Coming-out in der Beziehung: Wann und wie sage ich es meinem Partner?

Die klassische Zweierbeziehung von Mann und Frau. Für viele Menschen das Ideal, wenn es um Liebe und Beziehung geht. Aber nicht jeder fühlt sich auch wirklich in dieser Konstellation wohl.

Zur Erfüllung der familiären oder auch gesellschaftlichen Erwartungen gehen Menschen durchaus auch eine heterosexuelle Partnerschaft ein.

Andere wiederum sind bereits in einer Partnerschaft, wenn sie sich ihrer Homosexualität sicher sind und der Prozess des inneren Coming-outs startet.

Sind Kinder im Spiel, wird oft eine Fassade aufrechterhalten, um sie nicht zu verwirren oder zu belasten.

Doch irgendwann kommt die Zeit, wo es nicht mehr nur um das Selbst-Eingeständnis geht. Es folgt das Coming-out in einer Beziehung.

Eine riesige Herausforderung.
Denn eines ist klar: Das Outing in einer Partnerschaft stellt alles bisher Gelebte infrage und das Leben auf den Kopf.

Warum kommt es überhaupt zum Coming-out in einer Beziehung?
Und wie am besten seinem Partner die Homosexualität offenbaren?

Wenn der gemeinsame Weg zu Ende ist

Bei vielen schwingt immer noch eine gewisse Unsicherheit vor diesem Schritt mit.
Wie wird der Partner reagieren? Wie fällt die Reaktion der Kinder und des persönlichen Umfelds aus?

Und auch Angst vor Verlust macht sich breit. Zu verlieren, was man sich aufgebaut hat. Die Menschen, mit denen man in Liebe oder Freundschaft verbunden ist, in die Flucht zu schlagen. Und allein zu sein.

Auch wenn die Gesellschaft sich der Homosexualität als alternatives Liebes- und Lebenskonzept öffnet. Für viele ist es eine grosse persönliche Hürde.

Vielleicht, weil sie sehr konservativ erzogen worden. Oder in einer Zeit gross geworden, in der eine abweichende sexuelle Orientierung niemals öffentlich ausgelebt werden dürfte. Die Angst vor Enttäuschung, Verurteilung, Ablehnung, Ausgrenzung, Verletzung oder Konflikten ausgesetzt zu sein, lässt sich nicht so einfach abstreifen.

Viele tragen auch die Sehnsucht nach einem stabilen Umfeld und einem normalen Leben in sich.

So kommt es häufig erst zu einem Coming-out in einer Beziehung.
Der Befreiungsschlag, der vielleicht schon Jahrzehnte mich sich herumgetragen wurde.
Ein authentisches Leben zu führen.
Ehrlich zu sich und dem Umfeld zu sein.
Auch, wenn es wehtut.

Wie kann das Coming-out in einer Beziehung funktionieren?

Wenn man sich seiner Homosexualität bewusst und sicher ist, diese auch ausleben zu wollen, steht die wichtigste Handlung an: das Outing dem Partner gegenüber.

Dies sollte nicht ewig vor sich hergeschoben werden. Denn der Zustand wird nicht nur zu einer persönlichen Belastung, sondern kann auch zu Spannungen in der Beziehung führen. Zudem nimmt man dem Partner die Möglichkeit, die Wahrheit zu erfahren und mit der neuen Realität umzugehen.

Ein sehr anspruchsvolles und emotionales Gespräch. Dessen Basis Ehrlichkeit und Einfühlungsvermögen sind. An einem privaten Ort und mit genügend Zeit.

Was ist passiert?
Wie wurde der Prozess durchlebt?
Was fühlt man im Moment?
Wie steht man zum bisherigen gemeinsamen Leben?
Wie wichtig sind die geliebten Menschen?


Ebenso ist es elementar, dem anderen Zeit und Raum zu geben, diese lebensverändernde Neuigkeiten bewusst zu begreifen und zu verarbeiten. Ganz sicher wird sich der andere Partner verletzt und vor den Kopf gestossen fühlen. Vielleicht hat er auch schon Fragen, die er beantwortet haben möchte.

Das Outing ist nicht jedoch der richtige Zeitpunkt, um unter Druck eine Entscheidung zu treffen. Selbst, wenn sowieso nur eine Trennung infrage kommt.

Auch Kinder haben ein Recht auf die Wahrheit

Und auf eine Chance, die neue Realität verarbeiten zu können. Denn schliesslich ist es auch für sie eine einschneidende Veränderung und betrifft ebenso ihr Leben bis zu einem gewissen Grad.

Natürlich ist das Outing eine grosse Herausforderung. Denn es besteht das Risiko, dass sie Ablehnung an den Tag legen. Zumeist legt sich dies jedoch wieder.

Auch hier heisst es, Zeit und Raum zu geben.
Frei von Erwartungen zu sein.
Zuzuhören und Fragen altersgerecht zu beantworten.
Es ihm zu überlassen, wann er andere einweiht.

Liebe und Zuneigung spüren zu lassen. Und vermitteln, dass sich auch aufgrund der Homosexualität niemals etwas daran ändern wird.

Begleitend dazu ist es sinnvoll, Kindern den Austausch mit anderen zu ermöglichen, die in einer ähnlichen Situation sind.

Wenn das nicht ausreichend erscheint, sollte man professionelle Begleitung in Anspruch nehmen.

Coming-out in einer Beziehung ist kein einfacher Schritt

Doch wer sich zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlt, aber in einer heterosexuellen Beziehung lebt, muss irgendwann eine Entscheidung treffen.

Entweder er verweilt weiter in einer Scheinwelt oder er erschafft sich ein neues, freies Leben. Selbst wenn beide Wege zumeist in einer Trennung münden. Denn auch eine Vermeidung, sich also gegen das Ausleben seiner Neigung zu entscheiden, schmälert irgendwann die eigene Lebensqualität und wird sich irgendwann auch zunehmend stärker in der Partnerschaft widerspiegeln.

Auch wenn ein Outing wehtut, bekommt der andere Partner ein neues Leben geschenkt. Und die Chance, den Menschen zu finden, der ihn von Herzen liebt. Weiterhin eine Lüge zu leben, würde ihn um kostbare Lebenszeit berauben.

Ein Coming-out in einer Beziehung ist ein Geschenk für beide Partner, endlich ein erfülltes Leben zu leben.



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