Den einen Herzensmenschen finden und eine erfüllte
Beziehung bis an Ende der Tage - das Objekt der Begierde vieler Menschen. Nicht alleine durchs Leben gehen, gemeinsam etwas schaffen und miteinander wachsen. Hochzeit, Kinder und ein eigenes Heim oder gemeinsam durch die Welt ziehen, die Wünsche und Ziele von Paaren sind ganz unterschiedlich.
Doch tatsächlich strebt nicht jeder von uns danach.
Liebe ja. Partnerschaft ja. Aber nur mit einem einzigen Menschen? Eine monogame Beziehung scheint hier nicht der Weg zu
Glück und Erfüllung zu sein.
Doch kann man zwei oder mehrere Menschen gleichzeitig lieben? Den Partner freiwillig mit anderen teilen?
Ein Grossteil der Menschen meint nein, zu solch einem
Beziehungskonzept. Doch das reale Leben zeigt, dass es dennoch passiert. Und auch funktioniert.
Polyamorie - ein Begriff, der uns augenscheinlich immer häufiger begegnet. Dabei ist dieses Liebes- und
Lebensmodell nicht wirklich neu.
Doch was bedeutet es,
polyamor zu sein und dies auch zu leben?
Foto: Vershinin89 / Shutterstock.com Rund um Polyamorie
Kreiert wurde das Wort Ende des letzten Jahrhunderts. Die zunehmende Digitalisierung macht es im Laufe der Zeit dann auch populär. Es setzt sich zusammen aus dem altgriechischen polýs = viel, mehrere und dem lateinischen amor =
Liebe. Häufig wird auch von Vielliebe gesprochen. Im Englischen trifft man auf den Begriff Polyamory.
Dieses Kunstwort steht für eine Form von
Liebe und Beziehung, bei der ein Mann oder eine Frau mehrere Partner liebt und gleichzeitig auch mit jedem in einer Liebesbeziehung verbunden ist. Dies wird offen mit allen Beteiligten kommuniziert. Um so den Wunsch, nach einer langfristigen und vertrauensvollen Beziehung einvernehmlich und
polyamor leben zu können.
Polyamorie ist dabei abzugrenzen von der Bezeichnung Freie Liebe. Denn hier liegt der Fokus auf der Sexualität. Wohingegen
Polyamorie ein
Beziehungskonzept beziehungsweise
Lebensmodell in seiner
Ganzheit ist.
Und auch wenn es sich fast gleich anhört, so ist allerdings zwischen Polyamorie und Polygamie zu unterscheiden. Die Grundbasis ist zwar hier ebenfalls, dass eine Person mit mehreren Partnern eine Liebesbeziehung pflegt, die allen Beteiligten bekannt ist.
Der Unterschied besteht jedoch darin, dass die betreffende Person mehr als ein Eheverhältnis eingegangen ist. In den meisten Ländern der westlichen Welt ist Polygamie, ebenfalls als Vielehe bezeichnet, verboten. Auch in unseren Breitengraden.
Wie funktioniert die Liebe zu dritt oder viert?
Dazu bedarf es natürlich noch mehr als nur Viel-
Liebe. Denn solch eine Verbindung bringt ein grosses Potenzial an Verunsicherungen, Verletzungen sowie auch Eifersucht mit sich.
Ehrlichkeit - wie in einer klassischen Beziehung auch, das A und O. Denn
polyamor steht nicht gleichbedeutend für betrügen oder hintergehen.
Respekt - allen Beteiligten gegenüber. Das schliesst auch die Partner der Partner mit ein. Selbst, wenn sich keine Freundschaft entwickelt.
Gleichberechtigung - unabhängig der Anzahl von Mann und Frau in dieser
Konstellation. Es gilt, gemeinsam und auf Augenhöhe das Leben zu meistern.
Treue - im Gegensatz zu einer monogamen Beziehung geht es hier nicht, um die offen kommunizierte und gelebte Sexualität. Sondern um Verlässlichkeit und Verbindlichkeit.
Kommunikation - meint, bewusst die eigenen Bedürfnisse äussern. Unabdingbar, um die unterschiedlichen Vorstellungen aller Beteiligten unter einen Hut zu bringen.
Keine Beschränkungen - besitzergreifende Verbote können das Vertrauen auch bei diesem Konzept nicht ersetzen. Werden die Liebesbeziehungen der Partner als Bedrohung gesehen, kann dies die Beziehung gefährden.
Engagement und Langfristigkeit - ähnlich wie in einer klassischen Paarbeziehung muss sich auch hier stetig und mit Hingabe eingebracht werden. Zudem der Wille, die bestehenden Beziehungen nicht aufzugeben, selbst wenn eine weitere Beziehung entstehen würde.
Eifersucht - meint hier zumeist nicht die Liebe oder Sexualität, sondern die Zeit.
Polyamorie ist nicht unmöglich, aber eben zu komplex, um einfach zu sein. Denn es müssen viel mehr Menschen organisiert und Dinge gemanagt werden. Dies ist allerdings zugleich auch eine grosse Chance. Für Selbstfindung und Selbstentfaltung. Für ein mannigfaltiges und erfüllendes Liebes-Leben. Aber auch für Entwicklung und Wachstum der eigenen Person. Aus der Not heraus, seine emotionalen Kompetenzen zu erweitern, die in jedem
Beziehungskonzept anwendbar und vor allem wertvoll sind.
Viele, die sich als polyamor ausprobiert haben, möchten die Erfahrungen und Erkenntnisse nicht missen. Selbst wenn sie für sich selbst festgestellt haben, dass Vielliebe als
Lebensmodell doch nicht ihre Welt ist.
Liebe ist keine begrenzte Ressource
Doch auch im 21. Jahrhundert scheint eine harmonische Koexistenz von
Polyamorie neben monogamen Beziehungen, für viele nicht vorstellbar. Nicht selten stossen Personen, die sich als
polyamor outen, auf Unverständnis. So fallen auch Menschen, die einfach nur anders lieben, aus dem Rahmen. Sie werden teilweise als abnormal bezeichnet, abgelehnt oder gar ausgegrenzt.
Doch warum eigentlich?
Liebe ist ein Teil des Lebens, in verschiedenen Facetten. Es sollte kein besser oder schlechter geben. Solange keiner der Beteiligten einen Nachteil oder Schaden erleidet. Wer sich für Polyamorie entscheidet, tut es bewusst. Es bedeutet nichts anderes, als die persönliche Freiheit in diesem
Lebensmodell auszuleben.
Wer dabei auf Hürden stösst, sollte nicht einfach aufgeben. Manchmal hilft es schon, mit jemandem zu reden, der nicht involviert ist. Für einen neuen Blickwinkel oder ein besseres Selbstverständnis.
Oder wie wäre es mit einem Blick in die Karten oder in das individuelle
Geburtshoroskop?
Es gibt verschiedene Wege, der Liebe auf die Sprünge zu helfen.
Liebe ist das Einzige, was sich verdoppelt, wenn man es teilt. Lassen wir sie einfach sein und die Menschen erfüllen.
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