Jetzt war
Dara vollends verwirrt. Warum um Himmelswillen sah Markus nichts Negatives in ihrem
Leben? Hatte sie ihm das nicht gerade mit dem Erzählten vermittelt? Wieso hatte sie das Gefühl, dass er einen völlig anderen Blick auf ihr Leben warf?
Weil er ein Fremder war oder weil er noch etwas anderes in ihr sah? Konnte er hinter ihre Fassade blicken, was sie scheinbar bisher noch nie geschafft hatte? Dara war unfähig, irgendetwas zu sagen. Sie schwankte zwischen Widerspruch und Neugier. Sie wollte und konnte im Moment einfach nicht aus sich heraus.
Foto: Lukas Gojda / fotolia
Und auch diesmal schien Markus zu spüren, was in ihr vorging. Er kniete sich neben sie auf den Boden, legte seine Hand auf ihren Arm und sah ihr für Sekunden in die Augen.
Ich weiss nicht, was Du für ein Problem hast, aber Du solltest Dich mal von aussen betrachten. Ich sehe eine wunderhübsche junge Frau, die ein wenig unsicher auf den Beinen steht, obwohl sie alles hat, was im Leben wichtig ist.
Markus erhob sich, ging um sie herum und setzte sich wieder auf das Sofa. Du bist etwas ganz Besonderes und damit meine ich nicht, dass Du eine
Hexe bist. Du als Mensch bist aussergewöhnlich und einfach umwerfend. Warum akzeptierst Du das nicht und machst was daraus?
Dara sah die Frage immer noch in seinen Augen, als sie in sein Gesicht schaute. Was bitte soll ich denn tun? Ich bin nun mal anders als die anderen und das macht es nicht gerade leichter. Ich kann nicht einfach aus meiner Haut und jemand anderes sein.
Dara erhob sich aus ihrem Lieblingssessel und machte sich auf den Weg ins Badezimmer. Ihr schwirrte der Kopf und ein flaues Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus.
Es tut mir leid, aber ich bin mal kurz weg. Dara erhob sich und verschwand in Richtung Badezimmer.
Ganz sachte schloss sie die Tür und liess sich daran hinunter auf den Boden gleiten. Was war das denn jetzt? Sie legte das Kinn auf ihre Knie und starrte ins Leere.
Wieso stellte der Fremde ihr ganzes Leben auf den Kopf und wieso hatte sie das Gefühl, dass er damit vielleicht sogar recht haben könnte? Was konnte er sehen, was sie bisher nicht erkannt hatte?
Dara sprang auf, ging ans Waschbecken, um sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht zu schütten. Vielleicht sah sie danach ja wieder etwas klarer? Das Wasser an ihrem Gesicht herunterlaufend betrachtete sie sich im Spiegel.
Bin ich vielleicht verrückt? Dara betrachtete ihr Spiegelbild genauer und schüttelte den Kopf.
Nein, ich bin zwar eine Hexe, aber so verrückt bin ich bestimmt nicht. Sie trocknete ihr Gesicht und ging in Richtung Tür. Dieses Thema war noch nicht zu Ende, und wenn es die ganze restliche Nacht dauern würde ...
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