Im antiken Mesopotamien befand sich die Heimat der ersten menschlichen Zivilisation. Hier hat also die Menschheitsgeschichte begonnen. In der Zeit von 3.200 v. Chr. bis zum Untergang Persiens 331 v. Chr. haben sich dort auch die ersten Völker wie beispielsweise die Sumerer oder Babylonier niedergelassen. So wie die meisten Völker früherer Kulturen war auch das Volk der Mesopotamier eine polytheistische Gesellschaft. Polytheismus beschreibt den Glauben an mehrere Gottheiten und übernatürliche Wesen und beinhaltet deren Verehrung. Diese
Götter hatten für jeden Teil des Lebens eine Aufgabe der Bewachung beziehungsweise Beaufsichtigung. Zu diesen Gottheiten gehört auch die Göttin
Ishtar, ebenfalls bekannt als Inanna. Sie war die Göttin der
Liebe, des Sexes, aber auch des Krieges.
Foto: Paul shuang / Shutterstock.com Das Leben der Liebesgöttin
In den Anfängen und frühen Zeiten Mesopotamiens war
Ishtar als Liebesgöttin nicht unter diesem Namen bekannt. Unter den Sumerern war sie nämlich bekannt als "Inanna". Erst durch die Babylonier und Assyrer erhielt sie den Namen Ishtar. Zunächst glaubten im Laufe der Jahre einige, dass es sich bei den beiden Göttinnen um ein und dieselbe Gottheit handelte, die aus zwei verschiedenen Wesen verschmolzen ist.
Der
Mythologie zufolge hatte die Göttin der
Liebe einen Zwillingsbruder. Dieser war bekannt als Shamash. Auch eine Schwester mit Namen Ereshkigal hatte die Göttin der Liebe. Ereshkigal war die Herrscherin der mesopotamischen
Unterwelt. Über die Eltern Ishtars ist jedoch nichts bekannt. Auch wenn manche Aufzeichnungen Hinweise darauf geben, dass sie womöglich die Tochter der Mondgöttin Nanna war. Der Ehegatte von Ishtar war Dumuzi (oder Tammuz), der Gott der Hirten.
Sie wurde in der Mythologie verbunden mit Themen wie Sex, Fruchtbarkeit und auch Macht. Ihre Hauptbedeutung war jedoch die Liebe und der Krieg. Über diese Aufgaben hinaus war sie aber auch die Göttin des Gewitters und ebenfalls verantwortlich für die Lagerung von Lebensmitteln. Gemeinsam mit ihrem Bruder Shamash sorgte sie auch für Gerechtigkeit in ihrer Aufgabe als Schiedsrichterin. Mythologische
Symbole, die man mit der Göttin Ishtar in Verbindung brachte, waren unter anderem ein Löwe sowie ein sechs- oder achtzackiger Stern. Der ihr zugehörige Planet war die
Venus, weshalb man sie teilweise auch als die Göttin des Abend- und Morgensterns bezeichnete.
Der Mythos von Ishtar
Zu dem bekanntesten
Mythos von
Ishtar, zu dem es zwei Versionen gibt, gehört der Tod ihres Ehegatten Dumuzi. Die erste mythische Version besagt, dass ihr Gatte Dumuzi, der Gott der Hirten, von Banditen getötet wurde und sie daraufhin schmerzlich um ihn trauerte. In einer anderen Version der
Mythologie heisst es jedoch, dass Ishtar von ihrer Schwester Ereshkigal umgebracht wurde, als sie in die Unterwelt hinabstieg. Um wieder in die Welt der Lebenden zu gelangen und aufzuerstehen, heisst es, dass sie ihren Ehemann als Opfer anbot.
Das Gilgamesch-Epos gehört zu den ältesten schriftlichen Überlieferungen der Mythologie. Darin Erwähnung findet auch Ishtar als Göttin der
Liebe. In diesen mesopotamischen Texten ist beschrieben, dass sie sich Gilgamesch, dem König von Uruk, als seine Frau angeboten hat. Dieser allerdings lehnte dies ab und beschimpfte sie sogar und beschuldigte sie zudem, ihrem früheren Liebhaber Schreckliches angetan zu haben. Daraufhin soll die Liebesgöttin in ihrer Wut auf Gilgamesch den Stier des Himmels gehetzt haben, um ihn töten zu lassen. Dieser Angriff hatte den Tod von Enkidu zur Folge. Enkidu war der engste Gefährte von Gilgamesch.
Die Darstellung von Ishtar
In mesopotamischen Aufzeichnungen wird sie als eine komplexe göttliche Gestalt mit teils widersprüchlicher Natur dargestellt. Sie war die Göttin der Fruchtbarkeit und des Geschlechts sowie des Krieges - so gehörte es zu ihrem Aufgabenbereich, über Leben und Tod zu herrschen. In alten Schriften wird sie teilweise beschrieben als eine Göttin, die zugleich Freude an der
Liebe fand, aber gleichzeitig auch eine Begeisterung für den Krieg hatte. Ausserdem wurde Ishtar als Göttin des Gewitters in der mesopotamischen
Mythologie mit der Natur verbunden und stellte somit eine Gefahr für die Ernte der Mesopotamier dar. Allerdings hielt dies das Volk nicht davon ab, die Göttin mit dem Lagern ihrer Lebensmittel zu verantworten.
Ishtar wird in einigen mythologischen Erzählungen als rücksichtsvolle und um ihren Ehegatten trauernde Liebhaberin dargestellt. Und von der Gesellschaft Mesopotamiens wurde sie zudem als Hüterin des Rechts verehrt. Im Gegensatz dazu besagten aber andere mythologische Erzählungen, dass sie als Göttin nicht von sonderlich grosser Bedeutung war. Schliesslich sollte sie dafür verantwortlich gewesen sein, ihre Liebhaber zerstört und ermordet zu haben. Dies wiederum sprach ihr natürlich die Rolle der Beschützerin sowie Hüterin der Gerechtigkeit ab. Ein Beispiel dafür wäre das zuvor genannte Senden des Stieres, der Gilgamesch töten sollte, als dieser ihr Liebesangebot ablehnte. Auch wurde ihr vorgeworfen, dass sie anderen Göttern Mesopotamiens ihre übernatürlichen und göttlichen Kräfte gestohlen haben soll.
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