Ein Beitrag von Vanessa
In Zusammenhang mit
Astrologie wird oft das anmutige Goethe-Gedicht "Daimon" aus der Gedichtsammlung "Urworte Orphisch" zitiert:
Wie an dem Tag, der dich der Welt verliehen,
die
Sonne stand zum Grusse der
Planeten,
Foto: Billion Photos / Shutterstock.com bist alsobald und fort und fort gediehen
nach dem Gesetz, wonach du angetreten.
So musst du sein, dir kannst du nicht entfliehen,
so sagten schon Sibyllen, so Propheten,
und keine Zeit und keine Macht zerstückelt
geprägte Form, die lebend sich entwickelt.
(Zitate von Johann Wolfgang von Goethe)
Der Umstand, der darin so treffend beschrieben wird, ist jener, dass wir bereits als "geprägte Form" in dieser Welt auftauchen und gleichermassen die Möglichkeit haben, uns permanent durch Bewusstheit und das Reiben mit der Aussenwelt zu entwickeln, das heisst, aus Mustern und Un-Freiheiten heraus zu entwickeln, die uns am Ausleben unserer seelischen Freiheit hindern, hinein in unser eigentlichliches Selbst.
Mit der Zeile, "die Sonne stand zum Grusse der Planeten" wird eine Anspielung darauf gemacht, dass die Aspekte des Sonnenzeichens zu den anderen Planeten in unserem
Geburtshoroskop eine entscheidende Rolle für die Qualität und das So-Sein unseres Horoskopes und somit unserer Lebenserfahrung auf der Erde haben. Die Sonne steht im
Horoskop für unser Selbst, unseren Wesenskern, und wenn man etwas weiter gehen möchte, könnte man sagen, dass die Zusammenschau der Positionen und Aspekte von Sonne,
Aszendent,
Saturn,
Chiron,
Medium Coeli und der
Mondknoten bereits hinreichend das Gesetz beschreiben "wonach du angetreten bist, um dich in dieser Welt weiterzuentwickeln und zu entfalten". Paradoxerweise kann das je nach Seelenaufgabe oder Auswahl der Seele eine sehr komplexe Aufgabe verbunden mit der Erfahrung vieler Hindernisse, (vermeintlicher) Verpflichtungen, Rückschläge, schwierigen Lektionen und Verluste bedeuten. Das Lesen und Interpretieren des Horoskopes hilft dann dabei, sozusagen die "Codes unseres Lebens" zu knacken und genau die Erkenntnisse zu fördern, die durch Unbewusstheit, Konditionierung oder fehlendes Selbstverständnis einen freieren Selbstausdruck, vermehrte Entscheidungsfähigkeit und Selbstverwirklichung bisher verhindert haben.
Wie jedoch funktioniert diese ganze Systematik, die uns am Ende ein Horoskop in unserer Software anzeigt?
Es handelt sich um einen Rechenprozess, bei welchem man sich, ganz vereinfacht gesagt, anschaut, wie die
Planeten-, Achsen- und Häuserstände vom Geburtsort des Klienten zum Zeitpunkt seiner Geburt aussehen und wie sie sich in der Schablone des Zodiak, des gesamten Tierkreises wiederfinden. Durch die Darstellung, die wir dann "ausgespuckt" bekommen oder in seltenen Fällen noch selbst per Hand berechnen, können wir dann sehen, was in der Seele und der Persönlichkeit des Klienten jeweils an Themen,
Energien und Konflikten angelegt ist.
Von dieser Methodik her rührt auch der Begriff "
Horoskop", welcher sich aus den beiden griechischen Wörtern "hora", die Stunde und "skopein", schauen zusammensetzt. Wörtlich heisst ein "Horoskop betrachten" dann "in die Stunde [der Geburt] schauen", also sich den
Himmel anschauen zum genauen Zeitpunkt der Geburt.
Der energetische Ansatz bezüglich unseres Horoskops ist entweder einer, der das Analogieprinzip bemüht oder einer, der davon ausgeht, dass die Energie der Planeten die Erde "bestrahlt" und somit den Energiecocktail mitgestaltet, den wir auf der Erde erleben. Manche Astrologen gehen auch von beiden Ansätzen aus oder können sie nebeneinanderstehen lassen. Eines ist klar: Wenn ein Horoskop gut gedeutet wird, gibt es immer wieder Erkenntnisse über Energien und wie sie im menschlichen System, aber auch über den Kosmos in uns oder durch uns fliessen.
Die Vorstellung, dass die Energie des Kosmos uns "bestrahlt" und mit elektromagnetischen Impulsen versorgt, findet sich insbesondere im
Human Design, einer um die
Kabbala und das I Ging erweiterten Systematik der
Astrologie.
Um welche Energien handelt es sich jeweils und wie können wir diese Energien verstehen und vielleicht sogar kategorisieren? Wie können wir ein allgemeines, aber auch intuitiv-persönliches Verständnis der Astrologie und der Energien in unserem Leben erlangen? Diese Frage bringt uns einen weiteren, wesentlichen Merkmal der Astrologie: Astrologie ist eine deutende, interdisziplinäre Wissenschaft zwischen Astronomie, Mathematik,
Mythologie und Hermeneutik, der Wissenschaft, von der Deutung von Texten und Symbolen.
Die Zeile "So musst du sein, dir kannst du nicht entfliehen", bezieht sich aus meiner Sicht auf die Thematik des Karmas im Horoskop, der für geübte Astrologen relativ leicht abzulesen ist. Es gibt zum Begriff
Karma sehr viele unterschiedliche Ansätze. Ich selbst favorisiere einen Ansatz, der sich weniger aus einem Verständnis von Schuld, als vielmehr aus einem tieferen Verständnis von Ursache und Wirkung speist und den Klienten neutral coacht, anstatt ihm noch mehr Schuldgefühle zu machen als er oder sie ohnehin schon hat. Dass man "sich nicht entfliehen kann", kommuniziert auch, dass es bestimmte Aspekte unserer Persönlichkeit gibt, die sehr stabil sind. Und das ist auch gut so. Stellen Sie sich vor, sie würden sich jeden Monat komplett verändern und nichts in Ihrem Leben sei wirklich stabil und Ihre Persönlichkeit und Ihre Wesenszüge nie wesentlich verlässlich die gleichen, das wäre kein
Segen. Obwohl die Mainstream-Psychologie und amerikanische Verwirrungspropaganda uns zunehmend weismachen will, dass Identität ein variables Konstrukt ist, das beliebig gewählt werden kann, können wir doch oft nicht aus unserer Haut und wenn wir genau hinschauen, ist das eigentlich gut; denn wenn wir lernen, die vermeintlich komplexbehafteten Aspekte unserer Persönlichkeit unter einem wohlwollenden, wertschätzenden Licht zu betrachten, sehen wir, dass sie oft Schätze für uns bereithalten und eine Richtigkeit in sich tragen, die verblüffend ist.
Dass "Sibyllen, so Propheten", schon so sagten, will uns auf das alte mythologische Erbe der Astrologie aufmerksam machen. Ein Grossteil der astrologischen Bilder- und Planetensymbole geht auf die griechische Mythologie zurück, die wirklich ein ausgesprochen reiches, vielfältiges und alltagsnahes Bilderwerk zum Verständnis unserer irdischen Existenz liefert.
Nehmen wir beispielsweise das Sternenbild des Asteroiden Pallas:
Oft dargestellt mit Speer, Helm, Schild und die Göttin Nike in der linken Hand tragend, wird Pallas
Athene in der griechischen Mythologie als Göttin der Weisheit und des Rechts angesehen. Es wird erzählt, dass sie geboren wurde, indem sie selbst den Kopf ihres Vaters
Jupiter spaltete und dann daraus emporstieg. Sie erschien bei ihrer Geburt als bereits Erwachsene und in Rüstung. Insofern war sie bei ihrer Geburt schon bereit für ihre Aufgaben und Taten. Pallas gilt weiterhin als versierte Göttin des Krieges, der Weisheit, der Poesie, der Handwerker, des Handwerks und des Intellekts. Insofern hat ihre astrologische Deutung dann auch viel zu tun mit dem anarchischen, selbstbestimmten, tatbereiten und autodidaktischen Teil in uns. Ihr Aspekt im
Horoskop zu anderen
Planeten und der Häuserstand sagen meist viel darüber aus, wo wir einen unauslöschbaren Gestaltungswillen haben und wo in uns weibliche Schöpferkräfte verborgen liegen oder sogar ständig zutage treten, während es uns gar nicht so recht bewusst ist. Vielleicht ist sie deswegen gleichzeitig Göttin des Krieges UND der Kunst (und des Handwerks), weil es manchmal einem kriegerischen Akt gleicht, seine Vorstellungen von einer richtigen Welt oder seine kreativen Projekte wirklich in die Tat umzusetzen und erfahrbare Wirklichkeit werden zu lassen. Insofern spiegelt Pallas Athene auch die Qualität unseres inneren Strategen bzw. unsere innere Strategin wider.
Ares bzw.
Mars, Pallas´ Bruder, steht im Kontext der Kriegskunst für Angriff, während Pallas für Verteidigung steht. Repräsentiert Ares/Mars reine Kraft, so symbolisiert Pallas kontrollierte Stärke. In diesem Sinne können wir an Pallas Stellung im Horoskop sehen, wo unsere innere Kriegerin immer bereit ist, in Verteidigungsstellung zu gehen. So kann man beispielsweise beobachten, dass Frauen mit Pallas in Krebs einen stark ausgeprägten Beschützerinstinkt walten lassen, wenn es um ihre Kinder geht, familiäre Belange sehr strategisch angehen und ein sehr sensibles Gespür für Gerechtigkeit haben.
"Und keine Zeit und keine Macht, zerstückelt geprägte Form, die lebend sich entwickelt", erzählt schliesslich davon, dass es in uns einen unzerstörbaren, spirituellen, kosmischen Kern gibt und das Lernen unausweichlich ist. In Krisen wird unser Persönlichkeits- oder Seelendiamant geschliffen und unsere Auffassungsgabe geschärft. Im Zentrum steht das Leben, dem wir uns stellen können und so wachsen.
Haben Sie sich schon mit Ihren inneren astrologischen Bildern, Metaphern und
Energien auseinandergesetzt beziehungsweise Ihre Schönheit innere, astrologische bewundert? Vereinbaren Sie gerne einen Termin für eine Geburtshoroskopanalyse, die Ihnen aufschlussreiche Erkenntnisse über Ihr Leben und Ihre karmische Reise geben kann, sofern Sie offen dafür sind.
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