Immer wieder kommt es vor, dass Personen von
Wunden berichten, die mit den Wundmalen
Christi zu vergleichen sind. In der Regel wird die Haltung der
Spiritualität zugeordnet und mit
religiösen Gruppierungen in Zusammenhang gebracht. In diesem Kontext stehen Spiritualität und Wissenschaft in einem Konflikt, der sich in unterschiedlichen Erklärungsversuchen widerspiegelt.
Foto: Krakenimages.com / Shutterstock.com Was versteht man unter Stigmatisation?
Der Begriff "
Stigmatisation" kann aus dem Griechischen abgeleitet werden. So kann das griechische Wort "stigma" mit "Stich" oder "Zeichen" übersetzt werden. Auch wenn die Stigmatisierung ebenfalls von demselben Begriff abgeleitet wird, so unterscheidet sich diese von der Stigmatisation an sich. Während es bei der Stigmatisierung um eine Eingruppierung von Menschen, die über dieselben Merkmale verfügen, geht, dreht sich die Stigmatisation um ein religiöses Phänomen, das auf der
Spiritualität eines Menschen basiert.
Bei der Stigmatisation wird berichtet, dass die
Wunden Christi am eigenen Körper auftauchen. Hier wird bereits der religiöse Zusammenhang deutlich. Die Spiritualität ist es, die die Wunden mit den Wundmalen Christi gleichsetzt. Die Wunden bezeichnet man als Stigmata und die Betroffenen nennt man auch Stigmatisierte.
Es gibt verschiedene Formen der Stigmatisation und so gliedert man diese in folgende Kategorien ein. Grundsätzlich wird unterschieden zwischen Wunden, die man körperlich sehen kann und solchen, die Dritte nicht sehen können, sondern nur vom Betroffenen gespürt werden.
1. Imitativ: Die Kreuzigung Christi wird dabei imitiert, das heisst, alle Wunden werden eins zu eins wahrgenommen.
2. Figürlich: Die Wunden nehmen dabei die Form eines Kreuzes an, was wiederum als heilige Herzen Christi bezeichnet wird.
3. Epigraphisch: Die Wunden treten in Form von Buchstaben auf. Es kann sich auch auf das Schmerzempfinden an sich beziehen.
4. Ringförmig: Diese Form wird auch als "mystische Hochzeit Christi" bezeichnet.
Das Einzigartige an diesen Wunden ist, dass diese nie zu einer Infektion führen und auch nicht beeinflusst werden können. Es handelt sich also nicht um Wundmale, wie wir sie im alltäglichen Leben kennen, sondern um ein Phänomen der Spiritualität an sich, weshalb dieses durch religiöse Ansichten erklärt wird. Die Stigmatisation wird häufig mit Blutschwitzen in Verbindung gebracht, ob dies sicher ist, ist jedoch nicht klar.
Die Geschichte des Phänomens
Auch wenn von vielen Fällen berichtet wird, so wurde die
Stigmatisation nur bei 100 Fällen tatsächlich anerkannt. Bei den Stigmatisierten handelt es sich dabei hauptsächlich um junge Frauen. Alle weiteren Berichte, Stigmata wahrgenommen zu haben, sind dabei als einfache Erfindung anzusehen.
Erste Erscheinungen führen uns zurück in das Frühmittelalter, ca. in das Jahr 1000. Die Passion
Christi nachzuerleben, galt als Zeichen der Frömmigkeit und als Beweis der
religiösen Haltung. Der erste richtige Fall wurde im 13. Jahrhundert festgestellt, als Franz von Assisi, der heiliggesprochen wurde, die Wundmale an seinem eigenen Körper spürte. In den Jahrhunderten danach gab es viele Überlieferungen, die meist mit mystischen Erscheinungen einhergingen.
Erst ab dem 19. Jahrhundert gibt es wieder vermehrt Stigmatisierte, zu denen unter anderem Anna Katharina Emmerick und Maria von Mörl gehören. Dabei stellten sich vor allem die Handmale als spezifisch heraus. Da die
Spiritualität zu dieser Zeit bereits von der Wissenschaft infrage gestellt wurde, ist es nicht verwunderlich, dass das Phänomen versucht wurde zu erklären.
Studien zeigten, dass es sich überwiegend um junge Frauen handelte, die einer niedrigen Schicht angehörten. Es wurden verschiedene Eigenschaften festgestellt, unter anderem, dass das Phänomen an bestimmten Tagen auftrat, die
Wunden nie selbst zugeführt wurden und die Empfindlichkeit mit einer religiösen Eingebung einherging. Bis in die
Gegenwart wurden von nun an Register geführt, sodass man die einzelnen Fälle genauer betrachten konnte.
Verschiedene Erklärungsversuche
Das Auftreten dieses Phänomens ist und bleibt ein Mysterium und eine sichere Erklärung oder ein Nachweis, was wirklich geschieht, ist bis heute nicht gegeben. Dennoch kann man einige Erklärungsversuche finden, die sich davon unterscheiden, ob diese von der Kirche oder einer
religiösen Gruppierung oder von der Wissenschaft hervorgebracht wurden.
Die katholische Kirche hat nicht alle dokumentierten Fälle anerkannt, dennoch ist auffallend, dass insgesamt 13 Fälle seliggesprochen wurden. Die Haltung der Kirche ist jedoch gespalten. Der Glaube an Wunder sei zwar gegeben, dennoch kann nicht jedes Stigmata als ein solches angesehen werden. Auch im 20. Jahrhundert scheiden sich die
Geister dementsprechend und verschiedene Meinungen sorgen für Konflikte auch innerhalb der Kirche.
Die Wissenschaft hingegen beschreibt die
Stigmatisation als mentales Phänomen, das durch ein seelisches Ungleichgewicht hervorgerufen wird. Die Abspaltung der eigenen Persönlichkeit und Probleme in der Selbstfindung werden für die Erscheinungen verantwortlich gemacht. Auffallend ist jedoch, dass die Stigmata häufig mit Blutschwitzen in Zusammenhang gebracht wird, für die es tatsächlich Nachweise gibt.
Es ist davon auszugehen, dass an diesem Phänomen noch weiter geforscht wird und sich immer mehr Menschen damit beschäftigen werden. Da es sich jedoch um einen Bereich der
Spiritualität handelt, ist es unwahrscheinlich, dass man einen gemeinsamen Nenner findet.
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