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Blog: Welt der Esoterik

Ghosting - ein Phänomen in der Dating-Welt

05.01.2021

Eine Person, der man sich nahe fühlt - egal wie lange und wie tief die Beziehung ist - verschwindet, von jetzt auf gleich. Ohne ersichtlichen Grund, ohne Signale, ohne Vorwarnung, ohne Erklärung, einfach urplötzlich weg. Nicht mehr erreichbar, über keines der vielen Medien. Gelöscht, blockiert, abgetaucht, in Luft aufgelöst.

Als wäre alles, was man von ihm/ihr kannte, was man mit der Person erlebt hat, nur ein Hirngespinst, ein Traum, ein Fake. Man hatte also eine Beziehung mit einem Ghost.

Früher sagte man dazu: Verdünnisieren, verduften, die Fliege machen, die Kurve kratzen. Auf jeden Fall war es moralisch und gesellschaftlich das Allerletzte. Wer sich so verhalten hat, wurde nicht entschuldigt, es war eine Schande und er oder sie ein Schuft. Wer auf diese Art verlassen wurde, musste für lange Zeit, vielleicht für immer darunter leiden. Besonders, wenn die Umstände es noch dramatischer machten, wie ein uneheliches Kind, ein Eheversprechen.

Beenden der Beziehung, Warum wird man geghostet? Foto: ©  Eugene Partyzan @ shutterstock
Foto: Eugene Partyzan / Shutterstock.com

Ich „paarschüppe“ jetzt

Verstärkt durch Corona, lernen sich Suchende im Netz kennen und lieben. Nicht mehr zufällig im Park, im Café, im Club, sie haben einen Account auf einer alters- und zielgruppengerechten Dating-Plattform. Flirten und sich näher kommen, so wie es bei den Eltern war, ist nicht angesagt. Wie auch? Mit Maske über zwei Drittel des Gesichtes? Wo auch? Beim Discounter an der Kasse?

Die gefilterten Partner sind schnell ermittelt, dank schlauer Algorithmen. Texte fliegen hin und her. Man streichelt die Handy-Oberfläche öfter und intensiver als die Haut eines anderen? Enttäuschen die weiteren Chats mit dem Kandidaten, bevor dieser die Chance hatte, Wirklichkeit zu werden, klickt man einfach den nächsten an. Getreu nach dem Motto Next please!. Beliebtestes Tool zum Beenden der Beziehung ist übrigens: Ghosting.

Warum wird man geghostet?

Hauptmotiv: Feigheit. Man hat Sorge vor einem Streit, vor Gefühlsausbrüchen, Vorwürfen, Beschimpfungen. Wenn man eine Auseinandersetzung als Bedrohung sieht, oder es einem sehr peinlich ist, dann wählt man genau diese Art des Abschieds.

Andere wollen Macht, bestrafen oder manipulieren. Sie lieben es, andere in der Hand zu haben, mit ihnen zu spielen und dann fallen zu lassen, ganz nach Lust und Laune. Und dann einfach sang- und klanglos zu verschwinden. Weil sie es können.

Oder es ist die Bequemlichkeit, einfach wisch und weg. Spart Zeit und Nerven und Datenvolumen. Das ist beim Online-Dating völlig normal. Die reellen Partner lassen sich nicht so einfach wegwischen. Der Schaden und die Qualen sind offline.

Gesagt, getan. Mein ich will, dass ich das jetzt durchziehe. Es ist meine Aufgabe, diese Beziehung zu beenden, so wie ich es für richtig halte. Was der andere davon hält, oder wie er damit klarkommt, ist nicht meine Baustelle.

Ausnahme: Wenn eine Handgreiflichkeit die Ursache für das Ghosting ist. Wenn durch ein Abschiedsgespräch noch schlimmere Reaktionen zu erwarten sind. Dann ist es ein legitimes Mittel, drastisch auszusteigen. Man kann es als eine Art Zeugenschutzprogramm ansehen.

Plötzlich Ghosting-Opfer

Es hat vielversprechend begonnen. Für beide war es die zweite Liebe. Ilka, eine erfolgreiche Vertrieblerin, Andres im Sozialwesen tätig. Erst Chats, dann Datings, dann zusammenziehen. Er war emotional und konnte prima kochen, im Bett lief es super. Beide gönnten sich ihre Freiheiten. Ilka hatte einen grossen Freundeskreis und Andres war Kitesurfer mit einem Wohnwagen an der Nordsee.

Und dann kam der Tag, als er vom Wochenende nicht wieder zurückkam. Zuerst waren da Sorgen: ein Unfall, Verletzung, Entführung etc.? Aber alle Erkundigungen liefen ins Leere. Er war einfach vom Erdboden verschluckt. Nach der langen, vergeblichen Suche wurde es Ilka langsam klar, sie wurde auf übelste Art verlassen, geghostet.

Was sie fühlte, war eine nie gekannte seelische Qual. Sie fühlte sich verraten, zu wertlos, um geliebt zu werden. Sie war nicht gut genug für ihn, sie hat versagt. Ihr Vertrauen wurde missbraucht, ihre Gefühle mit Füssen getreten.

Hat sie sich das alles nur eingebildet? War er jemals wirklich bei mir? War alles, was wir zusammen hatten, sinnlos? Auf der anderen Seite bleibt die leise Hoffnung, dass es sich noch aufklärt und er zu ihr zurückkommt. Diese Ungewissheit ist ein Brandbeschleuniger für Liebeskummer. Sie kann nicht abschliessen, keinen Neuanfang starten.

So gerne würde sie wieder mit einem Mann glücklich sein. Aber sie wurde gerade auf brutale Art zurückgewiesen, geghostet. Aber warum? Warum ich? Dann fühlt sie sich plötzlich schlecht und die Motivation, morgens aufzustehen, ist nicht mehr vorhanden. Nach Gesprächen in langen Nächten haben ihre Freunde geholfen, den Ghost abzuhaken, einen Schlussstrich zu ziehen. Mit erhobenem Kopf geht sie nun in die Zukunft.

7 Tipps gegen Ghosting-Kummer

1. Fragen Sie nicht nach dem Warum. Das werden Sie niemals erfahren und es ist auch völlig unwichtig. Wer sich so verhält, ist entweder nicht reif, hat Probleme mit sich selbst, oder ist einfach nur ein Idiot.

2. Machen Sie den finalen Cut. Wut und Rachegelüste sind auch völlig okay - lassen Sie sie raus.

3. Notieren Sie sich auf Zettel: Er hat mich nicht verdient. Ich bin zu gut für ihn.

4. Grübeln und Selbstzweifel führen zu nichts. Setzen Sie Ihre Energie und Zeit sinnvoll ein.

5. Halten Sie sich an Menschen, die Ihnen guttun. Mit denen Sie über Ihre Gefühle offen reden können. Die mit Ihnen fühlen und etwas zurückgeben.

6. Suchen Sie sich Ablenkung: Sport, Kunst, Kultur, Wellness, Gin-Tonic.

7. Konzentrieren Sie sich auf sich selbst. Gehen Sie besonders aufmerksam mit sich selbst um.


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