Wohl niemals mehr als heute war
Sex so oft ein Thema. In allen Medien wird man damit konfrontiert. TV, Bücher und Zeitschriften. Online-Shops für erotisches Spielzeug sowie die Porno-Industrie allgemein erleben sozusagen ihre Hochphase.
Solange dies Thema altersgerecht und mit Respekt erklärt wird, ist das auch für die Kleinen ein riesiger Fortschritt. Früher hatten Jugendliche in der Pubertät die Geschichte vom Bienchen und der Blume dabei im Kopf. Sex ist etwas Böses, Schmutziges, so sind die Grosseltern erzogen worden. Heute gehen Jugendliche auf einen Partner freier, viel positiver zu.
Sie denken: Sex gibt mir ein wunderbares Gefühl, macht unglaublichen Spass, er vereint, er verbindet und er macht meine Liebesbeziehung echter. Dass das sexuelle Verlangen einmal weniger wird oder gar runter auf null fährt, unvorstellbar für frisch Verliebte.
Foto: NDAB Creativity / Shutterstock.com Der Frust mit der Lust
Männer sind in der Regel stets zum Einsatz bereit, Frauen haben Migräne. Falsch. Laut Umfragen sind es sogar mehr Männer, die mal keinen Appetit haben. Aber ist das gleich ein Zeichen für das nahe Ende der
Liebe? Wir lieben uns doch, warum wird der
Sex weniger? Experten sagen, der Rückgang der
Lust ist völlig normal, alles im grünen Bereich und kein Grund zur Sorge.
In einer längeren Paarbeziehung gibt es Phasen, in denen die
Libido hinten rüber fällt, nichts Erotisches findet mehr statt. Eiszeit im Bett, Flaute in der Kiste. Zeitlich begrenzt ist es normal. Ein anderes Phänomen: Die Sex-Balance fehlt, wenn einer deutlich mehr Lust hat als der andere, dann wird es schwierig. Frust kommt auf, Selbstzweifel und alles, was dazu gehört, wird quälend. Der Super-GAU: Sex findet zwar statt, aber ausserhalb der
Beziehung. Ein anderes, komplexes Thema.
Kann es eine
Liebe ohne Sex geben? Im Ausnahmefall, ja. Wenn beide Partner asexuell sind, also keinerlei Bedürfnis nach Sex haben - nicht mit sich selbst, nicht mit jemand anderem - nur dann kann es klappen. Asexualität ist eine Orientierung wie Homo- oder Bisexualität.
Es ist keine bewusste Entscheidung - wie beim Mönch und der Nonne - sondern es ist Natur. Die Akzeptanz in unserer Gesellschaft ist gering, man weiss wenig darüber, es wird nicht hinterfragt. Aber es gibt bereits in vielen Ländern eine Community für Asexuelle.
Wenn es nicht mehr rappelt im Karton
Julia und Julian sind das romantischste Paar überhaupt. Am Anfang konnten sie nicht anders, als sich pausenlos zu befingern, ganz eng aneinander, kein Blatt passte dazwischen. Jede Gelegenheit allein (also zu zweit) zu sein - an unmöglichen Orten, zu aussergewöhnlichen Zeiten - wurde ausgenutzt, Erotik pur. Julian hat bald eine Wohnung für sie beide gefunden, ein Nest für ihre
Liebe und ihre
Lust.
Nach den Abschlussprüfungen, der erste Job. Lag die
Sex-Frequenz anfangs bei zweimal täglich, wurde daraus jeder zweite Tag, dann zweimal die Woche, nun liegt sie bei allen 14 Tagen. Ausreden gibt es viele: Stress im Job, Ärger mit der Familie, Magen-Darm und ja, auch Migräne. Julia fragt ihn: Findest du mich nicht mehr attraktiv? Gibt es eine andere? Langweilst du dich mit mir im Bett?
Alles nein!, sagt Julian und nimmt sie in den Arm. Ich weiss auch nicht warum, sie hat sich irgendwie eingeschlichen, diese Unlust. Das hat aber rein gar nichts mit dir zu tun. Es tut mir so leid, dass du dir solche Gedanken machen musst. Weisst du was? Nächstes Wochenende fahren wir ans Meer, wir buchen unser Zimmer bei airbnb, laufen durch den Sand, gehen in die Sauna, lassen uns ganz viel Zeit - nur du und ich, alles andere schalten wir aus. Pack deinen roten Spitzenbody ein. Ich besorge ein interessantes Buch,
Tantra Massage. Habe schon viel Gutes davon gehört, es soll inspirierend sein, auf die gemeinsame Lust - sinnlich und spirituell wird es auch noch - und für uns bestimmt total hot.
Die Libido wieder beflügeln
Die
Lust auf
Sex findet im Kopf statt. Fühlt man sich in seinem Körper nicht wohl, findet man sich gerade unsexy, unattraktiv, gestresst, dann droht die Sex-Blockade. Notfallplan: Friseur, Wellness-Tag, heisse Dessous, was Gesundes kochen, Spaziergänge, Yoga-Matte, erotisches Buch. Gedanken an das Kilo zu viel, an Dellen am Oberschenkel, Ärger im Job - einfach ausknipsen.
Schreiben Sie Post-its: Er findet mich immer noch attraktiv - er liebt mich, wie ich bin - er hat Lust, nur auf mich - er hat Spass mit mir - ich hab Spass mit ihm ...
Bevor das Liebesleben auch noch in den Lockdown geht, ist es besser, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Schnappen Sie sich Ihren Partner in einer guten Stunde. Fragen Sie nach seinen Bedürfnissen, seinen Wünschen und Fantasien:
Vermisst du etwas?
Was und wie hast du es am liebsten?
Was macht dich richtig an?
Hast du mal Lust, was anderes auszuprobieren?
Hast du eine Idee?
Gibt es ein körperliches Problem bei mir oder bei dir?
Brauchen wir Hilfe oder schaffen wir das alleine?
Alles Fragen, die in einer guten Partnerschaft möglich sind. Ach ja, es ist keine Einbahnstrasse. Einem selbst muss klar sein, wie der eigene Körper auf Reize reagiert, was einem am besten gefällt. Niemand anderes kann das wissen, nur Sie kennen den richtigen Weg zum Höhepunkt. Das sollte Ihr Partner auch erfahren.
Ein echter Gewinn für beide.
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