Das innere Kind als Teil von uns

Wohl einigen von uns wird der Begriff Inneres Kind etwas sagen, vielleicht weil sie sich sogar schon näher mit dem Thema beschäftigt haben. Andere hingegen glauben nicht an deren Existenz.

Symbolisch steht es für alles, was in Bezug auf unsere Kindheit in unserem Gehirn verankert ist, somit für die lebendige Seite von uns. Nicht selten finden wir uns in Situationen wieder, in denen wir uns überfordert oder unwohl fühlen, weil es einfach nicht so funktioniert, wie wir es uns vorstellen.

Die unbewusste Verbindung zu unserer Kindheit kann hierbei zutage treten. Doch nur die wenigsten sind sich dessen tatsächlich bewusst oder hinterfragen solch eine Situation, denn sehr schnell neigen wir auch dazu, dass wir andere Menschen für unsere Probleme, unseren Kummer oder unsere Unfähigkeit verantwortlich machen, oder aber wir ergeben uns einfach unserem vermeintlichen Schicksal und ziehen uns zurück.

Was steckt hinter diesem Ansatz?

Tatsächlich ist das innere Kind auch ein begleitendes Konzept. Es wurde zwischen 1970 und 1980 von John Bradshaw entwickelt. Bradshaw war ein amerikanischer Autor, Psychologe, Theologe und Philosoph, der im Mai 2016 verstarb. Er setzte sich über die Zeit sehr intensiv mit der persönlichkeitsentwickelnden und therapeutischen Arbeit mit dem inneren Kind auseinander.

Das innere Kind steht hierbei für eine modellhafte Betrachtungsweise, welche im Gehirn gespeicherte Erinnerungen, Gefühle und Erfahrungen aus der eigenen Kindheit bezeichnet und symbolisiert. Hierbei wird alles einbezogen, was in die Bereiche Erleben, Fühlen und Sein fällt, negativ wie auch positiv, auch auf unbewusster Ebene.

Somit können sie unter bestimmten Bedingungen dem Bewusstsein wieder zugänglich sein und so auch wieder erlebbar werden. Dies bedeutet, dass in bestimmten Situationen alte Denkmuster und Gefühle zutage treten, welche den Betroffenen so reagieren lassen, wie damals in seiner Kindheit.

Bradshaws Ansatz war, dass Liebesentzug, Verletzungen, Schockzustände oder Zurückweisungen in der Kindheit dazu führen können, dass es im späteren Verlauf auch zu verschiedenen seelischen Problemen kommen kann. Betroffene entwickeln so oftmals sehr starke Unsicherheits- und / oder Schamgefühle.

Um den belastenden Erinnerungen und Gefühlen aus dem Weg zu gehen, wird probiert, diese abzukapseln beziehungsweise teilweise oder vollständig auszublenden, womit oftmals auch die Verbindung zu den kindlichen Gefühlen, wie Neugier, Freude, Liebe oder Lebenslust verloren wird.

Bei vielen Betroffenen ist das Selbstwertgefühl deutlich geschädigt und so zeigen sich schon bei Kleinigkeiten manchmal irrationale und übertriebene Reaktionen des abgelehnten, verwundeten und unterdrückten Kindes. Verschiedene Begleiterscheinungen können erkennbar sein, wie beispielsweise Labilität oder exzessives Streben nach Aufmerksamkeit und Anerkennung.

Warum mit dem inneren Kind arbeiten?

Milton Erickson, einem amerikanischen Psychologen, Psychiater und Psychotherapeut, wie auch dem deutschen Schriftsteller Erich Kästner wird die folgende Aussage zugesprochen: Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit. Was sich im ersten Moment vielleicht ein wenig verwirrend anhört, hat tatsächlich einen tieferen Sinn.

Einfacher ausgedrückt, auch im Erwachsenenalter können wir aus der Kindheit stammende positive Gefühle und Erinnerungen in unser jetziges Bewusstsein bringen und somit nutzbar machen. Des Weiteren können wir die fehlende emotionale Zuwendung, Anerkennung und Wertschätzung aus der Kindheit uns im Hier und Jetzt eigenständig und willentlich geben, wodurch sich Verletzungen oder Schockzustände wieder überwinden lassen.

Durch die Arbeit mit dem inneren Kind und der damit verbundenen Zuwendung, erhalten wir auch wieder Zugang zu unseren kindlichen Gefühlen, die uns frei und glücklich leben lassen. Auf der anderen Seite können natürlich so auch negative Erinnerungen und Gefühle angenommen und aus der Distanz neu bewertet werden.

Tatsächlich dürfen diese nicht einfach nur verdrängt werden, da sie sonst in verschiedenen Situation aus dem Unterbewusstsein heraus immer wieder mal zutage treten könnten.

Die Arbeit mit dem inneren Kind kann auf ganz verschiedene Art und Weise für Betroffene hilfreich sein. Einerseits kann wieder zu den Quellen der Intuition, Wahrnehmung und Freude der Zugang gefunden werden. Auf der anderen Seite können falsche Denk- und Glaubensmuster Stück für Stück gegen positive ausgetauscht werden.

Neben möglichen seelischen Problemen, können auch kleine Stolpersteine aus dem Weg geräumt werden, die ins in unserem Fortkommen hin und wieder behindern. Blockadenlösung, Stärkung des Selbstbewusstseins und eine positive Lebenseinstellung sind nur einige der Ergebnisse daraus. Natürlich sollten hier keine Wunder erwartet werden.

Ein völlig neues Lebensgefühl erleben

Wenn ein Mensch mit seinem inneren Kind in einer liebevollen Verbindung steht, lässt sich eine deutliche Veränderung spüren. Ein Gefühl von tiefer Verbundenheit mit anderen Menschen und der gesamten Natur tritt zutage. Sind die Wunden der Vergangenheit beseitigt, wird gleichzeitig ein hohes Potenzial an Kraft und Kreativität freigesetzt, was wiederum das eigene Selbstwertgefühl und die innere Motivation stärkt.

Nutzen wir diese Möglichkeit, um unsere Kindlichkeit in unser Erwachsenenleben zu integrieren. Lassen wir das Alte hinter uns. Wecken wir die Neugier, die Freude und die Lebenslust wieder in uns. Verlieben wir uns in uns selbst. Nehmen wir die Herausforderungen des Lebens als Chance, um an uns selbst zu wachsen und uns weiterzuentwickeln. Geniessen wir jeden Tag in vollen Zügen und gehen wir endlich unseren ganz persönlichen Weg.

Natürlich bedeutet dies, dass wir auch weiterhin mit unserem inneren Kind in Verbindung bleiben und es von nun an als einen Teil von uns und unserem Leben sehen und es auch genauso gut behandeln, wie wir selbst behandelt werden möchten. Ein Profi kann bestmöglich auf diesem Weg unterstützen, um endlich wieder in das wirkliche Lebensgefühl zu finden.


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