Ein Beitrag von Carina
Ich stehe auf einem Schiffsteg.
Vor mir ruht das Meer.
Hellblau, klar, friedlich.
Sonnenstrahlen glitzern auf dem Wasserspiegel, wie unendlich viele Diamanten.
Foto: ShotPrime Studio / Shutterstock.com Der
Himmel klar, hell und ohne Wolken. Nichts regt sich, nichts stört diese harmonische Stille, bis auf leichte Zärtlichkeiten sanfter Windwehen.
Mein
Blick schweift über den Horizont. Ich weiss mein Schiff kommt, um mich zu einer neuen, letzten Reise zu unbekannten Abenteuern einzuladen.
Es ist das vorletzte, vielleicht auch letzte Kapitel meines Daseins auf Erden. Ich fühle eine seltsame, freudige Erwartung in mir. Ahne ich doch, es wird mich so viel Leichtigkeit und Lachen begleiten. Menschen werden mich auf dem Schiff erwarten, die wie ich
Dankbarkeit, Gelassenheit und Fröhlichkeit in sich tragen und ohne falsche Zierde nach aussen strahlen.
Ich drehe mich um.
Hinter mir ist ein langer Steg zum Strand.
Dahinter sehe ich viele kleine, pastellfarben getünchte
Häuser.
Friedlich wirkt der Anblick.
Ich fühle, je weiter ich versuche, nach hinten zu sehen, wo leichte Unruhe, ja eine Abneigung mich abhält.
Es ist meine
Vergangenheit. Mein
Leben.
All das, was war.
Ich lächle.
Mein Leben war im Kern unendlich tief, dunkel, lange einsam, voller Furcht. Dann formte sich wie ein Hurrikan so vieles an Erwachen, Erleben, Durchstehen, Überleben.
Bis es plötzlich ruhiger wurde, sanfter, weiter. Um irgendwann in sein kräftiges Farbenspiel leichter, luftiger überzugehen.
Ich betrachte die kleinen Häuschen, vor denen der helle Strand liegt.
Ich muss lächeln.
Wie in einem Film sehe ich zurück auf mein Leben, die Stationen, die ich durchlaufen musste.
Mein Leben begann als Hurrikan, der mich, das ängstliche, starke, zerbrechliche, trotzige, rebellische kämpferische Kind des Himmels, irgendwann genervt des Machtspiels wegen an den Strand ausspuckte.
Bin ich frei? ... Ja.
Bin ich ängstlich? ... Nein.
Bin ich wütend? Traurig? Ist da Groll in mir? Nein, ... nicht mehr.
Tief atme ich ein und erinnere mich an die frische, reine Luft, dessen Prise Seeluft sich so abenteuerlich frei anfühlt.
Bezaubernd fast.
Welch unendliche Leichtigkeit des Seins erfüllt mich.
Es gibt nichts, was ich bereue.
Nichts, was ich ungeschehen machen will.
Nichts, was ich vermisse.
Alles ist gut, wie es ist.
Ich drehe mich langsam um.
Mein
Blick schweift über den Horizont.
Mein Schiff braucht noch eine Weile, bis es kommt.
Ich weiss, die Zeit und das Gestern ohne bedauern zu schätzen.
Das Heute in tiefer Gelassenheit zu geniessen, mich auf das morgen zu freuen.
Wohin wird die Reise gehen? ...Ich weiss es nicht.
Wie oft werde ich noch von Bord gehen, um kleine Ausflüge, vielleicht sogar noch ein Abenteuer zu erleben? ... Ich weiss es nicht.
Werde ich zurückkommen? ... Nein
Fühle ich Bedauern? Wehmut? Furcht? ... Nein
Möchte ich zurück in mein altes
Leben? ... Nein
Nur manchmal werde ich mit einem Hauch Melancholie, im Bilderbuch meiner Erinnerung, das Leben Revue passieren lassen. Sanft über wundervolle Augenblicke streichen.
Lächelnd - Tränen der Rührung erlauben heimlich und still der
Dankbarkeit wegen zu fliessen.
Schnell wieder Atem tief in meine Lungen ziehen, nach vorne sehen.
Da wo Abenteuer ganz anderer Art mich noch erwarten.
Nicht weniger wertvoll, nur eben ganz anders.
Ich warte. Ich habe noch Zeit. Und will doch nicht mehr zurück.
Ich bleibe da, wo ich stehe, geniesse, atme.
Lasse los und erwache in mir zu unendlicher Grösse.
Dämpfe meine Seele, halte zurück.
Ich will mit ihr noch hier bleiben, den Augenblick geniessen zu wissen, was "kostbar" in Wahrheit bedeutet.
Leben ....
Und da sehe ich es, mein Schiff.
Ganz weit noch entfernt.
So hell, mit so viel fröhlichen Menschen.
Es holt mich um neue Abenteuer zu erleben.
Ich drehe mich nicht mehr um nach meiner Jugend.
Halte nicht mehr fest an unerwiderten Lieben.
Lass mein Schwert weit in der Vergangenheit liegen.
Alter ... alt werden ... alt sein?
Nein, reif sein, weise sein, gelassen und dankbar sein, nach vorne sehen ...
Das ist Sieg über Tausende Kämpfe.
Mein Schiff, ... ich freue mich auf die nächste Reise, bis wir irgendwann ankern im Licht.
Bis dahin,
auf zu neuen Inseln!
Das Abenteuer ruft.
Ihre Carina
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