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Blog: Welt der Esoterik

Nein sagen kann man lernen - in allen Beziehungen

18.09.2021

Wer ist nicht gerne beliebt? Wer will nicht bei seinen Freunden, den Nachbarn oder den Kollegen anerkannt werden? Wer hat es in einer Liebesbeziehung nicht gerne harmonisch?

Man gilt als hilfsbereit, fürsorglich, sympathisch, wenn man eine Bitte nicht ausschlägt. Am meisten freuen sich darüber: die anderen, denn es macht ihr Leben einfacher.

Doch der Preis dafür ist hoch: Sie sind damit zusätzlich belastet und wenn etwas schiefläuft, fällt es auf Sie zurück. Sie sind es, der an Wert und Respekt verliert. Sie sind es, der ausgenutzt wird, weil die anderen wissen, dass Sie nur mit schlechtem Gewissen Nein sagen können.


Das Spielchen geht so:

1. Komplimente machen - Du kannst das doch so gut.
2. Verständnis erzeugen - Der Kollege schafft das nicht, Ehekrise.
3. Dramatisieren - auf die Tränendrüse drücken.
4. Retourkutsche - Damals haben dir auch alle geholfen.
5. Erpressungsversuch - Wenn du das nicht machst, bekommst du auch keine Hilfe, wenn du darum bittest.

Man kann nur gewinnen, wenn man in allen Beziehungen eindeutige Grenzen setzt und ein klares Nein ausspricht - privat, geschäftlich und beruflich.

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Foto: Masson / Shutterstock.com

Warum habe ich nicht Nein gesagt?

Eigentlich hat Susanne eine Halbtagsstelle in einer grossen Notarkanzlei. In den ersten Wochen hat sie es noch geschafft, um 14:00 Uhr Feierabend zu machen. Dann fing es schleichend an. Susanne, kannst du noch kurz die Akten heraussuchen? Morgen ist Abgabetermin. Danke, du bist ein Schatz.

Frau Müller, ich habe gehört, dass Sie sich gut mit Kopierer auskennen. Schauen Sie doch mal, warum diese Fehlermeldung erscheint. Ihrem Chef kann Sie schon gar nichts ausschlagen. Ausserdem fühlt sie sich geschmeichelt, dass er sie fragt.

Ihre Hilfsbereitschaft sprach sich schnell herum und nach zwei Monaten hatte Susanne zwei halbe Stellen - bezahlt wurde nur eine. Als sie endlich aus der Kanzlei herauskommt, muss sie für eine Freundin ein Buch abholen, ah und Dinkelbrot, das bekommt sie so schwer.

Zu Hause angekommen fällt ihr auf, dass sie nur Kaffee und eine Schokowaffel gegessen hat. Im Kühlschrank gähnende Leere. Und die Blumen der Nachbarn muss sie auch noch giessen - drei Wochen Mallorca. Ich bin einfach zu gut für diese Welt.

Dann schellt es, Merle will Buch und Brot abholen. Siehst du fertig aus. Hast du geweint? Sie findet Butter, Salz und einen Rosé. Das Dinkelbrot wird beschmiert, die Gläser gefüllt. Na, erzähl mal, was ist denn da los?, fragt die Meisterin im Zuhören.

Grenzen setzen in allen Beziehungen!

Susanne, wovor hast du Furcht? Du musst nicht zu allem Ja und Amen sagen. Was ist daran so schlimm, Grenzen zu setzten? Klar, jeder fühlt sich geschmeichelt, wenn er gebraucht wird. Man ist wichtig, unersetzbar, hat eine Art Macht. Das ist ein gutes Gefühl, aber man glaubt es zu verlieren, wenn man etwas ausschlägt. Und das Schlimmste ist, die anderen nutzen das aus - bewusst oder unbewusst.

Langsam kommt Susanne runter, jetzt ist es klar. Sie ist zum selbstlosen Helferlein mutiert, weil sie es jedem recht machen will. Alle zerren an ihr, an ihren Kräften, an ihren Nerven, an ihrer Zeit. Sie hat gelernt: Eine Bitte auszuschlagen ist egoistisch, herzlos oder einfach nur Faulheit. Das muss aufhören, reiner Selbstschutz.

Wie sage ich Nein ohne negative Folgen?

Ganz wichtig: Bedenkzeit. Nicht spontan zusagen, nicht vorschnell Ja sagen. Lassen Sie sich nicht überrumpeln. Es geht nicht darum, aus Prinzip alle Bitten abzulehnen. Es sollte ein gut überlegter Schritt sein, der aus eigener Motivation erfolgt. Sie haben es in der Hand, denn die Bedürfnisse anderer können nicht mehr wert sein als Ihre eigenen.

Also beschreiben Sie dem Bittsteller ihre Situation und welche Folgen es für Sie hat, wenn Sie ihm unter die Arme greifen. Seien Sie verständnisvoll und sagen dann ein klares Nein. Grenzen für sich selbst zu definieren ist wichtig: Bis hierhin und nicht weiter. Dafür bin ich nicht zu haben. Ohne mich!

Nach dem Urlaub kommt Susanne mit viel Energie in die Kanzlei. Die Kollegen empfangen Sie überschwänglich. Bei Torte und Prosecco erfährt Sie den neuesten Tratsch und Klatsch. Und wie viele Mandate sie auf dem Tisch liegen haben. Alle sind schrecklich überlastet.

Dann schnell an die Arbeit. Bin bis 14:00 Uhr im Einsatz. Was danach kommt, wird morgen erledigt. Wumms, das war mal eine Ansage. Ihre Zimmerkollegin bleibt hartnäckig: Kannst du mich bitte beim Termin am Nachmittag vertreten. Ich weiss nicht, wo mir der Kopf steht.
Claudia, ich kenne das. Genau deswegen bin ich nur halbtags hier. Dann bleibt Zeit für mich und meinen neuen Freund. Also: Nein.

Bald kommt der Chef auf Sie zu. Das Projekt von Herrn Bauer braucht Unterstützung. Ich habe dabei an Sie gedacht. Ehrt mich. Dann bleiben meine Projekte in der Zeit ruhen? Wenn das in Ordnung ist, mache ich das gerne?

Die Nachbarn sind braun gebrannt und puppenlustig zurück. Sie reichen ihr eine Salami als Dankeschön. Übrigens, bin ich bald für eine Woche weg. Ich zeige euch, was gegossen werden muss. Danke zurück - esse kein Schwein.

Sie tippt ins Handy: Als Nein-Sager fühle ich mich total stark, richtig befreit. Danke Merle, du hast mich gerettet. Dinkelbrot?


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