Ein Miteinander auf Augenhöhe. Angenommensein, wie man ist. Nähe und tiefe Verbundenheit. Wir wünschen uns eine erfüllende
Beziehung.
Bekanntermassen ist in einer Partnerschaft nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen. Es gibt einiges, was uns herausfordert. Manchmal kann uns auch unser Herzensmensch auf die Palme bringen. Und vielleicht fliegen mitunter sogar die Spaghetti gefährlich tief.
Ist Streit oder das Hinterfragen der
Liebe eine
schädliche Beziehung? Ganz so einfach ist es nicht.
Wir alle kennen wohl Paare, bei denen wir irgendwie nicht nachvollziehen können, warum sie eigentlich noch zusammen sind. Und dann gibt es Paare, die als sehr harmonisch wahrgenommen werden und es kaum Streit gibt, doch kann es innen toxisch zugehen.
Welche
Anzeichen können also auf eine
toxische Liebe hindeuten? Warum ist es nicht einfach, solch eine schädliche Beziehung zu beenden? Und was kann man tun, wenn man betroffen ist?
Wir decken auf.
Foto: Infinity Lens / stock.adobe.comAnzeichen für eine schädliche Beziehung
Am Anfang Wolke sieben und auf Händen getragen. Die Beziehung etabliert sich. Doch irgendwann scheint mehr Kampf als Liebe an der Tagesordnung zu sein. Erschöpfung, Einsamkeit und Verzweiflung statt Zweisamkeit. Wo genau ist man falsch abgebogen?
Eine
schädliche Beziehung ist wie ein schleichendes Gift, das in die Seele dringt und sie zerstört. Da sich die negative Dynamik erst über die Zeit entwickelt und ausbreitet, lässt sich eine
toxische Liebe manchmal erst rückblickend als diese erkennen.
Love Bombing: Aufmerksamkeit, Komplimente und Geschenke. Grundsätzlich nicht ganz ungewöhnlich für frisch Verliebte. Doch etwas zu viel davon, kann auch ein
Anzeichen sein für eine Strategie, den anderen emotional an sich zu binden. Ein Vorbote für eine toxische Liebe.
Demütigung: Ständige Kritik erzeugt den Eindruck, nichts richtigzumachen, und sorgt dafür, sich ganz klein zu fühlen. Doch
Gefühle werden ignoriert, Grenzen immer öfter und stärker überschritten. Der Täter zeigt wenig bis gar keinen Respekt gegenüber dem Partner. Einige machen auch davor nicht halt, ihn vor anderen zu erniedrigen oder lächerlich zu machen.
Manipulation: Der Täter schlüpft in die Rolle des Opfers. Schweigen oder Liebesentzug vermittelt dem anderen, etwas falsch gemacht zu haben. Eine andere Form ist mit Sprüchen subtil zu manipulieren, um beim Opfer Zweifel an sich und dem eigenen Urteilsvermögen zu schüren bis der andere irgendwann nicht mehr weiss, was wahr und was falsch ist.
Kontrolle: Der Partner versucht, die Oberhand zu behalten. Treffen mit Freunden oder Familie werden mit Eifersuchtsattacken beantwortet oder Kontakte gar unterbunden. Eigene Entscheidungen sind kaum mehr möglich. Finanzen werden überwacht. Möglicherweise werden sogar Drohungen ausgesprochen.
Emotionale Achterbahn: Eine schädliche Beziehung ist geprägt von extremen Höhen und Tiefen. Ein Wechselbad der Gefühle. Je länger die toxische Liebe besteht, umso seltener werden die schönen Momente. Doch so kurz sie auch sein mögen, sie sind, woran sich der Betroffene klammert und auch die zehrenden Phasen erträgt.
Furcht: Der Gedanke, nur ja nichts falsch zu machen, ist allgegenwärtig. Diese Gedankenschleife führt zu Stress und Unsicherheiten, was wiederum Missgeschicken Vorschub leistet. Sollte das Gift die emotionale Ebene verlassen und in körperlicher Gewalt eskalieren, wird die Furcht vor dem Partner noch mal verstärkt.
Verlust der eigenen Identität: Das Opfer verliert den Kontakt zu eigenen Bedürfnissen und Wünschen. Sieht sich als Problem. Passt sich und sein Verhalten an, um die
Harmonie nicht aufs Spiel zu setzen.
Kreislauf: Eine toxische Liebe führt immer wieder zum gleichen Punkt. Nach mehreren Entschuldigungen und einem besonders liebevollen Verhalten ist das
Selbstbewusstsein des Täters wieder gekickt und man landet immer wieder zur Versöhnung im Bett.
Warum wird eine toxische Liebe festgehalten?
Ängstlichkeit vor dem Unbekannten: Opfer können über die Zeit den Bezug zur Realität verlieren und bleiben häufig aus Gewohnheit im alten Unbehagen hängen. Mangelndes Selbstbewusstsein führt zu der Annahme, nie wieder einen Partner zu finden und abgelehnt zu werden. Wird eine
schädliche Beziehung ebenfalls von finanzieller Abhängigkeit begleitet, ist es auch die Sorge vor der
Zukunft, die darin verweilen lässt.
Hoffnung auf Besserung: Betroffene haben die Neigung, sich in die Anfänge der Liebe zu flüchten und so in der Hoffnung zu verweilen, dass mit der eigenen Unterstützung der Partner seine Probleme überwinden und gerettet werden kann. Seine endlosen Versprechungen suggerieren, dass er sich beim nächsten Mal wirklich ändern wird.
Furcht vor der Einsamkeit: Der Gedanke daran, nach einer
Trennung einsam zu sein, lässt viele eine schädliche Beziehung ertragen. Vor allem, wenn sie niemals gelernt haben, alleine zu sein und so den Unterschied zwischen Alleinsein und Einsamkeit nicht kennen.
Niederlage und Enttäuschung: So paradox das auch klingen mag, aber eine
toxische Liebe kann dazu führen, dass Betroffene eine
Trennung als Niederlage empfinden. Ausserdem möchten sie den Partner nicht enttäuschen oder kränken.
Was kann man tun, wenn Anzeichen für eine toxische Liebe sprechen?
Die eigenen Themen angehen: Es ist wichtig sich selbst und den verinnerlichten Glaubenssätzen auf die Spur zu kommen, um die Wahrheit über sich selbst zu erkennen und schädliche Muster abzustreifen. Es erfordert Mut, achtsam und liebevoll mit sich selbst umzugehen, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen und eigene Grenzen für andere sichtbar zu machen. Doch es lohnt sich. Denn es kann nicht nur den Weg in eine zweite Chance ebnen, sondern hat auch einen persönlich bleibenden Wert.
Sich informieren und damit auseinandersetzen: Opfer haben häufig das Gefühl, dass sie mit dieser Situation alleine sind. Onlineforen und Organisationen zeichnen da ein ganz anderes Bild. Ob Frauen oder Männer, viele haben sogar mehr als einmal eine
toxische Liebe durchlebt. Sich mit anderen Betroffenen auszutauschen ermöglicht zu verstehen, hilft das angekratzte Selbstbewusstsein zu stärken und gibt Kraft sich der Realität zu stellen.
Mit Familie und Freunden sprechenn: Scham ist hier fehl am Platz. Wer über längere Zeit diesem Liebesgift ausgesetzt ist, wird nicht nur von Stress und Schuldgefühlen geplagt, sondern hegt auch zunehmend Zweifel an seinem Urteilsvermögen. Ein Austausch mit anderen kann hilfreich sein, um zu erkennen, dass alles nicht nur Einbildung ist oder man überempfindlich reagiert.
Professionelle Unterstützung suchen: Telefonseelsorge und Beratungsstellen bieten anonym und oft rund um die Uhr ein offenes Ohr und können mit Tipps und speziellen Kontakten Unterstützung in einer Krisensituation bieten.
Paarberatung: Wenn beide Partner sich ehrlich eine zweite Chance für die Liebe wünschen und bereit sind, gleichermassen in diesen Weg zu investieren, kann ein Berater oder Coach individuell unterstützen, die
schädliche Beziehung hinter sich zu lassen.
Trennung: Wenn trotz aller Bemühungen der Täter immer wieder das alte Spiel spielen will oder es gar zu Partnerschaftsgewalt kommt, sollte eine Trennung nicht weiter vor sich hergeschoben werden.
Auf das WIE kommt es an
Eine Partnerschaft steht für zwei verschiedene Persönlichkeiten mit ihren Bedürfnissen und Werten. Es kann durchaus mal Zeiten geben, wo wir dazu geneigt sind, unseren Herzensmenschen gedanklich zum
Mond zu schiessen.
Wichtig ist, wie wir im Grundsatz miteinander umgehen. Wir persönliche Grenzen respektieren. Eine Ausgewogenheit von Zuwendung und Eigenständigkeit, Geben und Nehmen, Anpassen und Bestimmen leben.
Denn die Beziehung ist der Ort, an dem wir uns vollständig öffnen und besonders verletzlich machen. Sie ist gleichermassen ein Raum für liebevolle Zweisamkeit und der Freiheit, selbst zu sein, wie man ist.
Echte Liebe ist weder an Bedingungen geknüpft, noch fügt sie seelische oder körperliche Verletzungen zu. Wer sich dem Partner gegenüber kontrollierend, manipulativ, herabwürdigend oder gewalttätig verhält, hat seine Liebe nicht verdient. Denn für solch ein Verhalten gibt es keine Rechtfertigung.
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