Eine alte Frau in einem Zelt, die tief versunken vor ihren ausgebreiteten Karten sitzt. Nun gut, dies mag vielleicht eine etwas veraltete und überzogene Vorstellung sein, wenn es um das Thema
Kartenlegen geht. Tatsächlich läuft uns dieses Thema auf vielfältige Weise tagtäglich über den Weg.
Neben den herkömmlichen Beratungen Vis-à-vis oder am Telefon, wird Kartenlegen online im Internet genauso praktiziert wie bei diversen Hotlines im Fernsehen.
So gesehen, wird es einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Für viele Menschen eine Hilfestellung, die sie in ihr Leben integriert haben, meistens bei einem bestimmten
Kartenleger. Andere hingegen halten die
Kartenlegekunst für esoterischen Humbug oder Scharlatanerie.
Doch was steckt jetzt wirklich dahinter und was können uns die Karten erzählen?
Foto: GOL / fotolia Entwicklung der Kartenlegekunst
Schon immer waren Menschen interessiert an dem Zukünftigen oder erhofften sich durch die Karten Antworten und Unterstützung auf die vielen Fragen des Lebens. Man geht davon aus, dass mit dem zunehmenden Interesse an Spielkarten auch das
Kartenlegen (auch
Kartomantie oder Chartomantik = Kartelegekunst genannt) in Mode kam, nachdem diese Karten auch als
Wahrsagekarten entdeckt wurden.
So wird der Ursprung in Verbindung mit der Entwicklung des Holztafeldrucks in China gesehen, etwa ab dem 7. Jahrhundert.
Auf der anderen Seite gibt es verschiedene Legenden zur Herkunft, die sich auf einen Ursprung im alten Ägypten oder auf das Fahrende Volk beziehungsweise die Zigeuner beziehen. Tatsächlich haben diese ihre Wahrsagekünste auch mittels Kartenlegen vermehrt auf Jahrmärkten angeboten, was jedoch eher als Attraktion zur Unterhaltung diente.
Zu tatsächlicher Popularität gelangte das Kartenlegen in der Hauptsache durch verschiedene Okkultisten aus Frankreich. Ende des 18. Jahrhunderts wurden sie gezielt zum
Wahrsagen beziehungsweise Weissagen genutzt. Dies gilt als Phänomen, welches sich bis in die
Gegenwart gehalten hat.
So lässt es sich aber vielleicht auch erklären, warum diese Technik vorher in keinerlei Schriftstücken, weder im Bereich
Magie noch bei der Spielkartenverwendung, Erwähnung findet.
Erst Jean-François Alliette, wahrscheinlich den meisten besser bekannt unter Etteilla seinem Pseudonym, entwickelte ein Konzept zur Deutung der Tarotkarten. Noch heute gilt sein Werk Manière de se recréer avec un jeu de cartes nommées
Tarot als Standardwerk und somit als Grundlage der
Kartenlegekunst.
Auf der anderen Seite steht damit Friedrich Christian Benedikt Avé-Lallemant, ein deutscher Schriftsteller und Kriminalist, der verschiedene literarische Werke verfasste.
Er sprach bei der Herkunft der
Wahrsagekarten von Frankreich in einigen kriminalistischen Werken. Auch stufte er das Wahrsagen als potenziell schädlich ein, sowohl im Hinblick auf mögliche Betrügereien als auch die psychische Konstitution der Wahrsagerinnen. Er ging sogar so weit, dass er das Wahrsagen verbieten lassen wollte. Ob es tatsächlich vermehrt zu Todesfällen bei Wahrsagerinnen kam, sei mal dahingestellt.
Kartendecks und Legesysteme
Es gibt mittlerweile unzählige verschiedene Kartendecks, die zum Teil in ihrer Ursprünglichkeit erhalten oder aber zwischenzeitlich überarbeitet beziehungsweise neu gestaltet wurden.
Einige der wohl beliebtesten und häufig genutzten
Wahrsagekarten und Decks im kurzen Überblick.
Tarot: Das klassische
Kartendeck besteht aus 78 Karten. Dabei bilden 22 Karten die sogenannte Grosse
Arkana und 56 Karten stehen für die Kleine Arkana. Das Tarot wird hauptsächlich verwendet, um einen Blick auf
Vergangenheit, Gegenwart und
Zukunft zu werfen.
Lenormandkarten: Neben dem grossen Deck mit 54 Karten findet hauptsächlich das klassische Deck mit 36 Karten Verwendung. Das Kartendeck eignet sich hervorragend, um einen Überblick über gegenwärtige, aber auch zukünftige Ereignisse zu bekommen.
Kipperkarten: Das Kartendeck umfasst 36 Karten, die nummeriert und aufgeteilt sind in 30 Situationskarten und sechs Personenkarten. Vornehmlich, wenn es um persönliche oder soziale Kontakte, bestimmte Eigenschaften oder Situationen einer Person geht, kommt dieses Deck zum Einsatz.
Zigeunerkarten: Das Deck wird von 36 Karten gebildet. Auch wenn man der Bezeichnung folgend davon ausgehen könnte, dass dieses Kartendeck den Zigeunern entspringt, so lassen sich doch keinerlei Beweise dafür finden. Persönliche Informationen wie Lebenssituationen, Deutung von Zusammenhängen sowie der individuelle
Lebensweg können diese Karten offenbaren.
Je nach Fragestellung wird zu einem bestimmten Kartendeck gegriffen oder in manchen Fällen auch zwei Decks miteinander kombiniert. Ähnlich verhält es sich auch beim Legesystem, welches zur Anwendung kommt.
Einfache Fragestellungen können beispielsweise mit dem Auslegen von drei Karten oder dem kleinen Kreuz beantwortet werden. Bei umfassenderen Fragen kann sowohl das
Keltische Kreuz als auch die Grosse Tafel ausgelegt werden.
Ganz gleich, welches Kartendeck und welches der Legesysteme zur Anwendung kommen, der wichtigste Punkt der
Kartenlegekunst ist die anschliessende Deutung. Jede Karte eines Decks hat eine eigene Bedeutung.
Beim Auslegen von mehreren Karten gilt es, das Bild im grossen Ganzen zu deuten, da die Karten sich gegenseitig beeinflussen können. Nur so ist eine korrekte Deutung möglich.
Kartenlegen für einen neuen Blickwinkel
Man könnte es als Hilfe zur Selbsthilfe bezeichnen oder auch als Wegweiser durchs Leben, wenn wir einen Blick in die Karten werfen. Oftmals verlieren wir im Stress und in der Routine des Alltags den nötigen Abstand zum Leben.
Die
Kartenlegekunst kann uns zu einer neuen Betrachtungsweise verhelfen, sowohl auf uns als auch unser Leben bezogen. Entscheidungsfindungen, Lösungsansätze für Probleme oder
Motivation können gefördert werden. So können auch Lebenskrisen gemeistert werden.
Wichtig ist natürlich die Offenheit für die Antwort der Karten und der eigenständige Wille zur Veränderung beziehungsweise Weiterentwicklung.
Auf viele Menschen üben die verschiedenen Karten eine ungeahnte Faszination, gar Magie aus. Doch nicht jeder beherrscht die Kartenlegekunst oder traut sich dieses zu.
Doch mit einer gewissen Übung und Unterstützung durch einen Profi kann dies durchaus gelernt werden. Neben dem Willen, die Karten und ihre Bedeutung zu verinnerlichen, kann eine gesunde Portion Menschenkenntnis sowie eine gewisse Lebenserfahrung bei der richtigen Deutung der Karten behilflich sein.
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