Männer ticken anders, das gilt besonders für verlassene Männer. Sie gehören nicht zu der Sorte Mensch, die sich nach dem unerwarteten Aus wochenlang in untröstlichem Selbstmitleid quälen. Sie sind nicht diejenigen, die einen Termin bei der Paarberatung machen. Durchweinte Nächte sind ihnen genauso fremd, wie eine Typveränderung. Viele Frauen schneiden sich nach einer schmerzhaften
Trennung ihre langen Haare radikal kurz, färben von Braun auf Grau, im Granny Style. Piercings oder Tattoos gehören ebenso dazu. Zwei Kleidergrössen weniger gehen automatisch, weil Frauen in der Trauerphase häufig nichts essen können.
Ein Mann leidet auch, aber kürzer und weniger sichtbar. Aktuelle Statistiken sagen, dass jeder vierte Mann nach einem Monat wieder eine Neue am Start hat. Veränderungen finden höchstens durch das Austauschen der Unterwäschen-Sorte statt. Ganz Mutige wechseln vom weissen Feinripp mit Seiteneingriff auf Boxershort oder sogar zum String Tanga. Motorrad und Mega-Musikanlage werden trotzig angeschafft: Im Rausch der Freiheit.
Foto: Vlue / Shutterstock.com Frauen schauen nach hinten, Männer marschieren nach vorne ...
Natürlich gibt es auch andere, teils gegensätzliche Beispiele. Die Art der
Beziehung und vor allem das Ende sind entscheidend, wie schmerzhaft der männliche
Liebeskummer ausfällt. In der Mehrzahl sind jedoch getrennte
Männer schneller wieder auf den Beinen und auf der Jagd. Wenn Frau sich noch monatelang selbst hinterfragt, Manöverkritik übt und sich eine Strategie erarbeitet, wie sie ihn wieder zurückbekommen könnte, hat Mann die Sache schon zweimal abgehakt. Er hat sich ruck zuck mit der
Trennung abgefunden und geht rasant in die Offensive über. Ob es die grosse Liebe wird, ist erst mal nicht so wichtig, Hauptsache es geht weiter, nach vorne. Kann es auch Bequemlichkeit sein? Immerhin hat er sein Leben ja mit Frau eingerichtet, warum daran etwas ändern?
Seit sieben Jahren sind sie ein Paar - mit Höhen und Tiefen, aber eigentlich glücklich. Lukas ist im Aussendienst und hat unregelmässige Arbeitszeiten. Svenja arbeitet Teilzeit auf dem Amt, hat viel Zeit für sich. Ein Termin bei Lukas ist geplatzt, so kann er viel früher nach Hause - mit Antipasti und Prosecco will er Svenja überraschen. Die Überraschung hat geklappt: Im Flur stehen fremde Sportschuhe, auf der Couch liegt Svenja, verknotet mit einem gut trainierten, gebräunten jungen Mann. Sie nackt, er in Arbeitshose mit Zollstock auf halb acht. Der Installateur, ein Klassiker. "Es ist nicht das, wonach es aussieht!"
"Ne, is klar, lass mich raten, dein Rohr ist verstopft?" Ferngesteuert schmeisst er ein paar Klamotten in seine Tasche und danach die Tür zu. Etliche Anrufe auf dem Handy und noch mehr WhatsApp-Nachrichten später erfährt er, dass es kein Notfall in der Küche gab, sondern dass es mit Tom schon über sechs Monate läuft und dass sie auch nicht vorhat, es zu ändern. "Ich bin so froh, dass es jetzt raus ist. Hatte nicht den Mut, es dir zu sagen. Übrigens: Ich bin jetzt endlich schwanger - Tom wird bestimmt ein guter Vater."
Lukas sitzt bei seinem besten Kumpel in der Single-Wohnung, der hat den Ernst der Lage sofort erkannt. Kasten Bier, Ramstein, Pizza-Taxi. So läuft das Programm, bis Lukas wieder arbeiten muss. "Danke dir, nächstes Wochenende das gleiche noch einmal. Bitte." Freitagabend wurde Lukas beim Datingportal angemeldet und parallel gehen sie seine Kontaktliste durch. Verflossene wieder aufwärmen, vertane Chancen ergreifen und einfach mal auf Gut-Glück. "Ich brauche einen Rettungsschirm. Fühle mich erst wieder gut, wenn ich eine neue Frau habe. Und zwar schnell, muss ja nicht für immer sein!"
Wie verarbeiten Männer Trennungsschmerz?
Ablenkung:
Sie suchen nach eine Lückenfüllerin für den Verlust, der auch praktischer Art sein kann. Sie suchen ein Trostpflästerchen für das angekratzte Ego. Sie wollen sich als Mann beweisen.
Spass:
Sie lassen es mal wieder so richtig krachen - so wie früher, vor ihrer Ex-Beziehung. Sie testen Möglichkeiten und Anziehungskraft aus. Laufen sich warm für eine nächste feste Beziehung.
Rückzug:
Nach den Phasen von unverbindlichem Sex und "Übergangsfrau" kommt meist der Kater. Besonders dann, wenn ihm die Ex nicht aus dem Kopf geht. Dann igelt er sich ein, wird zum Stubenhocker oder er wird zum Arbeitswütigen.
Entlieben:
Wenn er erkennt, dass er seine noch existenten Gefühle für die Ex nur betäubt hat, kommen Wut und Frust nach oben. Der beste Weg, diese Gefühle wieder loszuwerden, sind gute Gespräche mit guten Freunden. In besonders hartnäckigen Fällen kann er sich professionelle Unterstützung holen.
Aha-Effekt:
Kann es sein, dass ich Mitschuld habe? Habe ich zu wenig gegeben und zu viel genommen? Such ich mir unbewusst einen Frauentyp aus, der mir nicht gut tut? Soll ich mein Beuteschema ändern? An meinen Fehlern arbeiten?
Rückrufaktion - gar nicht selten
40 Prozent der Singles kommen wieder mit dem/der Ex zusammen, das hat eine Partnerbörse ermittelt. Hauptgrund: Die Ex wird nach diesen durchlebten Phasen der
Trennung wieder interessant. Eine Wandlung zu einer starken Frau, oder eine Typveränderung macht sie für ihn wieder attraktiv. Der Mann sieht sie plötzlich aus einem neuen Blickwinkel. Oder die "Trostfrauen" konnten ihm auf Dauer nichts mehr geben, er fängt an zu vergleichen. Und wie sagt man so schön: Konkurrenz belebt den Markt. Wenn sich tolle Kerle um sie bemühen, sie sogar eine neue Beziehung hat, dann ist etwas schief gelaufen. Die Frage ist, ob sie die Retoure annimmt. Aber wer es nicht versucht, hat schon verloren.
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