Loslassen - Wenn entlieben der bessere Weg ist

Einer der Gründe, sich zu entlieben, ist ein nicht vorhersehbares Beziehungsende. Wenn der Partner Schluss macht, weil er sich ernsthaft in einen anderen Menschen verliebt hat. Und kämpfen sich nicht mehr lohnt. Oder aber er offenbart, dass es keinerlei echte Gefühle gibt. Sie abhandengekommen sind so wie es manchmal mit einem Schlüssel oder Schirm passiert.

Wenn es keine Chance auf ein gemeinsames wir gibt, gibt es nur noch eine Lösung für diese Situation: Ziehen lassen. Einen endgültigen Schlussstrich ziehen. Das Beziehungsende verarbeiten und wieder nach vorne schauen. Ein Prozess, der sich nicht von heute auf morgen abbilden lässt.

Es tut weh, es lähmt, man fühlt sich mies und klein. Damit es kein Dauerzustand wird, muss man reden, reden, reden.

Einen geliebten Menschen aus dem Kopf und den Gedanken zu verbannen, das meint Loslassen. Eine bewusste Entscheidung, manchmal Selbsterhaltungstrieb, Selbstschutz. Damit ist allerdings nicht das schleichende Ende einer Liebe gemeint. Übrigens: Manchmal hilft auch Geduld. Also aussitzen, denn oft startet der Ex eine Rückrufaktion. Die Frage ist: Will man ihn dann noch?

Das Leben passiert

Es traf Anne aus heiterem Himmel. Alles lief so weit gut. Mit zwei kleinen Kindern und stressigem Job macht man sich nicht jeden Tag einen Kopf, ob das Liebesleben prickelnd genug ist. Man muss einfach funktionieren, als eingespieltes Team. Am Wochenende kam Oma zu Besuch. Oliver hatte einen Tisch beim Lieblingsitaliener bestellt. Bei der Vorspeise nahm er ihre Hand:

Ich muss es jetzt loswerden: Ich habe mich verliebt - in meine Traumfrau und das bist leider nicht DU. Anne musste sofort raus und sich übergeben. Oliver ist nach zwei Tagen ausgezogen, also mit einem Koffer in die Wohnung seiner Traumfrau. Die Wochen danach waren die Hölle - für alle. Verschiedene Versuche - im Guten wie im Bösen - ihn zurückzuholen, sind gescheitert. Die andere ist noch immer die Frau seiner Träume.

Für das Wochenende hat Oma die Kinder zu sich eingeladen. Anne kann mit ihrem Schmerz alleine sein, intensiv alleine sein. Sie selbst hat entschieden, den finalen Schlussstrich zu ziehen, sich radikal zu entlieben. Im Hochzeitskleid sitzt sie auf dem Bett mit 32 roten Rosen und 32 Kerzen - so viele Jahre kennen sie sich. Liebeslieder auf den Ohren, sein Rasierwasser in der Luft und Gin Tonic im Glas. Am Laptop klickt sie durch Fotos aus glücklichen Zeiten.

Sie weint und weint und weint. Dann zündet sie den Grillkorb im Garten an. Rasierwasser, super Brandbeschleuniger. Das Hochzeitskleid ist bereits verbrannt. Sie hat einen Zettel an jede Rakete getackert: Für die Traumfrau, Danke!

Tipps zum Entlieben:

1. Objektiv Bilanz ziehen. Hört sich nach Buchhaltung und ziemlich gefühlskalt an. Tatsächlich funktioniert es nur so. Denn nur, wenn mal ehrlich zu sich selbst ist, kann man wirklich Bilanz ziehen. Selbst, wenn es vielleicht peinlich ist oder wehtut. Was machte die Beziehung wertvoll? Wie hat der Partner sich eingebracht? Das ist die positive Seite. Der gegenüber werden dann die negativen Aspekte aufgeführt. Die Auswertung lässt sich unter dem Strich erkennen.

2. Schauen Sie auch in den Rückspiegel. Waren Sie schon mal in dieser Situation? Folgt das Verlieben einem bestimmten Muster, also einem bestimmten Mann als Partner wie verheiratet, unerreichbar, Peter-Pan oder Narzissten? Die Erkenntnis daraus ist der erste Schritt, um das Beuteschema aktiv zu verändern.

3. Was wollten Sie schon immer mal machen? Nehmen Sie sich Zeit für neue Hobbys, alte Freunde, eine neue Sprache, Veränderung Ihrer Ernährungsgewohnheiten ...

4. Klicken Sie auf die Löschtaste. Gegen ein Problem zu kämpfen verschlingt nicht nur eine Menge Zeit, sondern auch wertvolle Energie. Damit es nicht anfängt zu kleben, sollten Sie ein Datum festsetzen, dass für den Beginn Ihrer Zukunft steht.

5. Damit das Loslassen leichter fällt, sollten auch die Erinnerungen an die gemeinsame Zeit aus dem Leben verbannt werden. Andenken und Erinnerungsstücke in eine Kiste packen. Funkstille einhalten. Nachforschungen stoppen. Konzentrieren Sie sich auf Ihr eigenes Leben, ohne Partner.

6. Erlauben Sie sich zurückzuholen, was Sie vermissen und was der Ex-Partner Ihnen verweigert hat. Flirten Sie, geniessen Sie das Interesse und die Aufmerksamkeit anderer. Erfreuen Sie sich an Komplimenten. Sie haben das Recht auf Ihrer Seite. Sie müssen sich nicht entschuldigen. Aber seien Sie ehrlich, sowohl dem Flirt wie auch sich selbst gegenüber.

7. Reisende soll man ziehen lassen. Wenn der Herzensmensch sich definitiv verabschiedet hat, unmissverständlich und unwiderruflich, dann nehmen Sie es an, wie es ist. Jedwede Versuche, den anderen umzustimmen, werden nichts anderes als Zeit- und Energieverschwendung sein. Hier hilft nur das Loslassen.

8. Solange es noch einen Funken Hoffnung gibt, wenn Sie den Mann sehr gut kennen und es beispielsweise als hormonellen Ausrutscher werten, besser noch verzeihen. Ja, dann können bestimmte Strategien zur Rückgewinnung funktionieren. Vorausgesetzt, Sie haben Geduld, Stärke und Leichtigkeit.

Nix ist fix

Tatsächlich kann jeder sich ändern, sogar ein Ex. Die Frage ist, trauen Sie ihm wieder über dem Weg. Oder hoffen Sie nur darauf, dass es schön bleibt bis zur nächsten Traumpartner? Vielleicht haben Sie aber auf dem Weg des Entliebens auch seine negativen Seiten gesehen. Sind Sie bereit, diese zu akzeptieren? Oder ist er bereit, es zu ändern? Auch Sie haben sich weiterentwickelt, eigene Fehler erkannt.

Alles geklärt? Dann auf zu einem Neustart mit dem Ex. Nichts ist unmöglich, positive Beispiele gibt es viele. Es gibt Paare, die geschieden wurden und dann wieder geheiratet haben. Manchmal sind diese recycelten Beziehungen sogar besser als beim ersten Mal.

Und manchmal ist entlieben und ein Loslassen der bessere Weg. Ein Beziehungsende ist nicht das Ende des Lebens. Hören Sie auf Ihr Herz und Ihren Bauch.


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