf freundschaftlicher Basis. Man verbringt nach dem Job auch die Freizeit miteinander.
Quälende Nächte mit Kopfkino, lähmende Tage mit Zweifel, zu Hause dominiert die Leere. Um sich sicherer zu fühlen, textet Eva ihn im 30-Minuten-Takt an: SMS, WhatsApp, Messanger etc. Die Antworten werden immer kürzer, die Reaktionszeit immer länger. Texte kommen falsch rüber, werden missverstanden - man kann
Emotionen nur schwer digital rüberbringen. Sven fühlt sich kontrolliert und unter Druck gesetzt, Streit und Sendepause im Wechsel.
Die Freundin in gleicher Situation weiss Rat:
Liebe ist, wenn man sich aus der Ferne ganz nahe fühlt. Macht einen festen Termin via Skype oder Facetime aus. Erzählt von eurem Tag, eurer Arbeit, einfach alles, auch Belangloses und, was euch besonders wichtig ist. Das ist spannend und beruhigend zugleich.
Ich vermisse dich auch, ich mache das für uns und es ist endlich. Wir haben doch unser Ziel vor Augen. Halt durch, ich zähle die Stunden bis zum nächsten Wiedersehen. Das ist die Message, die zusammen schweisst, düstere Gedanken vertreibt und viel
Lust aufeinander macht.
Leidenschaft auf Distanz
Ein Plus für die
Liebe: Es bleibt prickelnd und eingefahrene Beziehungskisten erfahren einen Refresh. Für manche ist es wie in der Verliebtheitsphase - als ob sie sich gerade kennenlernen und Sex im Fokus steht. Mit heissen SMS-Liebesbotschaften - Dirty Talks und Videos in sexy Dessous - so steigt die Vorfreude aufeinander riesig an. Übrigens: Ein handgeschriebener Liebesbrief, der nach Parfum/Aftershave riecht, kann den gleichen Effekt erzielen.
Wohin führt uns dieser steinige Weg?
Urlaub, Geburtstag, Familienfeiern,
Weihnachten, Silvester - sind schon im Januar im gemeinsamen Kalender gefixt. So hangelt man sich von einem Highlight zum nächsten. Aber wie sieht es mit der gemeinsamen
Zukunft, in ein, zwei oder in fünf Jahren aus? Ziehen wir zusammen? Wenn ja, wo? Was ist mit Kindern? Das sind zentrale Fragen. Man sollte sie nicht zu lange vor sich herschieben.
Ehrlich, bestimmt und mutig nach dem Zukunftsplan des Partners fragen. Und wenn man schon einmal dabei ist: Wer zahlt das nächste Flugticket oder die Tankfüllung? Geldfragen sind nicht romantisch, aber auch hier notwendig.
Auch wenn die Antworten enttäuschen, wehtun, man bekommt zumindest eine Chance zu agieren. Man weiss, woran man ist. Alles andere ist nicht fair.
Eine starke Beziehung und gestärkte
Partner, die Erfahrungen, die einem keiner nehmen kann, all das ist der Gewinn aus dieser nicht einfachen Zeit einer
Fernbeziehung. Darauf kann man am Ende richtig stolz sein und man hat viel zu erzählen.
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