Seelenwanderung ist genau wie die
Reinkarnationslehre, ein Begriff, der überwiegend aus den östlichen Kulturen geprägt wurde. Die Vorstellung bezieht sich auf
Seelen, die nach dem Tode in anderen fühlenden Wesen erneut inkarnieren. Sie ist Bestandteil einiger grosser Weltreligionen, wie zum Beispiel des Buddhismus oder des Hinduismus.
Ein wesentlicher Teil des Glaubens an die Seelenwanderung ist die Karmalehre, welche von bestimmten karmischen Verbindungen ausgeht, die auch nach dem Ableben der Seelen nicht gelöst werden.
Im Hinduismus geht man davon aus, dass Menschen unsterbliche Seelen besitzen. Diese nennt man Atman, der nach dem Ableben in anderer Form wieder zur Erde zurückkommt.
Durch das
Karma, das der Mensch während seines Erdenlebens erwirbt, entscheidet sich seine künftige Daseinsform nach der hinduistischen Auffassung.
Er kann Gutes, aber auch Schlechtes, Karma anhäufen und somit ist der logische Schluss der hinduistischen Sicht der Seelenwanderung, dass Gutes aus Gutem und Schlechtes aus Schlechtem erzeugt wird.
Foto: TWStock / Shutterstock.com Das Dharma
Dharma ist die Idee einer moralischen Weltordnung, die das Zusammenleben der Menschen insgesamt regelt. Es geht dabei um die klassische Sichtweise von Gut und Böse, welche demjenigen, der versucht, der Welt möglichst wenig zu schaden, eine Belohnung im nächsten Leben verspricht.
Demzufolge ist das Ableben eines Menschen in dieser asiatischen Sichtweise nicht das natürliche Ende, sondern der Übergang zu einem neuen Dasein in der irdischen Materie. Am Wesenskern ändert sich dadurch nichts. Atman ist unsterblich und inkarniert im neuen Leben in einer neuen Form.
Um sich aus Samsara (dem Kreislauf der ewigen Wiedergeburt) zu lösen, sieht die hinduistische Lehre das möglichst untadelige Leben als erstrebenswertestes Ziel an, damit der Jiva (unsterblicher Anteil aus Atman und individueller Seele) irgendwann nicht mehr reinkarnieren muss, sondern im Nirwana verbleiben darf.
Durch drei verschiedene Möglichkeiten ergibt sich im Hinduismus die Erlösung von der
Reinkarnation:
Zum einen durch das Wissen sowie die Taten, die man im Leben erbracht hat, und die Liebe zu Gott. Man nennt diese Wege Jnana Yoga,
Karma Yoga und Bhakti Yoga. Das Raja Yoga wird als Königsyoga bezeichnet und stellt einen vierten Ausweg dar.
Buddhismus und Seelenwanderung:
Im Gegensatz zum Hinduismus lehnt die buddhistische Lehre den Glauben an eine unsterbliche Seele ab. Die Wiedergeburt stellt im Buddhismus eine bedingte Entstehung einer neuen Person, ausgelöst durch das erworbene Karma, dar.
Die neue Person hat mit der ehemaligen nichts mehr gemein. Die Vorstellung des Atman durch Siddharta Gautama ist Gegenstand neuerer Forschungen, da die Glaubenslehre in manchen Punkten möglicherweise missverständlich sein könnte.
Im Buddhismus ist das Karma gewissermassen die Wirkung einer Ursache. Für den einzelnen Menschen ist das Karma die direkte Folge seines Handelns.
Durch schlechtes Karma kann im Buddhismus eine Wiedergeburt in Form eines Tieres erfolgen. Der Kreislauf der Seelenwanderung endet, wenn der Mensch materielle Begierden sowie Verblendung überwinden kann und in Zufriedenheit sein Dasein lebt.
Freiwillig jedoch kann der Erleuchtete erneut reinkarnieren, um aus Mitleid für die Menschen zu helfen und um andere auf den Pfad der Erleuchtung zu führen.
Judentum und Seelenwanderung
Im Talmud wird die Reinkarnation erwähnt, die Kabbalah betrachtet die
Seelenwanderung hingegen als grundlegendes Element.
Das älteste Werk der Kabbalah, das Buch der Erleuchtung Sepher ha-Bahir, erwähnt bereits die
Reinkarnationslehre. Das kabbalistische Buch vom Tor der Reinkarnationen schildert die komplexen Strukturen der Wiedergeburt durch fünf verschiedene Seelenteile.
Diese seien auch bereits im Tanach erwähnt worden.
Bedeutung der Seelenwanderung in weiteren Religionen
Seelenwanderung im Christentum:
Im Christentum wird die
Reinkarnationslehre nicht verbreitet. Sie ist mit der christlichen Lehre nicht in Einklang zu bringen und wird auch in der Bibel, anders als
Engel, nicht dargestellt.
Dennoch finden in der esoterischen Bewegung nicht wenige Menschen Hinweise in der Bibel, die möglicherweise bislang falsch gedeutet wurden. Diskutiert wird hierbei der Prophet Eliah, der je nach Auslegung Johannes der Täufer sei.
Bis dato werden diese Auslegungen der Bibel von den grossen christlichen Kirchen nicht anerkannt, auch wenn die frühen Christen oft selbstverständlich die Reinkarnationslehre aus anderen Religionen und die Engel für zutreffend gehalten haben.
Die christliche Gnosis war einzig der Reinkarnationslehre zugewandt, spielt aber in der heutigen Kirche keine Rolle mehr.
Seeelnwanderung im Islam:
Wie auch die anderen abrahamitischen Richtungen sieht der Islam die Seelenwanderung nicht als Teil seiner Glaubenslehre. Jedoch wird in einigen sufistischen Strömungen, ähnlich wie im Hinduismus, eine Seelenwanderung für möglich erachtet.
Insbesondere der Rumi Meister Moulana bezog sich in seinem berühmten Gedicht auf die Seelenwanderung zwischen Mineral, Pflanze, Tier und Mensch. Es handelt davon, dass nach einem bestimmten Entwicklungszyklus der Mensch als Engel im
Himmel bleiben darf.
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