Mehr Achtsamkeit im Alltag - Unsere besten Tipps für ein achtsames Leben

Es müssen nicht nur die allgemeinen Folgen der Pandemie sein, die Sorgen und Beklemmungen verursachen. Der persönliche Schlamassel, die vielen Kleinigkeiten, die am Ende des Tages zu etwas Grossem heranwachsen - manchen sogar über den Kopf - belasten enorm. Finanzielle Probleme, Ärger im Job, Stress mit der Familie. Kommt dann noch die Fürsorge der pflegebedürftigen Eltern, ein krankes Kind oder eine Trennung hinzu, ist die Grenze der Belastbarkeit schnell erreicht. Es ist kurz vor zwölf. Wenn der Wohlfühlfaktor gegen null geht und alles im Chaos versinkt, dann unbedingt die Reissleine ziehen. Leicht gesagt, schwer gemacht. Einen Weg heraus zeigt das Konzept der Achtsamkeit im Alltag.

Achtsamkeit bedeutet, innerlich einen oder am besten gleich mehrere Gänge zurück zu schalten. Am Anfang steht das Beleuchten nach innen, ein In sich gehen. Es ist eine Bestandsaufnahme seiner aktuellen Gefühlswelt, ohne zu bewerten, ohne zu kritisieren. Es ist so wie es ist, und das gilt es jetzt genauso zu akzeptieren. Sorgen sind nicht immer schlecht, sie können hilfreich sein zum Beispiel vor Gefahren schützen. Sie können einem die Augen öffnen und auf einen anderen Weg leiten. Je mehr man gegen sie ankämpft, umso mächtiger werden sie, und zum Schluss gerät man in ein Labyrinth ohne Ausgang.

Wir möchten Ihnen ein paar Tipps mit auf den Weg geben.

Tipps und Übungen: Sich selbst wichtig nehmen

Manche Lernmethoden gehen dem einen auf die Nerven, dem anderen helfen sie wunderbar. Manche bevorzugen ein richtiges Buch, das man in den Händen hält und die Seiten mit angelecktem Finger umschlägt. Andere stehen auf Apps, und wieder andere brauchen eine Gruppe zum Trainieren. Oder wandern auf dem Jakobsweg. Dabei ist Achtsamkeit kein Hexenwerk, man kann es, einmal verinnerlicht, in ganz banalen Dingen des Alltags einbauen.

Atemübungen

Atemübungen kosten wenig Zeit und geben viel Kraft. Bequem auf einen Stuhl setzen, beide Beine fest auf dem Boden - der Kontakt zur Erde ist wichtig. Ablenkungsquellen ausschalten. Dann volle Konzentration auf das Heben und Senken der einzelnen Körperstellen durch das Ein- und Ausatmen - mal ist es der obere Brustkorb, mal die Seiten der Rippen, mal die Bauchdecke. Wie fühlt es sich an, wie verändert sich meine Stimmung?

Alltägliche Dinge

Alltäglichen Dinge, die man fast automatisiert erledigt, sind zum Üben bestens geeignet. Stellen Sie sich beim Zähneputzen auf ein Bein, schmieren Sie mit der linken Hand (als Rechtshänder) ihr Brötchen. Gehen Sie ganz bewusst und spüren Sie das Abrollen der Füsse. Oder laufen Sie barfuss über unterschiedliche Oberflächen. Spüren Sie, wie der Rasen kitzelt, wie Kieselsteine piksen, wie kalt die Fliesen sind.

Unglaublich, was eine Rosine bewirken kann - Ein Erfahrungsbericht

Ein guter Freund hat Ursula den Tipp mit dem Webinar gegeben. Für sie die einzige Möglichkeit, neben Job und zwei Kindern an sich zu denken. Die Kinder schlafen, der Haushalt ist erledigt, endlich Ruhe. Ihr Freund hat erkannt, dass bei sich etwas passieren muss, bevor etwas Schlimmes passiert. Er hat von seiner Zeit erzählt, als ihm der Karriere-Stress über die Ohren gewachsen ist und er ein Wrack war. Du musst dir selbst helfen, alle anderen haben zu tun. Ich habe - dank eines Kurses - eine Reise zu mir selbst angetreten. Klingt langweilig, ist aber ein echtes Abenteuer. Mir hat es geholfen. Ich habe gelernt, im Hier und Jetzt zu leben und auf mich zu achten. Die Kurse gibt es auch online, du schaltest dich dazu, ganz nach deinem Rhythmus. Perfekt in deiner Situation.

Nach den ersten Kursstunden ruft Ursula ihre Schwester an. Stell dir vor, ich habe mit Rosinen trainiert, um achtsam zu werden. Die Schwester ist gleichzeitig Freundin. Sie ist überrascht:

Dabei habe ich dir früher erzählt, dass in den Milchbrötchen tote Fliegen mitgebacken wurden. Ich weiss, mieser Trick. Ich erinnere mich gut. Am Anfang der Übung musste ich mich echt überwinden. Zum Glück konnte keiner sehen wie ich gegrinst und mit den Augen gerollt habe. Dann habe ich mich zusammengerissen und einfach gemacht. Also das geht so: Du nimmst drei Rosinen (habe sie aus dem Müsli der Kinder gepickt). Du wählst bewusst eine aus und betrachtest sie sehr genau - so als müsste man sie jemanden beschreiben. Im zweiten Schritt berührst du die Rosine, du ertastest sie - mit geschlossenen Augen geht es am besten. Drittens: Halte sie an dein Ohr, quetsche und rolle sie hin und her. Was hörst du? Viertens Riechen. Wonach duftet sie? Fünftens: lege sie auf die Zunge, bewege sie langsam im Mund. Wonach schmeckt sie? Sechstens: beisse drauf, wie fühlt sich das an? Und dann schluckst du sie langsam runter und verfolgst ihren Weg, soweit es geht. Zum Schluss fragst du dich, ob sie geschmeckt hat.

Die Schwester sagt nichts, ihre Gedanken kann man trotzdem hören. Jetzt musste ich so alt werden, um festzustellen, dass ich Rosinen gerne mag. Und es war anstrengend, aber danach fühlte ich mich wacher, irgendwie sortierter. Morgen mache ich die Übung mit einer Knoblauchzehe.

Ein neuer Blick

Fakt ist: Achtsamkeit kommt nicht von heute auf morgen, auch nicht spontan oder zufällig. Es ist ein Lernprozess, auf den man sich bewusst und aus eigenen Stücken heraus einlassen muss. Ist man einmal damit ausgestattet, können schwere Zeiten leichter werden.

Das Grundprinzip:

- Etwas bewusst tun, oder nicht tun
- Aufmerksam im Hier und Jetzt sein
- Nichts bewerten


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