Schnelllebigkeit, Unverbindlichkeit und Wegwerfgesellschaft machen auch vor der
Liebe nicht halt. Dabei wünschen sich die meisten doch einfach nur eine
Beziehung mit einem Menschen, der auf der gleichen Welle des Lebens surft. Der dieselben Träume und Wünsche, Werte und Prinzipien hat.
Ein wahrer Glücksfall, wenn man diesem Menschen begegnet. Es ist nicht nur aufregend, sondern fühlt sich auch schnell so vertraut an. Verheissungsvolle Versprechen und eine
Zukunft in den schillerndsten Farben scheint zum Greifen nah.
Doch kann das alles wirklich wahr sein oder handelt es sich vielleicht eher nur um Zukunftsfantasien?
Oder gar um einen Schwindel, um
Future Faking?
Foto: Stock_Asso / Shutterstock.com Was bedeutet das eigentlich?
Der aus dem Englischen stammende Begriff
Future Faking meint im Grunde nichts anderes als
Zukunftsschwindel. Ein relativ neues und sehr unschönes Phänomen, das zunehmend vor allem frische Beziehungen begleitet.
Grundsätzlich durchlaufen alle Beziehungen verschiedene Stufen über einen längeren Zeitraum. Meint, wenn es so weit ist, die Beziehung mittels gemeinsamer Wohnung, Verlobung, Heirat, Kinder etc. auf den nächsten Level zu heben. Wobei der Ablauf sich nicht unbedingt an althergebrachten Strukturen orientieren muss.
Zukunftsschwindler, auch
Future Faker genannt, versuchen diese Stufen in einem deutlich kurzen Zeitrahmen zu durchlaufen.
Sie schüren Erwartungen und schmieden schon nach sehr kurzer Zeit durchaus detaillierte Zukunftspläne. Während die vermeintliche Beziehung so aufrecht erhalten wird und das Opfer ihnen zunehmend verfällt, bekommen sie, was sie wollen. Zuneigung, Liebe und Sex. Um zu überzeugen, scheuen sie auch häufig nicht vor Manipulation zurück. Obwohl sie niemals vorhaben, ihre
Versprechungen auch einzuhalten.
Future Faking wird im Hinblick auf Egoismus, Täuschung und Lügen mit Narzissmus in Verbindung gebracht. Doch nicht nur solche Menschen sind
Zukunftsschwindler. Denn auch Bindungsscheue, schlechte Erfahrungen oder Verlustängste werden als mögliche Ursachen aufgeführt.
Können wir den Zukunftsschwindel erkennen und entlarven?
Tatsächlich ist es gar nicht so einfach, schon am Anfang zwischen der grossen Liebe und einem
Future Faker zu unterscheiden. Denn schliesslich sind da die Schmetterlinge im Bauch und die rosarote Brille auf der Nase. Es fühlt sich eigentlich doch alles traumhaft an. Eigentlich.
Es gibt ein paar Anzeichen, die für Future Faking sprechen können:
- Zuneigung, Geschenke, Komplimente und die Sterne vom
Himmel holen sind nicht unnormal zu Beginn einer neuen Beziehung. Zu viel Aufmerksamkeit (Love Bombing) sollte einen hellhörig machen. Spätestens, wenn bei Zweifeln noch eine Schippe draufgelegt wird, liegt ein
Zukunftsschwindel in der Luft.
- Schon nach kurzer Zeit schmiedet der Future Faker gemeinsame und langfristige Zukunftspläne. Zu gut, um wahr zu sein? Leider möglich.
- Worte und Taten passen nicht zusammen. Selbst bei kleinen Dingen klafft eine Lücke. Dafür sind die Begründungen umso fantasievoller. Häufig wird der Betroffene auch mit
Versprechungen der Wenn/Dann-Methode bei der Stange gehalten. Alles nur Zufälle? Eher nicht.
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Zukunftsschwindler scheinen deckungsgleich dieselben Träume und Wünsche zu spiegeln. All diese Zukunftsfantasien sollen die Gefahr einer Trennung, durch unterschiedliche Lebensvorstellungen, minimieren. Sind der Übereinstimmungen zu viel, könnte der augenscheinlich perfekte Partner oder gar Seelenverwandte nichts anderes als eine Mogelpackung sein.
Future Faking und was nun?
Wenn sich der Traumpartner nun als
Future Faker und die gemeinsame Zukunft als Luftschloss erweisen, kann das Infragestellen der Liebe und Wahrhaftigkeit verschiedene Reaktionen nach sich ziehen. Viele
Zukunftsschwindler reagieren wütend, machen ihrem Gegenüber oft sogar ein schlechtes Gewissen. Hier heisst es, nicht in Selbstzweifel zu verfallen oder sich weiterhin einlullen zu lassen.
Auch, wenn es trotz der Enttäuschung vielleicht schwerfällt, eine Trennung ist unausweichlich. Und realistisch betrachtet, waren und bleiben es einfach nur Zukunftsfantasien. Daran festzuhalten in der Hoffnung, dass sie vielleicht doch noch in Erfüllung gehen, ist ein zu hoher Preis. Weder die Liebe noch ein Mensch sind es wert, diesen zu bezahlen.
Bei solch einer Beziehung kann es allerdings auch passieren, dass der Future Faker sie mit einem plötzlichen Kontaktabbruch ohne Erklärung (Ghosting) beendet. Die Nachwirkungen beim Betroffenen können nicht ohne sein. Da sich über die Zeit häufig eine starke Idealisierung und damit auch Unselbständigkeit beziehungsweise Hörigkeit entwickelt hat.
In beiden Fällen ist das Beziehungsende für Betroffene nicht einfach zu verkraften. Ein wahres Gefühlschaos kann über sie hereinbrechen. All die grossen Hoffnungen, ein einziger Scherbenhaufen. Der Partner, ein Windei. Die Partnerschaft, nicht mehr als ein schlechter Witz. Häufig werden dann auch die eigene Wahrnehmung und ein gesundes Urteilsvermögen angezweifelt. Wie konnte man auf all das hereinfallen?
Tatsächlich kann es jedem passieren auf solch einen
Zukunftsschwindel hereinzufallen. Und es wird ganz sicher seine Zeit brauchen, bis wir uns wieder einem neuen Menschen öffnen.
Doch in der Zwischenzeit seien wir dankbar für unsere innere und äussere Freiheit. Freuen wir uns über ehrliche Aufmerksamkeit unserer Mitmenschen. Halten wir an unseren Träumen und Wünschen fest. Bleiben wir offen für die Freude, die eingehaltenen
Versprechungen innewohnt. Lassen wir uns von Zukunftsfantasien beflügeln, auf unserem Weg zur Verwirklichung.
Und öffnen wir uns dem Zauber, was Liebe wirklich meint. Sie wird uns finden, wenn wir bereit sind.
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