Nachrichten werden ausgetauscht. Man folgt sich in den
sozialen Medien, um ein Gefühl für das Leben des anderen zu bekommen. Und irgendwann verbringt man auch in der Realität Zeit miteinander.
Zauberschön.
Doch der Schein trügt.
Im echten Leben, plötzlich einseitige Funkstille.
Der Schwarm bricht ohne Vorwarnung oder Begründung den
Kontakt ab und verschwindet, als hätte er niemals existiert.
Hört sich nach Ghosting an?
Stimmt.
Doch dann ist er plötzlich wieder virtuell über soziale Medien ein Teil des Lebens.
Abserviert, aber dann virtuell verfolgt.
Sichtbar, aber nicht erreichbar.
Ein fieses
Dating-Verhalten, das als
Orbiting bezeichnet wird.
Wie kann man
Orbiter erkennen?
Und was kann man tun?
Foto: nenetus / stock.adobe.com Was steckt hinter Orbiting?
Der Begriff leitet sich von dem astronomischen Wort Orbit ab, der für die Umlaufbahn eines Satelliten um einen Himmelskörper steht. Der Satellit ist in dem Fall der
Orbiter, der immer wieder um eine Person kreist, ohne sich festzulegen.
Das Interesse wird virtuell weiterhin aufrechterhalten, aber alle persönlichen Kontaktversuche werden ignoriert. Mit diesen widersprüchlichen Signalen halten sie das vermeintliche Objekt der Begierde in der Realität auf Distanz.
Orbiting erinnert an das
Dating-Verhalten Ghosting, ist aber nicht dasselbe. Auch wenn es letztendlich ebenso darauf abzielt, das Kennenlernen oder eine beginnende
Beziehung nicht real weiterzuführen.
Orbiting wird mittlerweile als das neue Ghosten beziehungsweise die schlimmere Variante davon bezeichnet. Der Unterschied, Orbiter verschwinden nicht vollständig von der Bildfläche, sondern sind weiterhin innerhalb der
sozialen Medien präsent. Als wäre der
Kontakt wie vorher. Aber doch weit genug entfernt, um nicht wirklich erreichbar zu sein.
Es wird davon ausgegangen, dass Orbiter häufig mit Unsicherheit zu kämpfen haben. Oder sie wissen nicht genau, was sie wollen. Mit diesem Dating-Verhalten können sie Verbindlichkeiten entgehen und sich gleichzeitig ein Hintertürchen offenhalten.
Einige versuchen, durch
Orbiting der Einsamkeit zu entrinnen. Für sie ist diese Form von Aufmerksamkeit und Zuneigung, ohne direkten Kontakt eine ziemlich sichere Kiste.
Andere Orbiter sind in einer festen Beziehung. Jedoch hat online jemand ihr Interesse geweckt. Irgendwann plagt vielleicht das schlechte Gewissen, doch die andere Person ist ihm auch nicht völlig egal und er ist an deren Leben interessiert. So wird virtuell Kontakt gehalten.
Es werden ebenso narzisstische Züge nicht ausgeschlossen. Der Orbiter geniesst das Gefühl, begehrt zu werden, obwohl er im Grundsatz überhaupt kein Interesse an den Menschen hat, die er verfolgt. Dabei kann er gekonnt seine Macht ausspielen, indem er niemals ganz aus dem Sichtfeld seiner Opfer verschwindet und so immer wieder Hoffnung macht.
Virtuell ein Teil des Lebens, aber im echten Leben nur ein Geist.
Doppelt perfide.
Nervig und frustrierend.
Doch häufig ist dieses Dating-Verhalten auch verletzend oder gar verstörend. Betroffene kommen nicht zur Ruhe. Suchen die Schuld bei sich. Und manchmal werden damit frisch verheilte Blessuren wieder aufgerissen.
Wie kann man dieses fiese Dating-Verhalten erkennen?
Das können Anzeichen für
Orbiting sein.
Der direkte
Kontakt kommt zum Erliegen:
Anrufe, Nachrichten oder E-Mails werden ignoriert. Eine persönliche Kontaktaufnahme bleibt ohne irgendeine Reaktion. Kommunikation ist plötzlich unerwünscht, ebenso wie persönliche Treffen.
Sozial-Media-Aktivitäten bleiben interessant:
Während der persönliche Kontakt plötzlich einzuschlafen scheint, werden Bilder und Storys mit einem Like oder Emoji bedacht, vielleicht sogar geteilt oder mit belanglosen Kommentaren versehen. Möglicherweise kommt es sogar zu einem unverfänglichen Small-Talk, ohne dass es aber wieder konkreter wird. Beim
Orbiter ist dann Rückzug angesagt.
Die Gedanken kreisen um diese Person und sein Verhalten:
Was sind die Absichten und Beweggründe? Welche Argumente gibt es für dieses seltsame
Dating-Verhalten? Viele Betroffene kommen irgendwann an den Punkt, wo sie meinen, eine Klärung gefunden zu haben und weisen sich selbst die Schuld zu.
Was bewirkt dieses Handeln?
Durch das Dating-Verhalten mit den widersprüchlichen Signalen fällt die Abgrenzung schwer.
Die geheimnisvolle Art der Orbiter und die teils verschobene Wahrnehmung der Selbstschuld können dazu führen, dass die Betroffenen von Orbiting weiterhin das Interesse des Täters wecken wollen.
Denn immerhin gibt es ja immer wieder kleine Lebenszeichen in den
sozialen Medien, die als Hoffnungsschimmer wahrgenommen werden. Die unterbewusste Hoffnung auf ein Happy End.
Doch die Realität ist:
Interesse am Privatleben der Person? Ja.
Eine Beziehung eingehen? Nein.
Während sich der Orbiter in dieser Position nicht unwohl fühlt, verschwendet der Betroffene nur kostbare Lebenszeit und eine Unmenge an Energie, ohne Aussicht auf Erfolg.
Wie kann man sich daraus befreien?
Keinesfalls versuchen, noch ein letztes Mal
Kontakt aufzunehmen. Denn keine Antwort bedeutet eindeutig kein Interesse.
Den
Orbiter einfach ignorieren. Wenn es zwar nervt, aber eigentlich egal ist.
Ihm die Meinung zu seinem
Dating-Verhalten sagen. Wer sich nicht vor einer Auseinandersetzung scheut, um gegebenenfalls auch einen Schlussstrich ziehen zu können.
Sich vom Orbiter abgrenzen. In den
sozialen Medien entfolgen und blockieren. Private Daten löschen. Den Kontakt vollständig abbrechen. Einer erneuten Begegnung ist damit ein Riegel vorgeschoben.
Orbiter haben die Aufmerksamkeit nicht verdient.
Und niemand muss sich mit solch einem Dating-Verhalten herumschlagen.
Irgendwo da draussen gibt es den Menschen, der keine Spielchen spielt und ehrlich an einer Beziehung interessiert ist.
Verpassen wir nicht die Gelegenheit, ihn in unser Leben einzuladen.
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