Eine der grössten Fallen in der Persönlichkeitsentwicklung ist wohl die spirituelle
Arroganz. Es ist sicher ein etwas delikates Thema, dennoch auch wichtig anzusprechen, denn wahrscheinlich ist jeder von uns ihr schon einmal begegnet oder sogar selbst darauf hereingefallen.
Foto: BlurryMe / Shutterstock.com Die spirituelle, persönliche Weiterentwicklung
Jeder, der seine Persönlichkeit entwickeln möchte, gerade im spirituellen Bereich, beschäftigt sich mit verschiedensten Themen. Man besucht vielleicht Kurse, Seminare, Workshops oder Gruppenanlässe. Tatsächlich haben diese ihre Wirkung und man hat vielleicht einen tiefgreifenden AHA-Effekt erlebt. Jedoch ist ein AHA-Effekt oder eine tiefgreifende Einsicht noch lange nicht die vollkommene
Erleuchtung oder Wahrheit.
Die Begeisterung über so eine
Bewusstseinserweiterung ist natürlich riesig, endet jedoch oft darin, dass man andere dann belehren möchte, oder man fühlt sich insgeheim als etwas Besseres.
Die neue Einsicht kann sogar in Extreme ausarten. Man drängt anderen regelrecht die neue Erkenntnis auf und reagiert sehr ablehnend gegenüber einer anderen Ansicht des Themas. Manchmal vertieft man sich immer mehr in dieses Thema und wird fast wie besessen davon. Es kann auch einfach in eine Besserwisserei ausarten und man wundert sich dann, warum sich die Menschen um einen herum zurückziehen, obwohl man ihnen doch nur helfen will!
Man wird also durch ein paar persönliche, tief ergreifende Erkenntnisse plötzlich zum Missionar, der die Erleuchtung mit dem Silberlöffel gefressen hat. Doch im Grunde genommen macht man nichts anderes, als permanent zu urteilen und zu werten. Man sollte sich an dieser Stelle aber fragen, ob dies tatsächlich der Sinn der Sache ist? Wer sich hier angesprochen fühlt oder einen solchen Menschen kennt, wird hier hoffentlich hellhörig.
Spirituelle Arroganz ist die Falle für das Ego!
Man sei darauf gefasst, bitte! Sie schmückt sich mit den Federn der falschen Nächstenliebe und dem Duft der Heuchelei. Schliesslich ist man ja besser als der Lehrer selbst und könnte alles besser machen, oder alle sind ja so nieder schwingend, dass sie gar nicht folgen können. Man möchte sich nicht mit denen abgeben, schliesslich ist man selbst so viel mehr wert ...
Studiert man aber die alten Lehren, dann taten die grossen Lehrer wohl eher das Gegenteil.
Buddha gab jeglichen Reichtum auf und Jesus gab den Armen Gehör und Trost. Leider ereilt viele diese Falle des Egos. Es ist also etwas sehr Verbreitetes und Zerstörerisches, denn man bedenke nur die Religionskriege, den Rassismus oder auch die Vernichtung ganzer Völker.
Natürlich ist das der Extremfall, aber dennoch ist es Realität. Jeder gute spirituelle Lehrer wird seine Schüler darauf hinweisen, nicht in diese Falle zu tappen und das taten sie auch. Viele andere Organisationen, Gruppen und Gesellschaften fanden ihren Fall in der spirituellen
Arroganz. Es ist eine menschliche Neigung und wir sollten sie auch nicht verleugnen. Man plustert sich gerne selbst etwas auf, so wie der Pfau, gerade wenn Konkurrenz da ist. Daran ist grundsätzlich nichts Schlimmes, solange man wenigstens einsieht, dass man es tut und man dieses Verhalten durchschauen kann.
So manch guter Kursleiter wird sich hier wohl auch wiederfinden, denn man hat immer wieder mit solchen Arroganzen zu argumentieren, manchmal fällt sogar die positive Gruppendynamik zusammen. Aber warum ist das so? Man möchte eigentlich an der Erweiterung seines Bewusstseins arbeiten und verfällt dann diesem
Ego-Kampf?
Ganz einfach, das
Ego hat Sorge, seine Identität zu verlieren! Das Ego braucht eine Identität, um Macht ausüben zu können, also kreiert es immer wieder eine neue, sobald die Alte nicht mehr dient. Im Falle einer wirklich tiefgreifenden spirituellen Erfahrung, bei der es ja darum geht, das Ego zu befreien, muss es also alle Geschütze hochfahren und hoppla, da haben wir die spirituelle Arroganz geboren.
Grundsätzlich das pure Gegenteil von dem, was wir eigentlich erfahren wollten, jedoch so geschickt getarnt, dass wir es lange nicht bemerken. Möglicherweise sogar ein Leben lang nicht.
Wie erkennt man diese Falle und wie kommt man wieder raus?
Als Erstes sollte man erkennen, dass die Erlebnisse, Einsichten oder Erkenntnisse, die wir hatten, mit der
Spiritualität immer nur unsere Persönlichen sind. Diese AHA-Momente sind unsere Botschaft an uns alleine. Man sollte sie also in
Demut und
Dankbarkeit entgegennehmen und in erster Linie für sich selbst umsetzen. Jeder Mensch ist in seiner Entwicklung an einem anderen Punkt, nämlich an seinem!
Hat man dies so weit begriffen, fällt alles andere schon fast weg. Möchte man sich mitteilen, dann sollte man immer nur von sich selbst sprechen, in Form von:
Ich habe etwas sehr Wichtiges für mich erfahren. Ich möchte daran wachsen und es tiefer erkunden. Hat man Menschen um sich herum, die sich immer als Bekehrer aufdrängen wollen, sollte man sie höflich darauf hinweisen, dass man sie nicht um Rat gefragt hat.
Man würde es vielleicht nicht glauben, aber die grossen, kleinen und echten Lehrer dieser Zeiten waren immer sehr bescheidene, respektvolle und demütige Menschen. Den grossen Zirkus um sie herum haben die Menschen erschaffen, doch sie selbst brauchten (brauchen) keine Aufmerksamkeit oder Sonderbehandlung. Am Ende ist es der Respekt vor dem Göttlichen in jedem von uns und das echte Mitgefühl für jeden Reisenden, Suchenden und Verirrten, der den Fall der spirituellen
Arroganz verhindert.
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