Die Aufmerksamkeit eines anderen ist Balsam für die Seele. Doch was, wenn es zu viel wird, oder wir anders empfinden und nicht in vollem Masse dasselbe erwidern können/wollen? Wenn ein "Nein" nicht akzeptiert wird? Selbst über Dritte versucht wird, Kontakt herzustellen. Die Belästigung nicht aufhört. Wenn wir das Gefühl haben, dass wir irgendwie ständig unter Beobachtung stehen oder verfolgt werden? Dann dürfte es sich höchstwahrscheinlich um
Stalking handeln.
Das kann nicht nur im Offline-
Leben passieren, denn auch die virtuelle Welt ist nicht frei von Stalking, ganz im Gegenteil - Immer häufiger begegnet man dem sogenannten "
Cyberstalking".
Wir fühlen uns nicht nur unwohl in unserer Haut, sondern auch unser normaler Lebensablauf wird beeinträchtigt und unsere
Lebensqualität leidet zusehends. Denn die Lebensgestaltung wird fremdbestimmt.
Doch warum passiert das? Und was können wir tun?
Foto: Stock_Asso / Shutterstock.com Rund um Stalking und Cyberstalking
Stalking beinhaltet unterschiedliche Ausprägungen und Facetten, da es sich aus verschiedenen kombinierten Handlungen zusammensetzt, die unmittelbar, mittelbar oder auch langfristig die Unversehrtheit einer Person bedrohen und schädigen können. Wie wiederholt unerwünschte Kontaktaufnahme, Belästigung, Überwachung, Verfolgung und Bedrohung einer Person. Die unzähligen Handlungen einzeln genommen, gehen jedoch oft nicht über die Schwelle der Illegalität hinaus. Wodurch es in vielen Fällen zu einer späten Wahrnehmung kommt.
Bei vielen findet das soziale
Leben vielmehr online als offline statt. Und auch die Kommunikation passiert flexibel in der virtuellen Welt. Doch leider bietet sie auch grosses Potenzial für Stalking.
Cyberstalking liegt vor, wenn beispielsweise persönliche Details, private Informationen, nicht für die Öffentlichkeit bestimmte Bilder oder Videos einer grösseren Anzahl von Menschen zugänglich gemacht wird. Aber auch, wenn Unwahrheiten oder Beleidigungen über die verschiedenen Kanäle verbreitet werden.
Ein Blick auf Täter und Opfer
In den meisten Fällen ist der Täter im persönlichen Umfeld (Expartner, Bekanntschaften in unterschiedlichen Bereichen) zu finden. Eher selten werden Betroffene von einer unbekannten Person gestalkt.
Stalking zieht sich durch alle soziale Schichten und Altersklassen. Betrifft Frauen wie Männer gleichermassen.
Auslöser können beispielsweise Liebeswahn, Eifersucht oder Hass sein. Häufig ist Stalking auch eine Reaktion auf eine Entscheidung des späteren Opfers. Beispielsweise die Minimierung der Kontaktfrequenz oder der Schlussstrich unter einer
Beziehung. Aber auch Abweisung durch eine Person oder die Kündigung eines Arbeitsverhältnisses können mögliche Ursachen sein. So wird der Wunsch nach Aufmerksamkeit, Dominanz oder Rache unnormal, systematisch und obsessiv ausgelebt.
Bei den Betroffenen führt dies zu Furcht, Sorge oder gar Panik. Das Sicherheitsgefühl ist beeinträchtigt. Ausgehend vom seelischen Druck kann Stalking wie auch
Cyberstalking zu seelischen und geistigen Blockaden führen. Im weiteren Verlauf kann es auch zur sozialen Isolation kommen. Einige Betroffene haben später auch mit wirtschaftlichen Folgen zu kämpfen.
Bei schwerwiegenden Beeinträchtigungen der Lebensgestaltung liegt sowohl in Deutschland wie auch in Österreich eine Straftat vor. Dies beruht auf der Beurteilung von Häufigkeit, Kontinuität und Intensität der Handlungen in Verbindung mit dem jeweils gültigen Gesetz. Und auch, wenn es in der Schweiz bislang keinen Straftatbestand "Stalking" gibt, ist ein strafrechtliches Vorgehen, über einzelne strafbare Handlungen, möglich.
Kann man Stalking und Cyberstalking vorbeugen?
Tatsächlich kann man hier ein Stück weit Prävention betreiben. Gerade bezogen auf die virtuelle Welt. Wenn man es sich schon nicht verkneifen kann, sein
Leben auf den verschiedenen Kanälen zu teilen, so sollte man genau hinschauen. Was gibt man preis? Und vor allem, wen lässt man sein Leben im wahrsten Sinne des Wortes verfolgen? Seine Privatsphäre auch privat zu halten, lässt Fremden weniger Raum sich einzumischen. Doch natürlich kann
Cyberstalking auch bei bereits vorhandenen Kontakten oder sogar persönlich bekannten Personen nicht ausgeschlossen werden.
Im realen Leben lässt sich nicht ganz so einfach vorbeugen, da das soziale Leben auf einem direkten Miteinander basiert. Hier kann es nicht verkehrt sein, auf sein
Bauchgefühl zu hören. Natürlich bedeutet das nicht, zu 100 Prozent geschützt vor
Stalking zu sein. Nicht jeder Täter lässt sich gleich auf den ersten Blick oder nach kurzer Zeit auch als solcher entlarven.
Was können Betroffene tun?
Wer von
Stalking/
Cyberstalking betroffen ist, sollte nicht einfach nur darauf hoffen, dass das irgendwann (wieder) vorbeigeht. In den meisten Fällen tut es das nämlich nicht und der psychische Druck wird zum tagtäglichen Begleiter.
1. Dem Stalker/der Stalkerin unmissverständlich Grenzen setzen. Wenn möglich schriftlich oder unter Zeugen.
2. Verbindungen und Kontaktmöglichkeiten blockieren.
3. Vorkommnisse dokumentieren, so detailliert es machbar ist. Und Beweise sichern in Form von Fotos oder Screenshots. Die Rekonstruktion des Stalking-Verlaufs erweist sich als hilfreich, wenn beispielsweise der Betreiber des jeweiligen Mediums informiert oder Strafanzeige erstattet werden soll.
4. Das soziale Umfeld informieren, auch wenn es einem schwerfällt. Nur so ist es möglich, Fehleinschätzungen oder Missverständnissen vorzubeugen. Zugleich wird die Eventualität unterbunden, dass über Dritte Informationen eingeholt oder Kontakt hergestellt werden können.
5. Unterstützung suchen. Wenn Freunde und Familie nicht als passende Anlaufstelle erscheinen, kann ein Aussenstehender deren Platz einnehmen. Neutral, ohne Be- oder Verurteilung, Ansprechpartner sein. Denn reden hilft, die Last von den Schultern zu nehmen. Zudem kann positive Unterstützung gegeben werden. Negatives beispielsweise durch
Rituale loszulassen.
Kein Mensch sollte sich schämen, dass er Opfer von Stalking oder Cyberstalking geworden ist. Denn es kann jeden treffen. Wichtig ist, aktiv zu werden und sich sein
Leben zurückzuholen. Raus aus der Opferrolle. Ohne Scham- und Schuldgefühl.
Niemand hat das Recht, über unser Leben zu bestimmen oder unsere
Lebensqualität zu mindern.
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