Sie begegnen uns allerorts, wo es Werbung gibt: schöne Körper. Jung, schlank und straff - uns wird immer und überall vorgelebt, was die gesellschaftliche Norm oder auch eine
Idealfigur ist.
Doch die Realität ist, dass wir nicht alle den Körper eines Models oder Idealgewicht haben. Zumindest nicht ohne Photoshop oder Filter. Und so quälen sich viele von uns mit diversen Diäten und sportlicher Betätigung. Mal weniger und mal mehr erfolgreich.
Doch wer nicht dem gängigen
Schönheitsideal von schlank und dynamisch entspricht, hat auch in der heutigen Zeit oftmals noch ein Problem. Vor allem, mit der Gesellschaft.
Doch warum ist das so?
Wo kann einem das Phänomen
Body Shaming begegnen?
Foto: alexkich / Shutterstock.com Was steckt dahinter?
Der Begriff
Bodyshaming steht umgangssprachlich für Hänselei,
Beleidigung oder Diskriminierung von anderen Menschen aufgrund ihres Körpers.
Es wird hinter ihrem Rücken über sie gelästert. Doch häufig wird auch öffentlich und ungefragt, auf den vermeintlich nicht perfekten Körper hingewiesen und scheinbar hilfreiche Tipps gegeben. Hauptsächlich in den sozialen Netzwerken werden sie oftmals gnadenlos angegangen, übel beschimpft und beleidigt.
Als Auslöser für dieses Phänomen werden unter anderem Neid oder eigene Unzufriedenheit der Täter angegeben.
In der Hauptsache sind Menschen von Bodyshaming betroffen, die dick beziehungsweise übergewichtig sind. Übergewicht gilt als unästhetisch. Und Menschen, die dieses
Schicksal mit sich herumtragen, werden sogar zu einer gesellschaftlichen Belastung degradiert. Wer es nicht schafft, sein Gewicht zu kontrollieren, gilt als faul, schwach und verfügt über keinerlei Selbstbeherrschung.
Besonders häufig leiden Frauen unter diesem Phänomen. Wohl nicht zuletzt darin bedingt, dass die Messlatte bei Frauen, was die
Idealfigur betrifft, um einiges höher liegt. Dass kurvige Frauen schön oder gar sexy sind, gesteht man ihnen nicht zu. Bei Männern hingegen wird ein kleiner Bauch meist dezent übersehen.
Und selbst Models haben mit Bodyshaming-Attacken zu kämpfen. Mal sind sie zu mager und dann wird wieder jedes Extra-Kilo quasi auf die Goldwaage gelegt.
Body Shaming wird allerdings auch dann genutzt, wenn jemand sich selbst niedermacht. Ein Vergleich mit anderen Frauen fällt zum Beispiel vermeintlich von Nachteil aus, woraus eine negative Bewertung des eigenen Körpers resultiert.
Wissenschaftlichen Studien zufolge werden übergewichtige Menschen nur selten für wichtige Jobs ausgewählt. Doch nicht nur im Berufsleben stellen sich ihnen Hürden in den Weg. Vorurteil, Beleidigung und Ausgrenzung sind für Übergewichtige auch in anderen Bereichen leider vielmals Normalität.
Body Shaming beim Dating
Die verschiedenen Portale und Social-Media-Kanäle machen Dating einfach und unkompliziert. Doch sind sie durch eine mögliche Anonymität auch prädestiniert für
Bodyshaming.
Wer optisch durchs Raster fällt und nicht dem geläufigen
Schönheitsideal entspricht, ist nicht selten beim Dating solchen Bodyshaming-Attacken ausgesetzt. Manchmal nur online, manchmal jedoch auch bei einem realen Treffen. Zwischenmenschlichkeit und Respekt sind scheinbar aus der Mode gekommen.
Natürlich ist nicht auszuschliessen, dass bestimmte optische Attribute von uns nicht als anziehend oder gar unsexy empfunden werden. Doch das ist kein Grund für
Beleidigung oder Diskriminierung.
Wir sind nicht gezwungen, Kontakt aufzunehmen oder jemanden zu daten. Und falls es beim ersten Date dann doch nicht passt, hilft eine diplomatische Absage, ohne detaillierte Angabe des Grundes. Das tut nicht weh und macht keine weiteren Hoffnungen.
Und ja, es gibt Menschen, die stehen auf üppige Körper und weiche Pölsterchen. Warum nicht, wenn es auf beiden Seiten passt?
Gemeinsam Body Shaming den Wind aus den Segeln nehmen
Wer legt fest, was schön ist und was ein No-Go? Wer schreibt vor, wie wir uns zeigen dürfen und was wir zeigen dürfen? Jeder sollte sich so lieben, wie er ist. Oder etwas verändern, weil er es für sich selbst will.
Dass die Gesellschaft von heute auf morgen umdenkt, ist wohl leider nicht mehr als ein frommer Wunsch. Es wird vermutlich noch Jahrzehnte dauern, bis der Wandel von
Idealfigur zu Realität vollzogen ist.
Doch wir können bei uns selbst anfangen, indem wir unser Denken ändern. Und aufhören uns selbst und unsere Mitmenschen nur rein der körperlichen
Erscheinung folgend zu beurteilen oder gar niederzumachen.
Wir sollten mit unserem Körper zufrieden sein, auch wenn er nicht perfekt ist. Und dankbar sein für das, was er jeden Tag leistet. Suchen wir uns eine Betätigung, die uns Spass macht und gleichzeitig auch unserem Körper gut tut. Niemand muss zum Marathon-Läufer oder Bodybuilder werden, wenn er sich so gar nicht mit dieser Rolle identifizieren kann.
Behandeln wir andere Menschen mit Respekt, selbst wenn sie nicht mit diesem
Schönheitsideal aufwarten können. Denn auch eine perfekte Figur macht uns nicht zu einem besseren Menschen. Und sie gibt uns ebenfalls nicht das Recht, auf andere herabzuschauen oder gar
Bodyshaming zu betreiben.
Und mal Hand aufs Herz, fragt
Liebe wirklich nach einer Idealfigur? Nein, wir definieren, was wir als anziehend und sexy finden. Was für den einen schlank, ist für den anderen kurvig. Niemand zwingt uns einen Partner auf, der uns nicht anspricht.
Schliessen wir Frieden mit unserem Körper und geniessen wir das Leben. Denn es ist zu schade, um ständig einem Ideal hinterherzurennen und dabei zu verpassen, glücklich zu sein.
Ein perfekter Körper ist nicht alles.
Denn wir sind nicht nur ein Körper.
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