Wilfrid Voynich lebte während des späten 19. Jahrhunderts in London, wo er ein Buchantiquariat eröffnete. Auf der Suche nach seltenen Büchern, reiste er durch ganz Europa. Im Jahre 1912 stiess Voynich auf eine bemerkenswerte Sammlung in einem südeuropäischen Schloss. Vermutlich handelte es sich um die Villa Mondragone bei Frascati.
Die Sammlung wurde wahrscheinlich infolge der politischen Unruhen des frühen 19. Jahrhunderts dort untergebracht. Während er die Sammlung untersuchte, wurde seine Aufmerksamkeit auf eine Truhe gelenkt. In ihr befand sich ein Manuskript, das ihn für den Rest seines Lebens begleiten würde.
In einem Brief, der zusammen mit dem Manuskript gefunden wurde, und an Athanasius Kircher gerichtet war, schreibt Johannes Marcus Marci, dass Rudolf II. von Habsburg, Kaiser des Römischen Reiches, einer der Besitzer des Manuskripts gewesen sei. Und dass der Kaiser der Überzeugung war, der Universalgelehrte Roger Bacon sei der Verfasser des Manuskripts gewesen.
Der Einband besteht aus Pergament, ein gängiges Material für das Einbinden von Pergament-Blättern in der Antike. Es wird vermutet, dass einige Blätter fehlen. Weder auf der Vorder- noch auf der Rückseite wurde etwas vermerkt.
Der Verfasser war sehr geübt in der Anwendung von Farbe und Tinte. Das Manuskript weist keine Fehler oder Korrekturen auf. Geschrieben wurde mit Eisengallustinte und gezeichnet mit mineralischen Pigmenten wie Azurit oder Hämatit.
Das Manuskript setzt sich aus Texten und Abbildungen zusammen. Der Text weist Glyphen und Ligaturen auf, die Wörter bilden. Da bei der Herstellung des Manuskripts keine bekannte Sprache verwendet wurde, gehen Experten davon aus, dass es sich um einen Text handelt, der verschlüsselt ist. Eine Gliederung ist aus diesem Grund nur anhand der Zeichnungen möglich.
Foto: BAllunya / fotolia Verschiedene Abschnitte lassen sich erkennen
Ein wesentlicher Teil des Werkes scheint der Botanik gewidmet zu sein. Meistens sind es ganzseitige Darstellungen. Unter den abgebildeten Pflanzen können Thymian, Wasserlilie und Wurzelknollen erkannt werden. Die Darstellungen wirken oft ausser Proportion und geben Raum für Spekulationen.
Auffällig ist beispielsweise die Abbildung eines Drachen, der an einer Pflanze speist und ein Mann, der neben einem anderen Gewächs auf dem Boden liegt und sich die Hand auf den Bauch hält. Vielleicht handelt es sich bei diesen Illustrationen um Hinweise in Bezug auf die Wirkungen der Pflanzen.
Der zweite Abschnitt scheint sich mit
Astronomie zu befassen. Gezeigt werden Sonne,
Mond und Sterne in kreisförmigen Darstellungen. Die restlichen Darstellungen werden von
Tierkreiszeichen geprägt.
Der dritte Abschnitt beinhaltet unbekleidete Frauen mit gewölbten Bäuchen. Die Becken, in denen sich die Frauen baden, sind durch Leitungen verbunden und scheinen die Form von Organen zu haben. Andere Abbildungen weisen Ähnlichkeiten mit Spermien und Eileitern auf. Der Text behandelt vermutlich Themen wie Anatomie und Gynäkologie.
Es folgen einige Seiten, die schwerer zu deuten sind. Wegen der kreisförmigen Darstellungen besteht die Möglichkeit, dass auch dieser Teil sich mit der Astronomie befasst, die Bilder geben jedoch wenig Aufschluss über ihre Bedeutungen.
Im letzten Abschnitt des Voynich-Manuskripts werden weitere Pflanzen abgebildet. Die meisten werden nur teilweise dargestellt. Verschiedene Arten von Wurzeln und Blättern werden veranschaulicht. Es scheint, als ob sie für die Herstellung eines Rezeptes vorbereitet wurden.
Der Inhalt ist auch heute noch ein Geheimnis
Anhand einer Radiokarbonanalyse, konnte das Alter des Pergaments auf den Zeitraum zwischen 1404 und 1438 eingegrenzt werden. Einige Abbildungen bestätigen diesen Zeitraum. Zum einen die Kleidung der Frauen und auf der anderen Seite die Schwalbenschwanzzinnen, die im letzten Abschnitt des Manuskripts auftauchen. Die Zinnenform war zu dieser Zeit in Italien verbreitet.
Nach Voynichs Tod im Jahre 1930, erbte seine Frau Ethel das Manuskript. Sie verkaufte es für 25.000 Dollar an einen Buchhändler, der es weiterverkaufen wollte. Da sich kein Käufer für das Werk finden liess, wurde es 1969 der Yale-Universität gestiftet, wo es in der Beinecke Rare Book and Manuscript Library verwahrt wird.
Der Inhalt konnte bis heute nicht entschlüsselt werden. Sie können es jedoch gerne selbst versuchen, das
Voynich-Manuskript kann im Internet heruntergeladen werden.
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