Haben Sie schon mal einen dieser folgenden Sätze gehört?
"Du bist verrückt. Das ist so überhaupt nicht passiert."
"Du hast ja keine Ahnung, wovon Du redest."
"Du hast Dir das nur eingebildet."
"Stell dich nicht so an. Es war nur ein Spass."
Wenn Ihnen diese oder ähnliche Aussagen bekannt vorkommen, könnte es gut möglich sein, dass Sie in Ihrem Umfeld jemanden haben, der Sie "gaslighted".
Gaslighting: Den Begriff hört man heutzutage immer öfter. Doch was steckt dahinter und was ist Gaslighting überhaupt?
Foto: lexiconimages / stock.adobe.com Was ist Gaslighting?
Gaslighting beschreibt die Intention, beziehungsweise die Absicht einer Person, die Realität und Wahrnehmung bestimmter Ereignisse anders zu verkaufen, als sie tatsächlich passiert sind. Der- oder diejenige, der/die eine Person gaslighten möchte, tut dies mit der Absicht, die Realität anders darzustellen - damit einhergehen meist
Gefühle der Verwirrung, die durchs Gaslighting auch beabsichtigt sind. Das Ziel ist ebenfalls, sein Gegenüber zu beeinflussen und ihn oder sie glauben zu lassen, dass eine
Situation einen bestimmten Ablauf hatte. Auch, wenn dies nicht der Wahrheit entspricht.
Versuche, die Sache richtig oder klar zu stellen, scheitern meist, weil derjenige, der gaslighted, eine hohe Form der Manipulation nutzt. Er oder sie möchte somit unter anderem auch die Kontrolle über ein gewisses Ereignis übernehmen und so immer die Oberhand behalten.
Mögliche Beispiele des Gaslighting
Das Herunterspielen/Trivialisieren der
Gefühle.
Diese Form des Gaslightings kann besonders frustrierend sein. Denn hierbei wird versucht, dem Gegenüber die Gefühle und
Emotionen abzusprechen und als nicht wichtig darzustellen.
Mögliche Reaktionen auf einen Streit oder eine Diskussion beispielsweise werden als Überreaktion dargestellt. Generell wird versucht, alles, was man empfindet, herunterzuspielen und als weniger wichtig hinzustellen. Die Emotionen von anderen spielen für den/die, der/die gaslighted keine Rolle. Und möchte man eine bestimmte Sache beispielsweise ansprechen, werden sie alles infrage stellen und einem versuchen, das Gefühl zu geben, dass man alles falsch in Erinnerung hat.
Möglicherweise geben sie der Geschichte noch weitere, erfundene Details hinzu, nur um die Realität so zu drehen, wie es ihnen am besten passt. Häufig ist das Ziel dabei, jegliche Schuld von sich wegzuschieben und lieber die gesamte Verantwortung/Schuld auf ihr Gegenüber zu schieben. Allgemein geht es dabei um Leugnung, absichtliche Verwirrung des anderen und das Ablehnen jeglicher Verantwortung.
Zudem werden meist jegliche Versuche der konstruktiven Diskussion versucht, abzuweisen. Äussert man eigene Bedenken oder Sorgen, so werden diese als übertrieben oder nicht wichtig dargestellt. Es kann zudem auch vorkommen, dass versucht wird, für jedes Argument, auch wenn es noch so plausibel ist, ein Gegenargument zu finden.
Das Thema wird einfach gewechselt: Wenn das angesprochene Thema ihnen nicht in den Kram passt, versuchen sie einfach die Richtung zu wechseln. Beispielsweise fangen sie an, plötzlich von etwas anderem zu reden. Oder kontern mit: "Aber Du ..."
Des Weiteren wird beim Gaslighting auch gerne das Gedächtnis des anderen angezweifelt. Das bedeutet, dass er oder sie einen davon überzeugen will, dass man etwas falsch in Erinnerung hat. Meist gehen sie dabei sogar so weit, zu behaupten, eine
Situation wäre nie so abgelaufen. Damit versuchen sie absichtlich, den geistigen Zustand des anderen infrage zu stellen.
Wie geht man mit Gaslighting um? Was kann man tun, um sich dagegen zu wehren?
Gaslighting kann eine sehr belastende Situation für einen darstellen. Wer beispielsweise einen Partner/eine Partnerin hat, die einen gaslighten möchte und dies womöglich regelmässig, so kann dies nicht nur einen negativen Einfluss auf die
Beziehung, sondern vielmehr auch auf das eigene Gefühl haben. Man fühlt sich klein gemacht, nicht ernst- oder wahrgenommen und fängt irgendwann womöglich sogar an, an sich selbst zu zweifeln.
Es ist also sehr wichtig, in einem solchen Fall nicht einfach alles so hinzunehmen und damit zu leben, sondern sich dagegen zur Wehr zu setzen. Vor allem, oder gerade dann, wenn es sich dabei um den eigenen Partner/die eigene Partnerin handelt.
Unsere Tipps, mit denen Sie dem Gaslighting eine Ende setzen:
1. Analysieren Sie die
Situation, oder die Momente, in denen es sich nach
Gaslighting anfühlt. Manchmal ist diese Form der Manipulation nicht sofort zu erkennen. Oder man hat womöglich schon lange Zeit dem Ganzen nicht entgegengewirkt und Spielchen der Person einfach hingekommen. Daher kann es ratsam sein, gewisse Situationen genau zu analysieren und mal einen tieferen Blick in die Reaktionen des Gegenübers zu werfen. Erkennen Sie die Anzeichen und versuchen Sie, diese zu deuten. Womöglich fällt einem erst nach guter Beobachtung auf, dass man gegaslighted wurde/wird.
2. Trainieren Sie Ihren Blick für die Realität. Durch das Gaslighting verliert man meist auch den wahren Blick auf sich selbst. Man zweifelt an sich. Kommen Sie wieder zurück zu Ihrer Mitte und erinnern Sie sich daran, dass Sie weder für alles die Schuld tragen, noch verrückt sind.
3. Machen Sie eine Bestandsaufnahme: Blicken Sie zurück und versuchen Sie zu analysieren, was wahr und was falsch ist. Vertrauen Sie dabei auf sich selbst und lassen Sie sich nicht weiter klein machen. Ihre
Gefühle und Emotionen sind wichtig und was Sie denken/wissen zählt.
Die Folgen des Gaslightings können unter anderem sein:
Zweifel an sich selbst; generelle Unsicherheit.
Die eigenen Gefühle werden angezweifelt.
Man weiss irgendwann nicht mehr, wer man ist.
Man entschuldigt sich für alles - für jede Kleinigkeit, auch wenn man eigentlich keine Fehler gemacht hat, bittet man um Verzeihung.
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