Hilfe! Alle meine Typen wollen sich nicht binden

Männer, die extreme Furcht vor festen Bindungen haben, sind gut getarnt. Sie laufen unerkannt durchs Leben und trampeln geradezu durch Beziehungen. Meister im Verführen, Verstellen und Verduften.

Ist man mit ihm zusammen, ist er Mr. Perfect, diese Zeit ist grandios, auch der Sex. Gemeinsam träumt man leise von einer Zukunft mit Haus und Kind. Doch dann ist er weg, nicht nur räumlich, wie ein gefühltes Vakuum. Antworten auf E-Mails, WhatsApp & Co. lassen immer länger auf sich warten. Man spricht mehr mit der Mailbox, als miteinander.

Dann, endlich meldet er sich, es gibt Hoffnung auf ein Wochenende in seinen Armen. Die Vorfreude ist riesig!

Meist geschieht es unbewusst, ohne Strategie. Beziehungsverweigerer wollen nicht unbedingt Macht oder die Frau kleinmachen. Sie sind einfach so, weil sie Furcht vor zu viel Nähe haben und damit bindungsunfähig sind. Das unterscheidet sie von Narzissten.

Gemeinsam haben sie die Eigenart, einen Partner zu faszinieren, ihn mit Haut und Haaren für sich zu gewinnen. Sie aber, kriegt ihn nicht zu packen, so sehr sie sich auch anstrengt. Sie wäre gerne in festen Händen, er liebt seine Unabhängigkeit, seine Freiheit.

Mit unerfüllter Sehnsucht wird sie zur passiven Wartenden. Für ihn ist alles locker-flockig: Bis zur letzten Sekunde bleibt es spannend, ob das nächste Treffen stattfindet, wie lang er bleiben kann, und überhaupt? Ein Wechselbad der Gefühle. Einmal angefixt, kann diese Spannung hörig machen, alles andere wird ausgeblendet. Gleichzeitig ist diese Beziehung lähmend, sie frisst enorm viel Energie. Vertane Zeit. Vergebliche Liebesmüh.

Klammern nicht erwünscht

Eine gesunde Mischung aus Nähe und Solo-Freiräumen ist die Basis für eine harmonische Beziehung. Unterschiedliche Vorstellungen, wie viel Zeit man zusammen verbringen will, welche Aktivitäten man lieber alleine macht, wann man eine Auszeit braucht, völlig normal.

Ist das Nähe-Distanz-Konto aber nicht ausgeglichen, entstehen Unzufriedenheit und Sorgen. Klammerer und Bindungsverweigerer verhalten sich zueinander wie Feuer und Wasser.

Schleichend übernimmt der Partner die logisch klingenden Argumente.

Sollte ich nicht froh sein, dass er mich vor einer Hörigkeit bewahrt, dass ich nicht zum Klammeraffen mutiere? Alles meine Schuld. Den Streit am Telefon habe ich angefangen. Jetzt ist er sauer, weil ich ihn am Wochenende unbedingt sehen will. Leider hatte er schon andere Pläne - ohne mich. Bin ich zu fordernd, zu ungeduldig? Wenn ich mich mehr nach ihm richte, kann ich ihn ändern. Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.

Ein Einblick in die Gedankenwelt der Wartenden, die in eine Sackgasse rennt.

Drei typische

Da gibt es zunächst den Männertyp, der schnell und ehrlich auf den Punkt kommt. Das mit uns, ist wirklich super, schöner geht nicht. Aber eines sollst du von Anfang an wissen, damit du nicht zu enttäuscht bist. Also, ich habe noch keine wirklich feste Beziehung zu einer Frau gehabt, es liegt an mir. Ich flüchte, wenn es mir zu eng, zu nahe, zu tief wird. Ich kann mich nicht für eine feste Beziehung mit allem Drum und Dran entscheiden. Meine Ungebundenheit ist mir das Wichtigste. Ausserdem will ich nur für mich alleine verantwortlich sein. Klare Ansage seinerseits als Beziehungsverweigerer.

Dann gibt es Mr. Right, den aus den heissesten Träumen. Plötzlich ist er weg. Schwupp - dann steht er überraschend wieder vor der Tür. Er liebt es, sie erneut zu erobern, weil er es kann. Ihr Leben und ihre Gefühle fahren Achterbahn. Er tut ihr nicht gut. Eine Zukunft mit ihm, nicht wirklich. Seine Entschuldigung: Er ist unsicher, ob er sich auf mehr einlassen soll, ob sie Mrs. Right ist, und überhaupt, er ist noch nicht so weit. Blablabla. Er ist bindungsunfähig.

Ein anderer Typ ist der Herr über Nähe und Distanz. Der sitzt am Drücker und steuert die gemeinsame Zeit, ohne zu fragen, ohne zuzuhören. Dabei will er die begehrte Frau nicht unterdrücken, sondern sich selbst schützen. Fühlt er sich eingeengt von ihr, die sich nichts mehr wünscht, als mit ihm zusammen zu sein, braucht er einen Rückzugsort. Ideal: Eine zweite Wohnung, oder sein Arbeitsplatz, wo er gerne Überstunden macht, oder Reisen (ohne sie) mit seinen Freunden. Auf keinen Fall will er sich für einen anderen Menschen aufgeben.

Die Kurve kratzen

Meine beste Freundin Anne, 37 Jahre jung. Sie ist herzlich, feminin und klug, sie wirkt enorm anziehend auf Männer. Ihre schnell wechselnden Partner sind ein Widerspruch aus Schmusekater und Lass-mich-in-Ruhe-Typ.

Nach einem traumhaften Wochenende, voller Romantik und Leidenschaft, macht der Neue sich rar und wird zum Star, und sie ist auf Entzug. Sie will endlich ankommen und sie will Kinder.

Zu viel von mir, macht ihm Sorge. Aber den kriege ich schon dahin, er wäre so ein toller Papa. Als sie ihm sagte, dass sie schwanger werden will, ist die Antwort eindeutig: Kein Sex. Maurice Standpunkt: Ich will meinen Status nicht ändern, ich will kein Vater sein. Ende der Durchsage. Ich habe sie unterstützt, als sie von ihm loskommen wollte.

Ein Jahr später, der Schock. Er bekommt mit seiner Neuen ein Kind. Hätte ich mehr Geduld gehabt, wäre ich jetzt die Glückliche!. Falsch. Maurice ist schon wieder weggezogen, hat die Mutter seines Kindes kurz vor der Geburt verlassen. Für eine andere!

Manchmal ist ein harter Schlussstrich nötig, um Herz und Seele zu schützen. Nächstes Mal ist sie achtsamer, vor allem mit sich selbst.


Tatsächlich ist es nicht einfach, einen Beziehungsverweigerer auf den ersten Blick zu erkennen. Wenn sich ein komisches Gefühl einschleicht oder immer wieder Fragen auftauchen, kann ein Gespräch manchmal Licht ins Dunkel bringen. Wenn ein Mensch bindungsunfähig ist, kann er sich nicht von heute auf morgen ändern. Aber manchmal kann es funktionieren, den Weg gemeinsam zu gehen.


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